Pessimisten sind anfällig für risikoreichen Lebensstil

Optimisten leben nicht nur besser sondern auch länger

von Holger Westermann

Wer darauf vertraut, dass sich eine kritische Situation, der kommende Tag und das Leben insgesamt positiv entwickeln wird, entspannt nicht nur Geist und Gemüt, sondern verbessert auch die Gesundheit. Optimismus zahlt sich offensichtlich besonders für Frauen aus.

Für die Studie wurden 70.021 (ehemalige) US-amerikanische Krankenschwestern (Durchschnittsalter 70 Jahre) im Rahmen der Nurses’ Health Study nach ihrer Lebenseinstellung befragt; 2004 und 2008. Dabei wurden ihnen 6 sehr konkrete Fragen gestellt, beispielsweise die Aussage „In unsicheren Zeiten erwarte ich normalerweise das Beste." trifft voll und ganz zu bis trifft überhaupt nicht zu (Lickert Skala). Nachfolgend wurden die Todesfälle unter den Teilnehmerinnen analysiert, die zwischen 2006 und 2012 auftraten. Durch diese jeweils zwei Jahre Beobachtungskarenz sollte vermieden werden, dass womöglich bereits schwere akute Erkrankungen die Lebenseinstellung beeinflussten. Andere Einflussgrößen wie Alter, Rasse, Bildungsniveau und Familienstand wurden durch statistische Verfahren herausgerechnet.

Während der sechsjährigen Folgebeobachtung war das Sterberisiko für optimistische Frauen um 29% geringer als bei den eher pessimistisch eingestellten. Der geringste Effekt zeigte sich bei den schicksalhaften Erkrankungen wie Krebs (16% geringer). Deutlich größer war der positive Einfluss bei den stressassoziierten Erkrankungen und Sterberisiken wie Herz-Kreislauf-Ereignisse (38% geringer) und Schlaganfall (39%) sowie Atemwegserkrankungen (37%) und Infektionen (52%), auch wenn die Fallzahlen insgesamt geringer waren.

Bei der Suche nach Ursachen für diesen Effekt prüften die Forscher auch das Risiko für Depression unterschiedlicher Intensität (depressive Verstimmung bis schwere Depression), konnten aber keinen Einfluss optimistischer Lebenseinstellung finden. Das mag auch daran liegen, dass Menschen mit depressiven Episoden nicht durchgängig trübsinnig sind und wer sich für ein solches Interview aufrafft durchleidet keine akute Krise. Wurden auch andere Risikofaktoren wie hohe Cholesterinwerte und Diabetes berücksichtigt reduzierte sich der positive Optimismuseffekt marginal auf 27%; berücksichtigt man typisches Risikoverhalten wie Rauchen und Sportaversion waren es noch 14%. Wenn alle verhaltensbedingten Risikofaktoren herausgerechnet wurden, lag das Sterberisiko bei den optimistischsten Frauen immer noch um 9% niedriger.

Menschen mit optimistischer Lebenseinstellung gelingt es besser Risikoverhalten zu meiden; wer zagend in die Zukunft blickt neigt zur kurzfristig wirksamen Zerstreuung, die oftmals Gesundheitsrisiken mit sich bringt. Die Studie zeigt durch ihre schrittweise Analyse sehr anschaulich, wie Lebensperspektive, Verhalten und Gesundheit einander beeinflussen.

In ihrem Fazit betonen die Forscher den Wert einer positiven Lebenseinstellung: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir mehr Anstrengungen unternehmen müssen, Optimismus zu fördern“.

Quellen:

Kim, E.S. et al. (2017): Optimism and Cause-Specific Mortality: A Prospective Cohort Study.  American Journal of Epidemiology 185 (1): 21 - 29. doi: 10.1093/aje/kww182

Erstellt am 19. Januar 2017
Zuletzt aktualisiert am 19. Januar 2017

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Gesundheitsrisiko Temperatursturz im April

Nach einer rekordverdächtigen Warmwetterphase von Februar bis Mitte April, ist jetzt das kühle wechselhafte April-Wetter mit Wind, Regen und vereinzelt auch Schneefall zurück. Der Temperatursturz um 15 bis 20°C ist an sich schon ein Gesundheitsrisiko, doch die physiologische und psychologischen Herausforderungen sind diesmal besonders drastisch. weiterlesen...


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...


Auf Rosen gebettet lernt es sich leichter

Gerüche können Kreativität und Lernerfolg verbessern. Freiburger Forscher haben nun untersucht, was genau der betörende Rosenduft bewirkt und in welcher Dosis er das Lernen erleichtert. weiterlesen...