Wetter

Wetterwechsel plagt Wetterempfindliche

von Holger Westermann

Glücklicherweise ballten sich diesmal die Tage mit Hochsommerwetter am Wochenende. Sonnenschein und Tagesmaxima über 30°C, mancherorts bis 34°C, reduzierten den Bewegungsdrang und weckten Sehnsucht nach Abkühlung - im Schwimmbad oder im Biergarten. Die lauen Abende unterstützen mediterranes Lebensgefühl, die wärmebedingte Trägheit war an den (für die Mehrzahl der Menschen) arbeitsfreien Tagen willkommener Anlass für Müßiggang. Doch nun zerreißt ein veritabler Temperatursturz das sommerliche Hochgefühl und belastet die Gesundheit vieler Menschen.

Die Konstante des Sommers ist heuer (in diesem Jahr) seine Unbeständigkeit. Eine stabile Hochdruckwetterlage konnte sich bislang nicht über Mitteleuropa etablieren. Nun beendet die erste Kaltfront des Tiefs „Tiba“ die wenige Tage währende Hochsommerepisode. Das Tief (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) verlagert sich von Schottland nach Norwegen. Mitteleuropa liegt nun an der Westflanke und wird mit kühler Nordatlantikluft geflutet.

Während entlang der Küsten in Norddeutschland die Temperatur nur moderat von 27°C auf 20°C zurück geht, bewirkt der Luftmassenaustausch im Süden einen Temperaturrückgang um 14°C; von 34°C auf 20°C. Dort entwickeln sich kräftige Gewitter mit Starkregen, größerem Hagel und (schweren) Sturmböen. Das größte Risiko besteht südlich einer Linie Schwarzwald - Oberpfälzer Wald sowie zwischen dem südlichen Brandenburg und dem Erzgebirge.

Nach den Gewittern nahen die nächsten Unwetter, insbesondere Baden-Württemberg, Bayern und Österreich werden geflutet. Der Kaltfront gelingt es nicht über die Alpen hinweg zu ziehen, sie verharrt davor und bewirkt andauernden und schauerartig verstärkten Regen, garniert mit kleinen Gewittern. Besonders hoch ist das Risiko in einem von Hochrhein über den Bodensee und Bayerischen Wald bis zu den Alpen reichenden Korridor. Dort werden 40 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter (l/m2) erwartet, mancherorts sind sogar 100 l/m2 möglich.

Dabei gehen die Tagesmaxima auf 15 bis 21°C zurück. Durch Wind und Regen sinkt die gefühlte Temperatur noch tiefer: Frösteln im Hochsommer. Für wetterempfindliche Menschen ist das eine erhebliche Gesundheitsbelastung. Erst war es sonnig und heiß, vielfach auch schwül. Die gefühlte Temperatur stieg über den Thermometerwert, da bei hoher Luftfeuchte durch schwitzen keine Wärmeregulation mehr möglich ist. Die Luft nimmt keinen weiteren Wasserdampf auf, der Schweiß rinnt ohne kühlenden Effekt am Körper hinab. Die Schlafqualität leidet und tagsüber nerven Konzentrationsprobleme. Der Temperatursturz lässt den Blutdruck steigen (Adern ziehen sich zusammen) und erfrischt die geistige Leistungsbereitschaft. Doch Regen und Kälte beeinträchtigen auch Motivations- und Leistungsbereitschaft und können Kopfschmerzen provozieren. Bei Menschen mit Muskel- oder Gelenkschmerzen verstärken sich die Symptome. Auch Migräne kann durch den raschen Temperaturwechsel (vasukärer Effekt) und/oder den Stress aufgrund der mentalen Belastungen (Migränetrigger) eine Schmerzepisode auslösen.

Zum nächsten Wochenende beruhigt sich das Wetter wieder. Meteorologen rechnen mit einer schwachen Hochdrucklage, mit Sonnenschein und steigender Temperatur - aber erneut nur für zwei, drei Tage Hochsommerepisode.

Quellen:

Dipl.-Met. Jens Hoffmann: Von wegen Hundstage - Sommer erst mal wieder auf Talfahrt. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 11.07.2016

Erstellt am 11. Juli 2016
Zuletzt aktualisiert am 11. Juli 2016

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