Wetter

Dauerfrost belastet die Gesundheit

von Holger Westermann

Reif-Rose

Ein Ballett der Tiefdruckgebiete bringt den Winter nach Mitteleuropa. Das Sibirientief „Corinna“ brachte den ersten Schnee und nun zieht das Tief „Axel“ aus Nordnordwest vom Nordmeer über Skandinavien zur Ostsee und weiter nach Ostpolen. Das Hoch „Zhygimont“ mit dem Zentrum nördlich von Irland flankiert die Zugbahn. Dabei reift „Axel“ zu einem veritablen Sturmtief und führt zunächst vergleichsweise milde und feuchte Nordseeluft heran, bis es auf seinem Weg nach Osten polarkalte und trockene Festlandsluft anzapft. Aus der feuchten Luft schneit es, dann wird es bitterkalt.

Zum Jahreswechsel brachte das Tief „Corinna“ den ersten Schnee des Winters nach Mitteleuropa; Es drängte das lange wetterbestimmende Hoch „Yörn“ südwärts ab; an der Luftmassengrenze zwischen feuchtkalter Luft des Tiefs und trockenkalter Luft des Hochs begann es zu schneien. Nun stürmt „Axel“ heran. Mit dem Wetterwechsel zum Jahreswechsel wird auch der Wechsel der Benennung von Tiefdruckgebieten offensichtlich: 2017 tragen sie wieder männliche Namen; die Hochdruckgebiete werden heuer (in diesem Jahr) weiblich benannt.

In Tiefdruckgebieten strömt die Luft entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum. So lange sich „Axel“ noch im Nordwesten oder Norden Mitteleuropas befindet, stammt die herangeführte Luft vom golfstromerwärmten Nordatlantik oder der Nordsee. Die feuchte nicht allzu kühle Luft zieht als Schneeschauer-Front über Mitteleuropa hinweg. Sobald „Axel“ Polen oder das Baltikum erreicht und Mitteleuropa damit an die Westseite des Tiefdruckzentrums gelangt, wird Luft aus Nordrussland angesogen und in weitem Bogen von Nordosten her über die Ostsee heran geführt.

Das erste Schneeschauerband zieht von Nordwesten in Richtung Südwesten über Mitteleuropa hinweg. Bis hinunter auf 400m fällt Schnee, in tieferen Lagen regnet es auf kalten Boden. Auf Gehwegen und Strassen muss mit Glatteis gerechnet werden. In den Staulagen der Mittelgebirge kann es ausgiebig schneien, 10 bis 15 cm Neuschnee sind möglich. Aufgrund des heftigen Windes, der in freien Lagen Sturmstärke erreicht und orkanartige Böen mit sich bringen kann (bis 110 km/h) sind Schneeverwehungen garantiert. Eine Zeitung, bekannt für knappe Texte und Überschriften in großen Buchstaben, prophezeit einen „Erzgebirgs-Blizzard“.

Den Alpenrand erreicht die Niederschlagsfront erst mit einem Tag Verzögerung. Auch Sturmtiefs benötigen einigen Stunden, um die 1.000km über Mitteleuropa zurück zu legen. Das Schneefallband ist nun breit, es erstreckt sich vom Schwarzwald bis an den Nordhang der Ostalpen, und zunehmend tief, es schneit vom Siebengebirge und Harz bis in die Alpen.

Dann geht der Schneefall von Norden her zurück, am intensivsten bleibt er an den Staulagen entlang der Alpennordseite. Südlich des Alpenhauptkamms von Osttirol über Kärnten bis ins Südburgenland wechseln hingegen sonnige Abschnitte mit ein paar dichten Wolken, dort bleibt es weitgehend trocken. Sonnenschein kündigt den Einstrom der eiskalten Polarluft an, dann herrscht hierzulande Dauerfrost. Nachts fällt die Temperatur unter -10°C; mancherorts auch deutlich unter -15°C; tagsüber wird es nicht mehr als -2°C „warm“. Nur an den deutschen Küsten, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Wärmespeichern Nord- und Ostsee, kann es frostfrei bleiben.

Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist das eine risikoreiche Wetterlage. Bei Kälte ziehen sich die Adern zusammen, um Wärmeverlust des Körpers zu verhindern. Doch damit steigt auch der Blutdruck. So kann Neuschnee am Morgen fatale Folgen haben:

  • Beim Aufwachen steigt der Blutdruck ohnehin an
  • Der Blick auf die schneebedeckten Gehwege vor der Tür signalisiert Schneeräumpflicht und bewirkt Stress
  • Rasch übergeworfene Kleidung schützt nur unzureichend vor Kältereizen, die einen weiteren Blutdruckanstieg provozieren
  • Schneeschippen ist schwere körperliche Arbeit, die das Herz maximal fordert
  • Ohne Frühstück stellt der Kreislauf den Muskeln kaum Zucker zur Verfügung, heftiger Herzschlag soll die Versorgung verbessern
  • Das Infarktrisiko steigt rasant
  • Menschen mit Gesundheitsproblemen an Herz und Kreislauf sollten daher aufs Schneeschippen verzichten.

Auch Menschen mit anderen Gesundheitsproblemen leiden unter der Dauerkälte, Gelenke und Muskeln schmerzen, Atemwege verkrampfen. Trockene Luft in den Wohnräumen kann durch Lüften nicht mehr angefeuchtet werden. Die kalte Frischluft enthält kaum Feuchtigkeit und sobald sie durch Heizen angewärmt wurde sinkt ihre relative Luftfeuchte sofort. Hier helfen Zimmerpflanzen, die dann aber häufiger gegossen werden müssen, oder Luftbefeuchter. Aufs Lüften zu verzichten ist dennoch keine gute Idee, denn gerade zur Heizperiode sammelt sich sehr viel Feinstaub (beispielsweise aufgewirbelt aus dem Teppich) in der Atemluft - deshalb sollte sie ein bis zweimal täglich ersetzt werden. Nach dem Öffnen der Fenster strömt die Warmluft nach oben heraus und reißt der Staub mit sich, derweil fließt kalte Luft im unteren Teil des geöffneten Fensters hinein und verteilt sich am Boden. So ist in der ersten Phase des Lüftens der Abtransport des Feinstaubs garantiert - längeres Fensteröffnen verbessert das Ergebnis dagegen nicht. Besser ist es die Prozedur mehrmals am Tag zu wiederholen.

Quellen:

Wettervorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien (ZAMG) vom 3. Januar (Jänner) 2017

Erstellt am 3. Januar 2017
Zuletzt aktualisiert am 3. Januar 2017

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