Studenten nennen es Konterbier

Bier betäubt besser als Schmerzmittel

von Holger Westermann

Nichts hilft so gut gegen Kater-Kopfschmerzen wie ein Auffrischungsgetränk von der selben Sorte, mit dem man den Abend zuvor beendete. Doch das gilt nicht nur für „den Morgen danach“. Generell lindert Alkohol Schmerzen effektiver als spezialisierte Medikamente wie beispielsweise Paracetamol.

Forscher der Greenwich Universität (London, Großbritannien) analysierten Studien in denen die schmerzstillende Wirkung von Alkohol mit Analgetika (Schmerzmedikamenten) verglichen wurde. Achtzehn Studien mit insgesamt 404 Versuchsteilnehmern wurden in der Analyse berücksichtigt; 13 Studien prüften die erträgliche Schmerzgrenze (212 Teilnehmer), 9 Studien die graduelle Schmerzintensität (192 Teilnehmer). Dabei zeigte sich, dass Alkohol mindestens so effektiv Schmerzen lindert wie Medikamente. Mit 3 Gläsern Bier sank die Schmerzintensität um rund 25%. Parallel dazu erhöhte sich die Schmerztoleranz, wieviel Schmerz noch ertragen werden konnte, ein wenig. Damit wird ein Effekt von Paracetamol übertroffen, er kann mit dem von Opiaten wie Codein verglichen werden.

In ihrem Fazit warnen die Forscher jedoch vor einer Alkohol-Schmerz-Routine. Zwar sind einige der unmittelbar einsetzenden Nebenwirkungen nicht unangenehm, wenn sie auch die allgemeine Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Zuverlässig fatal sind jedoch die Langzeitwirkungen. Sie hoffen vielmehr auf eine neue Kategorie von Analgetika: „Wenn wir ein Medikament ohne die schädlichen Nebenwirkungen entwickeln, könnte etwas potentiell besseres zur Verfügung stehen als das, was derzeit auf dem Markt ist“.

Bis es so weit ist, widerlegen Wein und Bier als fein dosierbare Schmerzstiller den Mythos, dass wirksame Medizin bitter schmecken müsse.

Quellen:

Thompson, T. et al. (2016): Analgesic Effects of Alcohol: A Systematic Review and Meta-Analysis of Controlled Experimental Studies in Healthy Participants. Journal of Pain, online veröffentlicht am 02.12. 2016. doi: 10.1016/j.jpain.2016.11.009

Erstellt am 22. Mai 2017
Zuletzt aktualisiert am 22. Mai 2017

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