Wetter

Walpurga macht ne nasse Welle

von Holger Westermann

Sonnenblume

Das Spätsommerhoch „Otto“ über Südeuropa schrumpft und macht Platz für Tiefdruckgebiete, die vom Atlantik nach Mitteleuropa heranziehen. Den Aufgalopp beginnt Tief „Walpurga“ mit einer „wellenden Kaltfront“. Vielerorts fällt erstmals seit Wochen leichter, lang anhaltender Regen.

Der Rückzug des bislang dominierenden Hochdrucks erfolgt gemächlich. So muss „Walpurga“ noch sehr weit nördlich von West nach Ost ziehen; entlang der Nordspitze Norwegens. Die Kaltfront erreichte Mitteleuropa am Donnerstagabend von Nordwesten her und brachte neben einigen dichten Wolken gebietsweise leichten Regen. Langsam zog die Kaltfront südostwärts, wobei Reste des hohen Luftdrucks im Süden und Südosten Europas die Wetteraktivität abschwächte.

So bremst die Nachhut des Hochdrucks den Vorwärtsdrang der Kaltfront, bis sie quasistationär verharrt. Entlang dieser trägen Luftmassengrenze genügen kleine Störungen, durch bergiges Gelände oder kleine Kaltlufttropfen in höheren Atmosphäreschichten, um eine senkrecht-wellenförmige (mäandernde Linienführung) zu modulieren.

Die Kaltfront wurde diesmal auf einer Bogenlinie gestoppt, die von La Coruna (Nordspanien) über die Biskaya nach La Rochelle (Frankreich) und Paris (Frankreich) nach Frankfurt/Main (Hessen, Deutschland) und Berlin (Deutschland) bis nach Danzig (Polen) und Helsinki (Finnland) verläuft. Die wellenformende Störung bewirkt ein Höhentief (Kaltlufttropfen) an den Britischen Inseln. An dessen Vorderseite war der Luftdruck am Boden über Ostfrankreich und Deutschland geringer als sonst entlang der Walpurga-Kaltfront. Es bildete sich ein kleines lokales Tiefdruckgebiet. Im Bereich des tieferen Drucks aber dreht die Strömung. Der betroffene Abschnitt der Front wandelt sich zur Warmfront des neuen Tiefs „Xun“.

So wird aus einem Teil der Kaltfront eine Warmfront - Meteorologen sprechen von einer „frontalen Welle“, in diesem Fall einer Kaltfrontwelle oder wellenden Kaltfront. Im Warmfronten können sich auch Warmfrontwellen bilden, dabei wird ein Teil der Warmfront zur Kaltfront. Typisch für solche Wellen mit eng beieinander liegenden Abschnitten von Warm- und Kaltfront sind länger andauernde Niederschläge, die in einem recht eng begrenzten Streifen entlang der wellenden Front auftreten. Der meiste Regen fällt im Wellenbereich vor dem Wellenscheitel oder im Bereich des tiefsten Luftdrucks.

Dabei zieht das neue entstandene Tief „Xun“ mit der vorhandenen Strömung weiter. Auch der Kaltlufttropfen selbst mausert sich zu einem kleine lokalen Tief, das „Yanina“ genannt wird. Von Frankreich her ziehen Regengebiete nach Mitteleuropa, zunächst in den Süden Nordrhein-Westfalens und des Saarlandes, Rheinland-Pfalz bis ins westliche Thüringen.

Am Sonntag zieht die Welle weiter ostwärts und erreicht die Alpen. Schauer und Gewitter kühlen die Luft spürbar ab, zudem dreht der Wind auf Nordost und führt kühle Luftmassen heran. Zu Wochenbeginn beruhigt sich das Wetter, Sonnenschein setzt sich zunehmend durch. Das bedeutet aber auch enormen Wärmeverlust in langen sternklaren Nächten. Infolgedessen bleiben die Tagesmaxima unter 20°C, morgens wird es allerdings sehr frisch, mancherorts kann auch erster Bodenfrost auftreten. In den Alpen muss oberhalb 2.000m mit Schnee gerechnet werden. Walpurgas Welle schwemmt den Spätsommer aus Mitteleuropa.

Foto DWD

Quellen:

Dipl.-Met. Simon Trippler: Ein Tief macht die Welle. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 01.10.2016

Erstellt am 1. Oktober 2016
Zuletzt aktualisiert am 1. Oktober 2016

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Ab jetzt Winterwetter

Es ist nicht nur ein kurzzeitiger Kaltluftvorstoß, sondern der drastische Wechsel vom nasskalten Herbst zu frostigem Winterwetter. Die Großwetterlage stellt sich nachhaltig um. Das ist hierzulande Ende November eigentlich „normal“, nur in den letzten Jahren blieb der Übergang vom Spätherbst zum Frühwinter zumeist mild; Schnee schmolz rasch wieder dahin. Diesmal ist das anders - es wird nachhaltig winterlich. weiterlesen...


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...


Auf Rosen gebettet lernt es sich leichter

Gerüche können Kreativität und Lernerfolg verbessern. Freiburger Forscher haben nun untersucht, was genau der betörende Rosenduft bewirkt und in welcher Dosis er das Lernen erleichtert. weiterlesen...