Wetter

Affenhitze

von Holger Westermann

Auch hierzulande steigt die Lufttemperatur wieder auf frühsommerliche Niveau und Schwüle hebt die gefühlte Temperatur noch über den Thermometerwert. Hochsommerlich heiß wird es dagegen in Spanien. Im Süden des Landes werden mehr als 40°C Lufttemperatur erwartet; nicht nur die Affen im britischen Gibraltar leiden unter der Hitze.

Der Begriff der „Affenhitze“ nutzt den Tiernamen als illustres Hitze-Optimum: Wärme - Hitze - Affenhitze. So wie niemand Borstenvieh vor Augen hat, wenn man das „saukalte“ Wetter beklagt. Drei Tiere sind zur Steigerung nachfolgender Begriffe besonders beleibt: Affe (Affenschande, affengeil), das weibliche Schwein (Sauwetter, saumüde) oder Hund (Hundsfott, hundsgemein). Der Sauhund ist auch kein Begleiter der Wildschweinjagd, sondern ein maximal mieser Mitmensch. Ein weitaus charmantere Erklärung für die „Affenhitze“ beruht auf einer Anekdote vom Ende des 19. Jahrhunderts. Dem Zeitgeschmack entsprechend war das Affenhaus im Berliner Zoologischen Garten pompös, aber nicht optimal durchlüftet. Im Sommer wurde es darin extrem heiß, den Tieren aus den Tropen hat das wahrscheinlich wenig geschadet, die Besucher beschwerten sich jedoch über die „Hitze wie im Affenhaus“, der als „Berliner Schnauze“ bekannte Volksmund verkürzte die Klage zur „Affenhitze“ mit rasch wachsender Popularität.

Die aktuell angekündigte Hitzewelle wird in Spanien über die Regionen Andalusien und Extremadura über Kastillen-La Mancha sowie Madrid und Aragon schwappen. Die Tagesmaxima werden flächendeckend 35 bis 40°C erreichen, Spitzenwerte von 42 oder 44°C sind möglich. Diese Affenhitze ist afrikanischen Ursprungs; trockenheiße Saharaluft strömt heran. Vom nördlichen Afrika gelangt sie auf kurzem Weg über das westliche Mittelmeer (Straße von Gibraltar) nordwärts in Richtung Spanien. Intensive Sonnenstrahlung bei annähernd maximaler Länge des lichten Tages (Sommersonnenwende 21. Juni) erhitzt sich die Luft über dem Festland immer weiter. Selbst an der südwestlichen Atlantikküste Costa de la Luz werden heiße 33 bis 38°C erwartet. Etwas kühler bleibt es mit Maxima von 28 bis 34°C entlang der Mittelmeerküste von der südlichen Costa del Sol bis zur nordöstlichen Costa Brava und auf den Balearen.

In Nächten kühlt es deutlich ab, doch der spürbare Temperaturrückgang um 15°C bewirkt noch keine angenehme Umgebung für erholsamen Schlaf. Es bleibt auch über Nacht knapp 21°C warm. Ideal für Menschen, die Nächte durchfeiern wollen, katastrophal für Menschen, die auf guten Schlaf hoffen. Meteorologen sprechen von einer „Tropennacht“, wenn die Temperatur zwischen 20 und 8 Uhr nicht auf unter 20°C sinkt. Übersteigt die Temperatur tagsüber im Schatten 30°C sprechen Meteorologen von einem „heißen Tag“ (früher auch Tropentag) und bei mehr als 35°C von einem „extrem heißen Tag“ (Wüstentag).

Im Juni sind solche Hitzewellen mit Wüstentagen und Tropennächten in Spanien nicht ungewöhnlich. Auch in den zurückliegenden Jahren verlief der Sommerauftakt mit 35 bis 40°C, in der zweiten Junihälfte auch bis 45°C extrem heiß. Jedes mal, wenn Südwind die Wüstenluft aus dem Hitzepool über Nordafrika und der Sahara angezapft, erlebt Spanien eine Affenhitze.

Quellen:

Dipl.-Met. Simon Trippler: Affenhitze in Spanien. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 09.05.2017

Erstellt am 10. Juni 2017
Zuletzt aktualisiert am 10. Juni 2017

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