Wetter

Beständig unbeständig

von Holger Westermann

Schachbrettblumen

Nach einem sehr trockenen und sonnigen März, der mit meteorologischen Sommertagen endete, naht nun sprichwörtliches Aprilwetter. An der Rückseite des ostwärts abziehenden Tiefdruckkomplexes strömt polare Kaltluft heran. An der Kollisionsfront mit der zwischenzeitlich auf über 25°C erwärmten Luft bilden sich Gewitter. Schauer kühlen die Luft rasch ab, mancherorts ist sogar Schneeregen möglich - ein drastischer Kontrast zum sommerlichen Märzausklang.

Solche abrupten Wetterwechsel sind typisch für den April in Mitteleuropa. In den gemäßigten Breiten mit ausgeprägten Jahreszeiten und eingerahmt von großen Wassermassen einerseits (Atlantik, Nord- und Ostsee im Westen und Nordwesten) und andererseits weiten Landmasse (im Osten sowie im Süden, lediglich separiert durch das Mittelmeer). Hier wirkt sich der Unterschied zwischen rascher Erwärmung des Bodens und zögerliche Wärmeaufnahme des Wassers besonders deutlich aus. Zudem wächst derzeit der lichte Tag und damit die Dauer möglicher Sonneneinstrahlung besonders dynamisch: Rund vier Minuten pro Tag.

So erwärmen sich die Landmassen sehr viel rascher als ausgedehnte Wasserflächen. An den Küsten wirken die Meere wie Kühlakkus. Streicht der Wind über das kalte Wasser landeinwärts, ist er unangenehm frisch. Dagegen ist ablandiger Wind am Strand noch warm, kühlt aber noch in Sichtweite des flachen Ufers deutlich ab. Andererseits kühlt das Land in sternklaren Nächten sehr stark aus. Je länger die Dunkelheit (noch) währt, um so stärker sind die Schwankungen innerhalb von 24 Stunden. Diese Temperaturgegensätze, Land-Wasser und Tag-Nacht, sind im April besonders groß. Sie werden durch Eis-und Schneeflächen im Gebirge und in den Polargebieten noch verstärkt.

Zieht nun eine Kaltluftmasse über das Nordmeer und die Nordsee nach Mitteleuropa, reichert sie sich auf ihrem Weg mit Feuchtigkeit an. Trifft diese feuchte Kaltluft am Festland auf Luftmassen, die im Kontakt mit sonnenerhitztem Boden Wärme und Wasserdampf speicherten, entstehen Regen und Gewitter. Denn die physikalisch dichtere und damit schwerere Kaltluft schiebt sich unter die warme Luft und hebt sie an. In höhere Atmosphäreschichten gehoben, kühlt die Warmluft ab und der enthaltene Wasserdampf kondensiert zu Wolken. Daraus fällt häufig in eng begrenzten Regionen Regen, Graupel oder Schnee. Ist der Effekt besonders dynamisch, können sich auch Gewitter bilden.

Nach einer Schlechtwetterphase ist der Sonnenschein oftmals intensiver als zuvor, denn die lichten Tage werden gerade jetzt rasch länger und die Sonne steht zur Mittagszeit höher am Himmel. Um so mehr wird dann ein Kaltlufteinbruch als Temperatursturz und garstige Wendung der Wetterlage empfunden. Der gefühlte Temperaturrückgang ist oftmals größer als der tatsächlich gemessene.

Quellen:

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann: Beständig unbeständig: Das Aprilwetter. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 03.04.2017

Erstellt am 3. April 2017
Zuletzt aktualisiert am 3. April 2017

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