Wetter

Idealer Herbstbeginn

von Holger Westermann

Schmetterling im Herbst

Nicht nur, dass die aktuelle Wetterlage „Hoch Mitteleuropa“ fast alle Mitteleuropäer freut; sie garantiert auch typische Herbstszenarien: Frühnebel in Senken wo sich Kaltluft sammelt, taunasses Laub am Boden erwärmt sich bereits am Vormittag und bietet ideale Bedingungen für Mikroorganismen die einen leichten Modergeruch verströmen, spätsommerlich warme Nachmittage animieren zum Spaziergang, nach Sonnenuntergang kühlt es rasch ab.

Derzeit dominiert Hoch „Nikolaus“ das Wetter hierzulande. Freizeitsportler, Balkongriller und Gartenfreunde sowie Winzer und Landwirte sind sich (ausnahmsweise) einig, das ist prächtiges Herbstwetter. Die lichten Tage werden rasant kürzer, aber von morgens bis abends scheint die Sonne - immerhin noch knapp 12 Stunden lang. Nur in Tälern und Senken sammelt sich nachts Kaltluft; dort bildet sich Frühnebel, der auch bis zur Mittagszeit liegen bleiben kann.

Die Temperaturmaxima erreichen immer noch 18°C bis 23°C, mancherorts auch über 25°C. Im Sonnenschein liegt die gefühlte Temperatur auch darüber. Um so drastischer wird der Temperaturabfall nach Sonnenuntergang empfunden. Tagsüber nimmt die Luft viel Feuchtigkeit auf, die abends abkühlende Luft kann so viel Wasserdampf nicht mehr tragen, es bilden sich feine Wassertröpfchen. Die feuchte Luft entzieht leicht bekleideten Menschen sehr effektiv Körperwärme. Wer eben noch die Strahlungswärme der untergehenden Sonne spürte fröstelt, sobald sich der Himmel abendrot färbt.

Die Nächte währen inzwischen länger als 12 Stunden. In sternklarer Nacht kann die tagsüber eingestrahlte Wärme ungehindert wieder ins Weltall entweichen. Die bodennahe Luftschicht profitiert noch vom Wärmespeicher Erdreich, die Lufttemperatur „in Kopfhöhe“ (ca. 170 cm) sinkt jedoch bereits auf 11°C bis 3°C. So entsteht durch Kondensation der Luftfeuchte in der zweiten Nachthälfte oder gegen Morgen „feuchter Dunst“ oder Nebel.

Wetterempfindliche Menschen sollten die Wärme des frühen Nachmittags genießen, aber die kühlen Abende und Nächte meiden. Die Großwetterlage „Hoch Mitteleuropa“ ist im Hochsommer Garant für laue Nächte, im Herbst aber werden die Abende rasch unangenehm kühl. Die große Differenz der gefühlten Temperatur in kurzer Zeit (von ca. 14:00 bis 17:00 Uhr) fordert eine enorme Anpassungsleistung des Körpers. Für Menschen mit dauerhaften oder immer wiederkehrenden Erkrankungen ist das eine schwer zu bewältigende Gesundheitsbelastung.

Das Hoch „Nikolaus“ (wer kommt eigentlich auf die Idee, diesen Namen bereits im September zu verwenden?) verlagert sich langsam nach Ost- und Südosteuropa. Der Einfluss auf das Wetter in Mitteleuropa schwindet, bleibt aber bis Montag dominant. Ab Sonntagabend können erste Ausläufer atlantischer Tiefdruckgebiete von Nordwesten auf Europa übergreifen. Als letzten Spätsommergruß erreicht am Sonntag ein Schwall feuchtwarmer Mittelmeerluft Südwestdeutschland. Bei zunehmender Schwüle steigt das Thermometer über 25°C; die gefühlte Temperatur erreicht Hochsommerniveau. Damit endet die stabile Großwetterlage „Hoch Mitteleuropa“ und eine unbeständige Westwetterlage übernimmt die Regie. Inwiefern dies auch den Wechsel zu feuchtkaltem, schmudeligem Herbstwetter bedeutet hängt von der Vehemnz ab, mit der die Tiefdruckgebiete vom Atlantik her über Mitteleuropa hinweg ziehen.

Quellen:

Dipl.-Met. Thomas Ruppert: Zeichen des Herbstes. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 22.09.2016

Dipl.-Met. Thomas Ruppert: Hoch Mitteleuropa. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 23.09.2016

Erstellt am 24. September 2016
Zuletzt aktualisiert am 24. September 2016

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