Wetter

Eisheilige müssen sich nur wenig mühen

von Holger Westermann

Heuer (in diesem Jahr) droht Mitte Mai nur ein moderater Temperaturrückgang. Die Kälte ist schon da und ein neuerlicher Polarluftvorstoß ändert den Thermometerwert nicht merklich. Dafür überraschte bereits Ende April markanter Frühlingsfrost. Fatal für Gärtner, Winzer Landwirte, denn zuvor hatte frühsommerliches Wetter die Vegetation zum Frühstart animiert. Der typische Eisheiligeneffekt erwischte Mitteleuropa vier Wochen zu früh.

„Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist“. Dieses Sprichwort spielt an auf die „kalte Sophie“, Namenspatronin des 15. Mai und der letzte Tag der „Eisheiligen“:

11. Mai   Mamertus
12. Mai   Pankratius
13. Mai   Servatius
14. Mai   Bonifatius
15. Mai   Sophia

Gemeinhin wird zu diesem Termin mit den letzten Frostnächten gerechnet. Meteorologen sprechen von einer „Singularität“, einem regelmäßig auftretenden Wetterphänomen. Vergleichbare Effekte sind das Weihnachtstauwetter, ein Warmlufteinstrom Mitte-Ende Dezember oder die hochsommerlichen Hundstage mit Hitze am Tag und Tropennächten bei denen die Temperatur nicht unter 20°C fällt.

So sind Kaltlufteinbrüche im Mai nicht ungewöhnlich, sondern eher die Regel.

Doch heuer gab es bereits Ende März und Anfang April sehr warme Tage, mit Höchstwerten über 25°C. Trotz der Trockenheit spross die Vegetation schon frühzeitig, erster Regen beschleunigte das Wachstum. Die Kälte Ende April erwischte die zarten Triebe und Blüten. In exponierten Landschaften oder Senken (Kaltluftseen) entstanden bei bis zu -7°C enorme Frostschäden an Ziergehölzen, Obstbäumen und Weinreben.

Auch in diesem Jahr wird zu den Eisheiligen ein Temperaturrückgang erwartet. Doch nach dem kühlen Start in den Mai wird die Absenkung moderat ausfallen - es bleibt einfach weiterhin kühl. Der erste Kaltlufteinstrom ist bereits spürbar. Eingerahmt von einem umfangreichen Hochdruckgebiet bei Island und erhöhtem Luftdruck über Südosteuropa (Luftströmung im Uhrzeigersinn um das Zentrum) sowie je einem Tiefdrucksystem über Nordrussland und über dem südlichen Nordatlantik (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn) wird von Norden her Polarluft nach Mitteleuropa gelenkt. Dadurch können die kommenden Tage noch einmal mit Frost am Morgen beginnen. In ungünstigen Lagen, insbesondere in Senken kann die Temperatur auf -6°C zurück gehen. Senken sind besonders gefährdet, das sich die vergleichsweise schwere Kaltluft in windstiller Umgebung wie eine Flüssigkeit verhält. Sie fließt an den tiefsten Punkt in der Landschaft und sammelt sich dort - je kälter um so schwerer ist die Luft und um so zuverlässiger tritt der Effekt auf.

Eine Kaltfront zieht mit ergiebigen Niederschlägen von Nord nach Südost über Mitteleuropa hinweg. An den Staulagen der Mittelgebirge und im Nordstau der Alpen muss mit 50 bis 100 l/m2 Regen gerechnet werden. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für das Allgäu und die Regionen entlang der Alpen eine Unwetterwarnungen wegen ergiebigem Dauerregen herausgegeben, da kleinere Bäche und Flüsse über die Ufer treten können. Auch in Österreich wird es kräftig regnen, wenn auch kein Unwetter zu befürchten ist.

Für wetterempfindliche Menschen ist die Erwärmungspause im Frühling nur schwer erträglich. Durch Regen und Wind ohne Sonnenschein liegt die gefühlte Temperatur deutlich unter dem Thermometerwert. Muskulatur und Gelenke schmerzen. Die gruselige Witterung verhindert jegliche Aktivität im Freien. Wer sich die Zeit frei einteilen kann, sollte die Lücken zwischen den Regenschauern für einen Spaziergang nutzen. Die Bewegung an der frischen Luft tut gut und selbst bei wolkenverhangenem Himmel ist die Beleuchtung intensiv genug, um die Ausschüttung von Glückshormonen zu stimulieren.

Bis zu den Tagen der Eisheiligen soll es dann in ganz Mitteleuropa tagsüber wieder wärmer werden. Trotz Regenschauer sind Tagesmaxima über 20°C angekündigt - da muss man nicht frösteln. Nur am frühen Morgen bleibt es vorerst um die 7°C frisch, mancherorts fällt das Thermometer auch auf 2°C.

Quellen:

Dipl.-Met. Johanna Anger: „Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist“. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 08.05.2017

Erstellt am 9. Mai 2017
Zuletzt aktualisiert am 9. Mai 2017

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