Wetter

Kalter Mai mit Hitzetag

von Holger Westermann

Deinenbach

Die letzte Aprilhälfte und die ersten zwei Wochen im Mai waren ungewöhnlich kalt. Häufige Polarlufteinbrüche überzogen Mitteleuropa mit Nachtfrost und die Gifel der Mittelgebirge mit Neuschnee. Im Mittel war der Mai bislang 1°C zu kalt. Doch die Eisheiligen reitet heuer (in diesem Jahr) der Schalk: Seit der „Kalten Sophie“ am 15. Mai flutet subtropisch Warmluft heran.

Mit einer südwestlichen Strömung gelangte zur Mitte der Eisheiligen, am 12.05 (Servatius) feuchtwarme Luft aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. Trotz des hohen Luftfeuchtegehalts war die Warmluft leichter als die bis dahin hierzulande wetterbestimmende Kaltluft. Die heranströmende warme Luft schob sich über die kalte Luft am Boden. Dadurch gelangte die mit Feuchtigkeit gut angereicherte Luft in höhere und damit kältere Atmosphäreregionen, die Luftfeuchte kondensierte zu feinen Tröpfchen, es bildeten sich rasch mächtige Wolken aus denen es alsbald heftig regnete. Entlang der Kollisionslinie der warmen und kalten Luftmassen entstand ein Gewitterband. Mancherorts erreichten die Niederschläge aus Starkregen und Hagel Unwetterqualität. Die Kaltwetterphase von Mitte April bis Mitte Mai endete mit mächtigem Getöse.

Derzeit liegt Mitteleuropa zwischen einem kräftigen Atlantiktief (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) und einem Hoch über dem östlichen Mitteleuropa (Luftströmung im Uhrzeigersinn). Die mächtigen Wirbel erzeugen eine südliche Strömung mit der sehr warme und zunehmend schwüle Subtropikluft von Spanien nach Mitteleuropa gedrückt wird. Innerhalb weniger Tage wechselt das Wetter von garstig kühl auf sommerlich schwül; zunächst mit Höchstwerten von 25°C, es können danach sogar Tagesmaxima von über 30°C erreicht werden. Meteorologen sprechen von einem „heißen Tag“ oder Hitzetag.

Doch die wärmende Hochdruckzone ist nur schwach ausgeprägt und wird schon bald nach Osteuropa abgedrängt. Vom Atlantik her drücken Tiefdruckgebiete die Warmluft beiseite und bereiten eine merkliche Abkühlung vor. Auch dieser Luftmassenwechsel wird durch Gewitter orchestriert. Unwetter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen geben entlang der Kaltfront den Rhythmus vor.

Das typisch wechselhafte Wetter einer Westlage, wenn immer wieder Tiefdruckgebiete vom Atlantik her über Mitteleuropa hinweg ziehen ist ein Reigen von Warmfront - Kaltfront - nachströmende Kaltluft - Zwischenhocheinfluss oder Rückseitenwetter; danach zieht schon das nächste Tief heran und alles beginnt von Neuem. Dabei sinkt das Thermometer in Phasen der Abkühlung immer weniger tief; 17 bis 22°C gelten inzwischen als „frisch“.

Bis Ende Mai stabilisiert sich das Wetter in Mitteleuropa insofern, dass nicht mehr mit Frosteinbrüchen oder nasskaltem Schmuddelwetter gerechnet werden muss. Die Wintersaison ist beendet, auch die Gesundheitsbelastung verändert sich. Muskelverkrampfungen und Gelenkschmerzen schwinden, dafür steigt das Risiko für Schwindel und Herz-Kreislauf-Probleme. Nach einem steilen Temperaturanstieg mit Schwüle, wie derzeit in Mitteleuropa zu spüren, sabotiert Arbeitsbegeisterung und Konzentrationsfähigkeit. Menschen mit niedrigem Blutdruck plagen Antriebslosigkeit und Kopfschmerzen. Dafür beflügelt der Sonnenschein das Gemüt und Gute Laue gewinnt die Oberhand.

Quellen:

Dipl.-Met. Julia Fruntke: Von wegen "Wonnemonat Mai“. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 15.05.2017

Dipl.-Met. Christian Herold: Bisher wärmster Tag des Jahres. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 17.05.2017

Erstellt am 17. Mai 2017
Zuletzt aktualisiert am 17. Mai 2017

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