Wetter

Uwe frostet Mitteleuropa

von Holger Westermann

In Hochdruckgebieten fließt die Luft mit dem Uhrzeigersinn um das Zentrum. Das Hoch „Uwe“ liegt derzeit über der Nordsee und verlagert sich gemächlich südostwärts. Dadurch strömt zunächst eiskalte Polarluft nach Mitteleuropa - in exponierten Lagen mit orkanartiger Geschwindigkeit. Doch die Dynamik schwächt sich alsbald ab.

Mit seiner nördlichen Bodenströmung zapft „Uwe“ das frühwinterliche Kaltluftreservoir über Skandinavien an. Diese Luftmassen sind im Vergleich zur mitteleuropäischen Spätherbstluft kalt und trocken, aber noch nicht so extrem wie hochwinterliche Festlandsluft aus Russland; bei Hochdruck-Ostwetterlagen im Januar mit Sonnenschein und Dauerfrost unter -10°C.

Die durch „Uwe“ sternklaren Nächte lassen Wärmestrahlung ungehindert ins Weltall entweichen. Bis zum frühen Morgen sinkt die Temperatur bodennaher Luft unter den Gefrierpunkt. Vielerorts wird es frostig kalt, zwischen -5 und -10°C. In Norddeutschland bleibt es dabei weitgehend windstill. Dadurch kann es selbst auf den Inseln eichten Frost geben. Sobald der Westwind etwas auffrischt wird jedoch wieder Luft heran getragen, die sich über dem +6 bis +10°C warmen Nord- und Ostseewasser erwärmt hat.

Je höher und weiter südöstlich eine Region liegt, um so deutlicher wird die Kälte spürbar. In Österreich fällt das Thermometer in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gebietsweise (Stiermark) unter -10°C. In Süddeutschland kann es bis zu -10°C kalt werden, ansonsten -1 bis -7°C, in Norddeutschland -5 bis 0°C.

Das Hoch „Uwe“ verlagert seinen Schwerpunkt langsam zur Mitte Deutschlands und dann weiter nach Südosten. Im Norden Mitteleuropas drängt dann rasch feucht-kühle Nordseeluft heran, während sich in den anderen Regionen bei geringer Luftbewegung das solide Kaltluftpolster halten kann. Trotz Sonnenschein erwärmt sich die Luft kaum über +5°C. Bei Windstille im Sonnenschein kann die gefühlte Temperatur jedoch deutlich darüber liegen.

Der Thermometerwert sinkt jedoch rasch, sobald die Sonne ihren Mittagshochstand passiert hat. Nach 14:00 Uhr wird es wieder merklich kühler; nach 16:00 Uhr ist mancherorts schon wieder Frost möglich. In den Mittelgebirgen muss verbreitet mit mäßigem Frost gerechnet werden. In Tälern und Senken, wohin die schwere Kaltluft zusammenfließt, kann auch strenger Frost (< -10°C) auftreten.

Zur zweiten Wochenhälfte ziehen kräftige Tiefs vom Atlantik über das Baltikum und bringen dem Norden Mitteleuropas wieder Wind und nasskaltes Wetter. Im Süden hält sich der Einfluss des Hochs „Uwe" noch eine Weile, bis auch dort die Lufttemperatur milder, das Wetter aber bewölkt und regnerisch wird - gebietsweise kann es auch schneien.

Für viele wetterempfindliche Menschen ist das trocken-frostige Wetter angenehmer als nasskaltes. Wer jedoch unter zu hohem Blutdruck leidet (Hypertonie) sollte die frühen Morgenstunden, wenn es kurz vor den ersten Sonnenstrahlen besonders kalt ist, Aktivitäten im Freien meiden. Durch den schroffe Gegensatz zwischen wohlig warmem Heizungsklima in der Wohnung und der trockenen Kälte im Freien ziehen sich die Adern besonders kräftig zusammen - der Blutdruck steigt steil an. Zudem ist die Phase kurz nach dem Aufstehen ohnehin der Zeitraum maximaler Blutdruckwerte. Das Zusammentreffen beider Effekte kann fatale Folgen haben. Es ist besser die Mittagszeit abzuwarten, bevor man sich an kalten Tagen im Freien bewegt. Zudem unterstützt dann der Sonnenschein den positiven Effekt der Frischluftaktivität - das helle Licht macht gute Laune.

Quellen:

Dipl.-Met. Robert Hausen: Hoch "UWE" bringt frostige Temperaturen. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 28.11.2016

Erstellt am 28. November 2016
Zuletzt aktualisiert am 28. November 2016

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