Wetter

Frühlingshauch geht rasch die Puste aus

von Holger Westermann

Krokus und Biene

Sonnenschein mit bis zu 20°C am frühen Nachmittag - und das zum Wochenende, so dass sehr viele Menschen dieses Gute-Laune-Wetter auch genießen können. Schneeglöckchen und Krokusse blühen nun überall in Mitteleuropa, zum Leidwesen der Pollenempfindlichen auch Hasel und Erle. Bienen verlassen ihren Stock und beginnen mit ersten Erkundungsflügen. In der Luft ein Duft von Frühling: Leider nur vorübergehend.

Zwar huldigt Deutschlands prominentester Lyriker (Prominenz diesmal als „hervorragend“ zu verstehen, nicht als leidlich bekannt) im Gedicht „Frühzeitlicher Frühling“ nicht dem meteorologischen Phänomen selbst, sondern nutzt es als Metapher für das diffuse Drängen aufkeimender Jugend. Dennoch wird anschaulich beschrieben, wie im März der Frühling kurzzeitig erblüht, einen konkreten Eindruck der frischen wärmeren Jahreszeit erweckt, und sich dann wieder zurück zieht:

Mächtiger rühret
bald sich ein Hauch,
doch er verlieret
gleich sich im Strauch.

Den Auftakt zum Frühlingsintermezzo dirigiert die Warmfront des Tiefdruckgebiets „Wilfried“. Dieses Randtief eines umfangreichen Tiefkomplexes vor Norwegen (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) dehnt sich von Westeuropa bis in den westlichen Mittelmeerraum und lenkte sehr warme Luftmassen aus Nordafrika nach Mitteleuropa; vor allem in Österreich war auch ein wenig Saharastaub mit dabei.

An den Nordhängen der Alpen, vereinzelt auch in Mittelgebirgen, unterstützte Föhn die Lufterwärmung. Der sehr kräftige Südwind überströmt die Gebirge. Beim Aufsteigen in Luv der Berge (windzugewandte Seite) wird  die Luft kälter und regnet (oder schneit) die Feuchtigkeit ab. Denn kalte Luft kann weniger Luftfeuchte tragen als wärmere. Auf der Windschatten-Seite der Gipfel (in Lee) sinkt die Luft wieder ab, denn die beim Aufsteigen abgekühlte Luft ist deutlich schwerer als die Umgebungsluft. Dabei nimmt der Luftdruck stetig zu - und infolgedessen auch die Temperatur. Die (adiabatisch) erwärmte Luft kann wieder mehr Feuchtigkeit aufnehmen; Wolken lösen sich sehr schnell auf.

Der warme Fallwind wirkt in Abhängigkeit der Berghöhe, die vom Tal - zum Gipfel - zum Tal überströmt wird. Hierzulande sicherlich besonders wirkungsvoll an den Alpen, dort kann der Temperaturanstieg durch Föhn über 10°C betragen. Aber auch im Lee der Mittelgebirge können die Temperaturmaxima 1 bis 3°C über denen der umliegenden Wetter-Stationen liegen.

Doch auf die Warmfront folgt zuverlässig die Kaltfront des Tiefs. Der Wind weht wieder kräftig, doch diesmal nicht saharawarm sondern nordatlantisch-frisch. Regenbänder ziehen über Mitteleuropa hinweg, die Temperaturmaxima erreichen gerade noch 10°C. Der Frühlingshauch verliert sich wieder zwischen Spätwinter und Vorfrühling. Doch die Intervalle bis zum nächsten Frühlingswetter werden kürzer. Jedes Tief, dass vom Atlantik heran zieht lenkt mit seiner Warmfront gut erwärmte Luft aus dem Mittelmeerraum oder aus Nordafrika nach Mitteleuropa. Der lichte Tag dehnt sich derzeit besonders dynamisch um täglich 4 Minuten (zur Sonnenwende sind es nur wenige Sekunden). Die Sonne steht zur Mittagszeit immer höher am Himmel und gewinnt an Strahlungsintensität. Noch ein, zwei Warmluft-Episoden, dann stellt auch die Natur komplett auf Frühling um.

Quellen:

Dipl.-Met. Julia Fruntke: Aprilwetter im März - Warum es derzeit in Deutschland so stürmisch zugeht. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 02.03.2017

Dipl.-Met. Marcus Beyer : Frühling für einen Tag. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 05.03.2017

Erstellt am 5. März 2017
Zuletzt aktualisiert am 6. März 2017

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Gesundheitsrisiko Temperatursturz im April

Nach einer rekordverdächtigen Warmwetterphase von Februar bis Mitte April, ist jetzt das kühle wechselhafte April-Wetter mit Wind, Regen und vereinzelt auch Schneefall zurück. Der Temperatursturz um 15 bis 20°C ist an sich schon ein Gesundheitsrisiko, doch die physiologische und psychologischen Herausforderungen sind diesmal besonders drastisch. weiterlesen...


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...


Auf Rosen gebettet lernt es sich leichter

Gerüche können Kreativität und Lernerfolg verbessern. Freiburger Forscher haben nun untersucht, was genau der betörende Rosenduft bewirkt und in welcher Dosis er das Lernen erleichtert. weiterlesen...