Wetter

Schnee Schauer Sturm

von Holger Westermann

Schnee im April

Spätwinter mit Frost und weißer Landschaft verdrängt den sonnig warmen Frühsommer aus Mitteleuropa. Ende März lockten vielerorts Allzeitrekorde mit mehr als 20°C die Menschen ins Freie, für die kommenden Tage erwarten Meteorologen Tiefstwerte von -10°C. Für die zweite Aprilhälfte könnte auch das ein Allzeitrekord werden - mit negativem Vorzeichen.

Nicht nur wetterempfindliche Menschen leiden unter dem massiven Temperaturrückgang. Frost und Schnee sind im April durchaus üblich, doch heuer (in diesem Jahr) ist der Wetterumschwung besonders drastisch. Einerseits währte die Warmwetterperiode der zurückliegenden Wochen lang und wurde deshalb bereits als nachhaltiger Auftakt zum Frühsommer empfunden. Andererseits ist der aktuelle Kaltlufteinstrom besonders intensiv. Zudem wird ein Wetterwechsel von schön zu garstig zumeist inniger empfunden als eine Wetterbesserung.

Derzeit strömt von Nordwesten feuchtkalte Nordmeerluft nach Mitteleuropa. Mecklenburg Vorpommern (Deutschland) überzog bereits eine 2 cm starke Neuscheedecke. Der Norden war bis zum Nordosten hin auf 7°C Tagesmaximum herunter gekühlt, während im Südwesten und Süden (auch in Österreich) zumeist noch knapp 15°C erreicht wurden. Damit ist der Temperaturgegensatz über Mitteleuropa derzeit ungewöhnlich groß.

Motor der Kaltlufteinstroms ist das kleinräumige Tief „Peter“ (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum); es zieht vom Nordosten Mitteleuropas (Benelux, Belgien, Niederlande, Luxemburg) nach Südostdeutschland (Bayern) und Österreich. Es hat dabei an Kraft gewonnen, so dass sich der Kaltluftzustrom intensiviert und der Schnee entlang seiner Bahn bis auf 200m herab liegen blieb. Selbst Autobahnen wie die A5 und A45 (Sauerlandlinie) waren zeitweise schneebedeckt. Erst die Tageserwärmung nach Sonnenaufgang ließ den Schnee wieder schmelzen, die Schneefallgrenze stieg wieder an. Unterstützt wird „Peter“ durch das Hoch „Querida“ (Luftströmung mit dem Uhrzeigersinn), das sich vom Ostatlantik über Skandinavien bis nach Nordwestrussland erstreckt. So kann sich „Peter“ mit besonders kalter Luft anfüllen; in 5km Höhe ist sie -35 bis -40°C kalt. Werte, die eher für den Hochwinter als für den Frühling typisch sind.

An den Alpen bewirkt der Kaltlufteinstrom Dauerregen, in höheren Lagen auch Neuschnee bis 15cm. Die Niederschläge und der sukzessive Temperaturrückgang wird noch einige Tage anhalten. Die Eskalation wird für Donnerstag erwartet. Dann können stürmisch einströmende Kaltluft, Regen oder Schnee und wolkenverhangener Himmel (schirmt die wärmende Sonnenstrahlung ab) lange wirken. Sollte es dann nachts unter Einfluss des Hochs „Querida“ aufklaren, strahlt die Restwärme des Bodens in den sternklaren Himmel ab. In welliger Landschaft bilden sich dann in Senken Kaltluftseen (kalte und damit schwer Luft verhält sich wie eine Flüssigkeit). Dort kann mäßiger Frost auftreten: –5,1 bis –10,0°C.

So erwarten die Meteorologen auch für Orte Bodenfrost, die bislang noch nie an einem 20. April eine Temperatur unter 0°C registriert haben. Sie rechnen für ganz Mitteleuropa mit einem Frosttag. Zwar wird es nach dem garstigen Donnerstag am Freitag vorübergehend etwas milder und sonniger, doch bereits am Samstag überquert die nächste Kaltfront von Norden her Mitteleuropa und leitet einen weiteren wechselhaften, windigen und unterkühlten Witterungsabschnitt ein. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegsbeschwerden sollten berücksichtigen, dass die Gesundheitsrisiken am frühen Morgen besonders hoch sind.

Quellen:

Osterwochenende wechselhaft und relativ kühl. Pressemitteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien vom 13.04. 0217.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann: Wintereinbruch Mitte April. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 17.04. 2017.

M.Sc. Met. Thore Hansen: Frühlingswärme, wo bist du? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 18.04. 2017.

Erstellt am 17. April 2017
Zuletzt aktualisiert am 18. April 2017

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