Wetter

Spektakulärer Hochsommerabschluß

von Holger Westermann

Die hitzeträchtigen Hundstage (23. Juli bis 23. August) sind gerade vorüber, da breitet sich das Hochdruckgebiet „Gerd“ über Mitteleuropa. So verabschiedet sich der Sommers 2016 mit einer mehrtägigen Hitzeperiode. War die Wärme bei intensiver Sonnenstrahlung bislang trocken, kommt nun zunehmend Schwüle auf. Dadurch steigt die Gesundheitsbelastung steil an.

„Gerd“ verlagert sich von Nordpolen langsam ostwärts. Mit der Strömung im Uhrzeigersinn um das Hochdruck-Zentrum wird bislang trockene Subtropikluft nach Mitteleuropa geführt. Je weiter „Gerd“ gen Osten voran kommt, um so eher mischen sich feuchte Luftmassen darunter - wenn Ausläufer heranziehender Atlantiktiefs wirksam werden. Schon am Wochenende steigt im Norden und Nordwesten sowie äußersten Westen Deutschlands die Wahrscheinlichkeit für Schwüle, Schauer und Gewitter.

Die Tagesmaxima erreichen in Mitteleuropa 30 bis 37°C. Die Wetterdienste gehen von einer zumindest fünftägigen Periode heißer Tagen (Tagesmaxima der Temperatur über 30°C) aus: von Mittwoch 24.08. bis Sonntag 28.08. Nur an den deutschen Küsten bleibt es bei erfrischendem Seewind ein wenig kühler. Für die letzte Augustwoche ist das eine ungewöhnliche Hitze.

Ab Samstagnachmittag provoziert zunehmende Luftfeuchte Schwüle; selbst wenn der Thermometerwert sinkt, steigt die gefühlte Temperatur weiter an - und damit auch die hitzebedingte Gesundheitsbelastung. Konzentrationsfähigkeit, Motivation und mentale wie körperliche Leistung schwinden. Menschen schwitzen sichtbar, denn der Flüssigkeitsfilm auf der Haut verdunstet in wasserdampfgesättigter Luft nicht mehr und rinnt wirkungslos am Körper hinab. Die Adern weiten sich um über das Blut möglichst effektiv Wärme aus der Körpermitte an die Hautoberfläche zu transportieren. Dadurch sinkt der Blutdruck und es fällt schwer einen soliden Muskeltonuns (Muskelspannung) aufzubauen - manchen Menschen wird bei Hitze, insbesondere schwüler Hitze schwindelig. Atemwegserkrankungen können eskalieren, da heiße Luft eine geringere Dichte (Zahl der Moleküle pro m3) aufweist als kühlere. Damit transportiert ein Atemzug auch weniger O2-Moleküle in die Lunge. Bei Schwüle verdrängen zudem Wassermoleküle andere Luftmoleküle, auch Sauerstoff.

Samstag - Sonntag - Montag vollzieht sich der Wechsel von trocken-heißer Hochsommerluft um die 35°C zu schwül-heißer Gewitterluft um die 30°C (gefühlte Temperatur aber weiterhin sehr hoch) zu kühlerer Luft um 25°C. Regen und Gewitter werden sich vorrangig über die Landschaften im Norden und Westen Deutschland sowie in den Mittelgebirgen (Eifel, Harz, Schwarzwald) ergießen, bis Montagnachmittag erreichen sie die Alpen. Die heranströmende feuchte und vergleichsweise kühle Luft trifft auf stark aufgeheizten trockenen Luftmassen, es entsteht eine labile Luftschichtung mit dynamischer Aufwärtsbewegung. Darin können sich einzelne Gewitter zu Unwettern entwickeln.

Dominant bleibt aber Sonnenschein, auch wenn die Schwüle von Westen und Südwesten her spürbar ansteigt. Der Sonntag wird mit 28 bis 35°C sehr heiß, für Montag erwarten die Meteorologen eine Abkühlung um 10°C, ab Dienstag beruhigt sich das Wetter und unter dem Einfluss eines sich nordwärts reckenden Ablegers des Azorenhochs steigt die Lufttemperatur wieder an - erwartet werden 22 bis 30°C.

Für wetterempfindliche Menschen markiert dieser Temperaturwechsel die Obergrenze erträglicher Werte: mehrere Tage > 30°C, ins Spitzen 37°C (gefühlte Temperatur > 40°C) stürzen um 10°C auf regnerische 18 bis 20°C (gefühlte Temperatur im Regen < 15°C) um am darauffolgenden Tag wieder auf rund 25°C zu steigen. Gegen die wärmeverstärkende Wirkung direkter Sonnenstrahlung schützt der Aufenthalt im Schatten, am besten bleiben empfindliche Menschen über Mittag und am Nachmittag im Gebäude. gegen ansteigende Schwüle hilft diese Taktik leider nicht. Dann hilft nur luftige Kleidung (ermöglicht Kühlung durch Wind), wenig körperliche Anstrengung (verhindert zusätzliches Schwitzen) und reichlich Wasser trinken (ersetzt den Flüssigkeitsverlust).

Quellen:

Dipl.-Met. Adrian Leyser: Späte Augusthitze. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 25.08.2016

Dipl.-Met. Peggy Hofheinz: Unter Hochdruck. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 26.08.2016

Erstellt am 26. August 2016
Zuletzt aktualisiert am 26. August 2016

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