Wetter

Frühlingsanfang

von Holger Westermann

Forsythien

Astronomisch betrachtet beginnzt am 20. März 2017, um 11:29 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) der Frühling. Die Sonne geht ab diesem Zeitpunkt überall auf der Erde um 06:00 Uhr wahrer Ortszeit auf und um 18:00 Uhr unter. Die Nacht und der lichte Tag sind genau gleich lang. Doch der gefühlte Frühling wird eher vom Wetter bestimmt als durch die Geometrie des Himmels.

Der garstige Wetterumschwung zum Winterausklang wird pünktlich zum Frühlingsanfang zurückgedreht. Von Süden her setzt sich Hochdruckeinfluss durch, so dass am ersten Frühlingstag der Südosten Österreichs profitiert, hier sind bei auflockernder Bewölkung und abflauendem Wind bereits wieder 20°C möglich - während es weiter nördlich und westlich bei 10 bis 14°C weiterhin windig und regnerisch bleibt.

Doch die Schönwetterfront schiebt sich langsam aber stetig über Mitteleuropa nordwestwärts voran. Am Dienstag soll entlang der Alpen ein kräftiger Föhn die Luft erwärmen und Regenwolken beiseite blasen. In der Mitte und im Norden Deutschlands kühlen derweil noch Regenschauer die Luft auf 7 bis 10°C, durch kräftigen WInd liegt die gefühlte Temperatur noch niedriger. Im privilegierten Süden wird das Wetter bei Aufheiterungen, nachlassendem Wind und 15°C schon angenehmer empfunden.

Für Mittwoch und Donnerstag erwarten die Meteorologen eine Störung des Schönwettertrends, aber keinen substanziellen Rückschlag. Bis zum nächsten Wochenende sollte sich in ganz Mitteleuropa Frühlingswetter durchsetzen: Mehr Sonne als Wolken, nur wenig Regen bei ansteigender Lufttemperatur bis 20°C und nachlassendem Wind.

Die Schneefallgrenze steigt derweil von 1.000m auf 2.000m, während in den Tallagen der Frühling erblüht. Die Leitpflanze des Erstfrühlings färbt derzeit die Gärten gelb; allerorten blühen nun die Forsythien. Am Oberrhein und nördlich des Rheinischen Schiefergebirges (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland), wurden ab dem 10. März die ersten Blüten registriert. Dennoch ist durch viele Frosttage und lange Trockenheit die Vegetation heuer (in diesem Jahr) ungewöhnlich zögerlich und trotzt damit dem langjährigen Trend zu immer früheren Terminen.

Die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) illustriert diese Entwicklung der Vegetationsdynamik sehr anschaulich mit einem in Norddeutschland schwerlich zu beobachtenden Phänomen: Um wieviel Tage unterscheidet sich die Erstblüte bei 100m Höhendifferenz. Bei der Forsythie sind es durchschnittlich 3,8 Tage, das Buschwindröschen benötigt lediglich 2,8 Tage.

„Heuer haben wir einen sehr milden Februar und einen bisher sehr milden März erlebt. Trotzdem blühen die ersten Frühlingsboten wie in einem durchschnittlichen Jahr. Denn der Jänner (Januar) war sehr kalt und das wirkt sich immer noch aus“ erklärt Helfried Scheifinger von der ZAMG. Nach besonders milden Wintern kann in einem warmen Frühling die 100-Meter-Marke auch in nur einem Tag übersprungen werden, nach strengen Wintern bei nasskaltem Frühlingswetter hat es auch schon mehr als 7 Tage gedauert.

Die heuer in der Höhe recht späte Blühzeit ist dem ergiebigen Schneefall geschuldet. Zunächst verhindert die Schneedecke jeden Vegetationsanreiz, da weder Licht noch Wärme zu den Pflanze im Boden dringen. Dann kühlt das Schmelzwasser die oberen Bodenschichten und durchfeuchtet sie. Nasses Erdreich leitet Wärme besser als trockenes. Sobald tagsüber warmer Sonnenschein wirken kann, ist bei sternklarer Nacht Auskühlen bis zum Bodenfrost garantiert. So bedarf es mehrerer Tage sonnige Hochdruckwetterlage, bis der Boden abgetrocknet ist, damit die vegetationsprovozierende Wärme wirken kann. Über das bunte Ergebnis dieses Effekts dürfen sich die Menschen im Frühling freuen.

Quellen:

Frühlingsblüte „klettert“ rund 100 Meter in drei Tagen. Pressemitteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und geodynamik in Wien (ZAMG) vom 17.03. 2017.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann: Der Erstfrühling ist da. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 18.03.2017

Dipl.-Met. Thomas Ruppert: Frühling im Kalender. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 19.03.2017

Erstellt am 20. März 2017
Zuletzt aktualisiert am 20. März 2017

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