Wetter

Tiefdruckpolonaise

von Holger Westermann

Stürme und Regen zerzausen die Narrenkappen. Sieben Tiefdruckgebiete ziehen in dichter Folge heran, mit orkanartigen Böen, Dauerregen, Tauwetter, Gewitter und Schnee. Besonders intensiv trifft es die närrische Diaspora entlang der Küste und in Nordostdeutschland; insofern verschmerzbar. Doch auch das Rheinland wird es über Karneval stürmisch und regenreich treffen. Die alemannischen Hästräger kommen vergleichsweise glimpflich davon.

Wie in einer Polonaise mäandrieren die Tiefdruckgebiete dicht gedrängt hintereinander vom nahen Nordatlantik her über Mitteleuropa hinweg. An der Spitze gibt Tief „Rolf“ die Richtung vor und schwingt das Narrenszepter mit Sturm und reichlich Niederschlag. „Rolf“ hat nicht nur feuchte, sondern auch warme Luft im Gepäck. Bis in Hochlagen von 1.800m schmilzt der Schnee. Tauwetter in den Mittelgebirgen und Alpen kann in Verbindung mit intensivem Regen zu Überschwemmungen führen.

An der Schulter von „Rolf“ eingehakt folgt Tief „Stefan“ mit weiterer Warmluft und Regen, wobei sich der Schwerpunkt der Niederschläge in die Mitte und den Norden von Deutschland verlagert. Gleich am Donnerstag, an Weiberfastnacht, erscheint von Irland her „Thomas“, Tief Nummer 3. „Stefan“ und „Thomas“ sind stürmische Gestalten, vor allem am Donnerstag muss im Flachland mit schweren Sturmböen und in den Hochlagen mit Orkanböen gerechnet werden. Sogar einzelne Gewitter sind möglich und mit der Kaltfront (2. Front beim Durchzug eines Tiefdruckgebiets) wird kältere Polarluft herangeführt. Dadurch sinkt die Schneefallgrenze vorübergehend auf 1.000m. Hochlagen der Mittelgebirge müssen mit Neuschnee rechnen.

Schon am Freitag zieht das nächste, bis heute noch namenlose Tief Nummer 4 heran und liefert Regengüsse, Graupelgewitter und Sturmböen. Die Schneefallgrenze sinkt weiter und wird bei 600 bis 400m erwartet, gebietsweise schneit es bis in tiefere Lagen.

Die Abkühlung hält sich aber nicht lange, schon am Samstag greift die Warmfront eines weiteren Tiefs (Nummer 5) von den Britischen Inseln her auf Deutschland über. Dabei dreht die Strömung auf Südwest, es wird spürbar wärmer und die Schneefallgrenze steigt deutlich an. Schnee geht wieder in Regen über. Der Temperaturanstieg setzt sich am Sonntag und Rosenmontag fort. Dabei hat Tief Nummer 6 vor allem die Nordwesthälfte Deutschlands (ja, dazu zählt auch das nördliche Rheinland) fest im Griff. Süddeutschland darf dagegen auf mehr Sonne und vor allem am Rosenmontag von frühlingshafte Wärme über 15°C hoffen.

Schon am Faschingsdienstag erreicht Tief Nummer 7 mit seiner Regenfront Nordwestdeutschland und zieht zügig südostwärts. Binnen neun Tagen werden verbreitet 20 bis 40 Liter Regen (oder Schnee) pro Quadratmeter erwartet. Im Nordwesten Deutschlands können sogar 40 bis 60 in den Mittelgebirgen sowie an den Alpen 70 bis 100 l/m2 zusammen kommen. Damit wird das Niederschlagsdefizit des Winters 2016/2017 zwar noch nicht ausgeglichen, aber Schifffahrt und Landwirtschaft sowie die Wasserwerke können wieder Hoffnung auf adäquate Pegelstände in Flüssen und Grundwasser schöpfen.

Für Jecken, Narren und Hästräger war „reichlich Wasser“ noch nie Quell des Frohsinns - daran wird sich auch in diesem Jahr nichts ändern.

Quellen:

Dipl.-Met. Marco Manitta: Tiefdruckpolonaise. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 21.02.2017

Erstellt am 21. Februar 2017
Zuletzt aktualisiert am 21. Februar 2017

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