Wetter

Kälteeinbruch quält wetterempfindliche Menschen

von Holger Westermann

Nach einem sonnigwarmen Spätsommer schwingt das Wetterpendel nun ins andere Extrem: Hochnebel hüllen die Tage in tristes Grau, zwängt sich Sonnenschein hervor bleibt die Luft dennoch kühl, in den Alpen sinkt die Schneefallgrenze unter 1.000 Meter. Nachts wird es frostig kalt und am Morgen nur zögerlich wärmer. Für wetterempfindliche Menschen ein Wechsel ins Unbehagliche.

Das kräftige Hoch „Peter“ über Skandinavien (Luftströmung mit dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) führt von Nordosten feuchte und kühle Luft heran. Im Laufe des Wochenendes verlagert sich das Zentrum des großräumigen Hochdruckgebiets nach Nordskandinavien. Damit verschiebt sich auch der Zustrom kalter Russlandluft, die sich auf ihrem Weg nach Mitteleuropa mit Feuchtigkeit anreichert, nordostwärts.

Zeitgleich zieht das Tief „Zofia“ (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn) entlang dem Südhang der Alpen von Kärnten über die Ukraine in Richtung Russland. Durch das Zusammenspiel von „Peter“ und „Zofia“ stabilisiert und beschleunigt sich der Nordostwind, auch im Flachland sind Böen mit über 80km/h möglich, auf Berggipfeln wird es sehr stürmisch. Die sehr feuchten und niederschlagsreichen Luftmassen werden von Norden und entlang der Alpen nach Mitteleuropa geführt. In den Staulagen der Berge (Nordosthänge nicht Nordwesthänge, wie gemeinhin bei Staulagen von Tiefdruckgebieten, die vom Atlantik kommen) regnet es intensiv, oberhalb von 900 bis 1200 Meter kann es sogar schneien. Die Maximaltemperatur in Mitteleuropa erreicht lediglich 17°C, nachts wird es auch im Flachland bis zu 2°C kalt, mancherorts ist bereits Bodenfrost möglich.

Für wetterempfindliche Menschen bedeutet der rasante Wetterwechsel eine enorme Gesundheitsbelastung. Ohnehin quält nasskaltes Wetter chronisch kranke Menschen, die unter Rheuma. Fibromyalgie, Muskelverkrampfungen (beispielsweise aufgrund von Arthrose und Gelenkfehlstellungen) aber auch Atemwegserkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Verstärkt wird der Effekt durch den Kontrast zum sonnenwarmen Wetter der letzten Wochen, sowie durch das triste Grau des Himmels. Die Begeisterung für Aktivitäten im Freien lässt sich nur noch gegen inneren Widerstand aktivieren. Man nimmt die Heizung in Betrieb und bleibt im Haus. Bei manchen Menschen gewinnt bereits depressive Stimmung Oberhand. Für die Gesundheit wäre das Überwinden der Unlust ein doppelter Gewinn: Die körperliche Aktivität in frischer Luft stärkt das Immunsystem, das Sonnenlicht verbessert die Gemütslage. Dann ist der abrupte Wetterwechsel besser zu ertragen.

Quellen:

Stud. geogr. Marc Senzig, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz / Dipl.-Met. Sabine Krüger: Europawetter. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 06.10.2016

Erstellt am 6. Oktober 2016
Zuletzt aktualisiert am 6. Oktober 2016

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