Behandlung von Libido-Problemen ohne Hormone oder Medikamente

Brüder, zur Sonne, zum Lichte empor

von Holger Westermann

Fortgeschrittene Biographie bewirkt bei Männern oft einen schleichenden Verlust der Libido. Im Gegensatz zur Erektionsstörung, die von Betroffenen bemerkt und beklagt wird, schwindet die Sexbegeisterung unmerklich. Den Lustverlust verursacht der sukzessive sinkende Testosteronspiegel -  eine Therapie mit hellem Licht kann helfen.

Die Hilfe rettet vorrangig Glück und Zufriedenheit in der Partnerschaft. Den Betroffenen selbst fehlt erst einmal nichts; nur wenige entbehren intensiven Körperkontakt. Explizit sexuelle Interaktion werden immer seltener, sie werden auch nicht vermisst. Doch zur Partnerschaft gehören zwei - und da kann die verglimmende Lust eines Partners durchaus Irritationen provozieren. Entweder werden sie als Vernachlässigung empfunden oder gar als Indiz für schwindende Attraktivität interpretiert; eine Quelle für emotionale Spannungen in der Partnerschaft.

So ist die abnehmende sexuelle Erregbarkeit nicht allein ein Männerproblem. Je nach Studie sind bis zu einem Viertel der Partnerschaften von Männern über 40 betroffen. Dabei hatten Forscher beobachtet, dass dieser psycho-physiologische Effekt bei Mitteleuropäern und Nordamerikanern im Winterhalbjahr besonders ausgeprägt ist. Ein Wissenschaftler-Team der Universität Siena (Italien) hat nun in einer Versuchsreihe die Hypothese geprüft, dass Licht die Libido auffrischen könnte.

Dazu wählten sie 38 Männer aus, bei denen ein Mangel an sexuellem Verlangen oder eine sexuelle Erregungsstörung diagnostiziert worden war. Für das Experiment wurden per Zufallszuordnung zwei gleichstarke Gruppen gebildet: die Lichtgruppe und die Placebogruppe. Alle Versuchsteilnehmer erhielten zwei Wochen täglich frühmorgens eine halbstündige Bestrahlung mit weißem Licht. Bei der Lichtgruppe betrug die Beleuchtungsstärke 10.000 Lux, bei der Placebogruppe lediglich physiologisch unwirksame 100 Lux.

Zu Beginn und am Ende des Experiments ermittelten die Wissenschaftler den Testosteronspiegel im Blut der Versuchspersonen. Die subjektive Einschätzung der sexuellen Zufriedenheit notierten Männer auf einer Skala von 1 (unzufrieden ) bis 10 (euphorisch). Zu Beginn der Untersuchung lag der Mittelwert bei 2. Nach den beiden Bestrahlungswochen erreichte die Placebogruppe einen Wert von durchschnittlich 2,7; die Lichtgruppe steigerte sich jedoch auf eine Durchschnitt von 6,3. Diese Veränderung spiegelte sich auch in den Testosteronwerten wider; bei der Placebogruppe konnte keine Veränderung festgestellt werden, in der Lichtgruppe stieg der Tesosteronspielgel von 2,1 auf 3,6 ng/ml (Mittelwerte).

„Wir fanden recht deutliche Unterschiede zwischen jenen, die die aktive Lichttherapie erhielten und der Kontrollgruppe", erläutern die Forscher das Ergebnis ihrer Experimente. Offensichtlich erhöht eine Lichttherapie die Erregungsfähigkeit und den Testosteronspiegel älterer Männer.

In ihrem Fazit warnen die Forscher jedoch vor allzu optimistischen Selbstversuchen: „Wir sind noch nicht in dem Stadium, dass wir dies allgemein als Behandlung empfehlen können.“ So sei fraglich, wie lange die positiven Licht-Effekte anhalten. Andererseits ist während des Winters für Mitteleuropäer eine Lichttherapie auch zu allgemeinen Gemütsaufhellung hilfreich -  Nebenwirkungen wären eher angenehmer Natur.

Quellen:

Koukouna, D. et al. (2016): Light therapy as a treatment for sexual dysfunction; focus on testosterone levels. Poster P.4.b.010 presented at 29th ECNP Congress - Vienna 2016 (European College of Neuropsychopharmacology).

Erstellt am 23. September 2016
Zuletzt aktualisiert am 23. September 2016

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