Wetter

Zwischenhoch kann Wintereinbruch nur verzögern

von Holger Westermann

Das Hochdruckgebiet „Querida“ dehnt sich noch einmal mächtig aus und reckt sich von Grönland bis nach Westeuropa. Östlich davon erstreckt sich über Nordwestrussland und Finnland ein Tiefdruckkomplex um das Tief „Quentin“. Dazwischen strömt kurzzeitig warme Luft nach Mitteleuropa, gefolgt vom nächsten Kaltluftvorstoß mit Sturm und Schnee. Die gefühlte Temperatur sinkt auf Dauerfrust-Niveau, nahe dem Dauerfrost.

In Hochdruckgebieten kreist die Luftströmung mit dem Uhrzeigersinn um das Zentrum; in Tiefdruckgebieten in entgegengesetzter Richtung. So entwickeln sich zwischen großen Druckgebilden stabile Luftströmungen. Liegt das Hoch im Osten und das Tief im Westen strömt warme Luft aus Süden heran; im umgekehrten Fall (wie derzeit) wird Mitteleuropa mit Kaltluft geflutet. Verlagerung sowie Verstärkung oder Schwächung von Hochs und Tiefs verändert die großräumige Luftströmung.

Derzeit hat sich zwischen „Querida“ und „Quentin“ eine nordwestliche bis nördliche Grundströmung eingestellt, die polare Luftmassen anzapft und über die Nordsee nach Mitteleuropa transportiert. Der Kontakt zum noch recht kalten Meerwasser erwärmt die Luft nur wenig, lädt sie aber mit Feuchtigkeit auf. Von Nordwest nach Südost strömt feuchtkalte Luft heran. Unterstützt durch einen derzeit sehr kräftigen Polarjet (Höhenwind in 5.500m zieht von Island über Deutschland hinweg bis nach Griechenland und erreicht Windgeschwindigkeiten von > 185 km/h) ist der Kaltluftvorstoß sehr dynamisch. Im Gipfelhöhe der Mittelgebirge bei etwa 1.550m weht der Wind noch mit rund 60km/h. Durch den Wind-Chill-Effekt sinkt die gefühlte Temperatur deutlich unter den ohnehin schon niedrigen Thermometerwert.

Kleine Hochdruckgebiete werden von mächtigen (höhen-) Strömungen mitgerissen. So vagabundiert Hoch „Reiner“ derzeit von Schottland Richtung Dänemark und Ostsee und verstärkt sich dabei noch ein wenig. Unter seinem Einfluss dreht der Wind über Mitteleuropa vorübergehend auf Südwest und es wird merklich wärmer. Als erstes profitieren Regionen im Süden davon; Baden-Württemberg, Bayern und die Regionen südlich der Donau. Hier kann es am Montag bei Sonnenschein bis zu 20°C warm werden. Im Norden fällt der Frühlingsgruß etwas verhaltener aus, aber 15°C sind möglich.

Der Vorstoß kalter Polarluft wird durch „Reiner“ jedoch nur kurzzeitig unterbrochen. Und das Warmluftintermezzo verstärkt die garstige Witterung danach. Denn nun trifft feuchtkalte Luft auf feuchtwarme; die Wolkenbildung verstärkt sich, mancherorts bilden sich sogar Gewitter und ein Gutteil der Feuchtigkeit fällt sofort wieder zu Boden: als kräftige Regenschauer, als Graupel oder als Schnee. Im Stau der Berge wird es länger schauerartig verstärkt regnen oder schneien. Dabei kühlt sich der Boden und die darüber liegende Luft deutlich ab so dass auch wieder Bodenfrost möglich ist. Die Schneefallgrenze sinkt auf 500m. Erreicht die nächste Kaltluftwelle die Alpen kann es sehr ergiebig schneien. Schon jetzt liegt in der Osthälfte Österreichs stellenweise so viel Schnee wie noch nie in der zweiten Aprilhälfte. Doch nun können noch einmal 100cm Neuschnee dazu kommen.

Der Ausklang des April wird heuer (in diesem Jahr) durch sprichwörtliche Wetterwechsel gestaltet. Von 20°C bei Sonnenschein auf anderntags Dauerregen bei 10°C und am Folgetag Schneefall. Das ist eine Dynamik, die nicht nur bei wetterempfindlichen Menschen die Gesundheit belastet. Die Mehrzahl älterer Menschen fühlt sich körperlich und mental stark belastet: man fröstelt obwohl der Blutdruck steigt, Muskulatur verkrampft und Gelenke schmerzen. Menschen mit Rheuma oder Fibromyalgie erleben schlechte Tage und Migräne-Patienten müssen mit Schmerzepisoden rechnen. Ruhige Wetterlagen mit moderater Wärme wären eine angenehme Alternative, die für den Frühling auch nicht ungewöhnlich wäre. Eventuell ändert sich das Wetter Anfang Mai in diese Richtung. Zum verlängerten Wochenende am 1. Mai wird es sich aber aller Wahrscheinlichkeit noch nicht einstellen.

Quellen:

Im Osten teils extrem viel Schnee. Pressemitteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien vom 20.04. 2017.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel: Märzfrühling kontra Aprilwinter ? aber ein Hauch von Frühling am Montag! Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 23.04.2017

Erstellt am 23. April 2017
Zuletzt aktualisiert am 23. April 2017

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