Feist durch Gift in Staubflusen

Hausputz hält schlank

von Holger Westermann

Nicht sportlich inspiriertes Putzen im Haushalt, wie es der Hopmop Workout für eine schlanke Figur propagiert, sondern die erreichte Reinlichkeit hilft die Gesundheit zu erhalten. Denn Hausstaub enthält Umweltschadstoffe, die Übergewicht provozieren.

Forscher der Duke University in Durham (North Carolina, USA) sammelten in elf Haushalten Staubflusen und testeten deren Wirkung auf das Wachstum isolierter Fettzellen (Adipozyten-Modell). Es zeigte sich, dass die Fettzellen in der Nährlösung durch die Hausstaubproben zu Reifung und Wachstum angeregt wurden und Fett (Triglyzeride) einlagerten.

Bei neun der elf Staubproben wandelten sich die im Experiment verwendeten beweglichen Ausgangszellen (3T3-L1-Zellen) zu Vorstufen der Fettzellen (Präadipozyten); bei sieben der elf Proben entwickelten sich aus den Präadipozyten reife Adipozyten, die aktiv Fett einlagerten. Dabei genügten bereits sehr kleine Staubmengen von 3 µg (Mikrogramm = 1/1000.000 g), um die Wandlung der Zellmorphologie und Zellfunktion auszulösen. Kinder in modernen Wohnungen und Schulen schlucken oder atmen täglich rund 50.000 µg Hausstaub; bei Erwachsenen ist die Belastung stark vom Arbeitsplatz abhängig.

Lediglich eine der elf Staubproben erwies sich in diesem Experiment als vollständige wirkungslos. Die genaue Analyse der Staubproben und ihrer Wirkung identifizierte unter den 44 untersuchten Substanzen drei besonders effektive Fettzell-Aktivatoren:

  • Pyraclostrobin (Pestizid, Pilzgift)
  • Tert-butyl-phenyl-diphenyl-phosphate, TBPDP (Flammschutzmittel, beispielsweise in Möbeln)
  • Dibutyl­phthalat, DBP (Phthalat, Weichmacher in Kunststoffen)

Das besondere an diesen chemischen Stoffen ist, dass sie im Körper wie Hormone wirken und daher zur Kategorie der „hormonaktiven Stoffe“ (Endocrine Disrupting Chemicals, EDCs) gezählt werden. Wie in dieser Studie noch einmal belegt ist die Bandbreite der EDCs weit, sowohl in der chemischen Kategorie als auch in der Anwendung und damit dem Kontakt im Alltag. Inzwischen sind mehr als 1.000 solcher Substanzen bekannt. Nicht alle wirken auf Fettzellen, andere greifen in die Regulation der Sexualhormone ein oder beeinflussen das Immunsystem.

Der Hausstaub ist lediglich die augenfällige Form des Sammelsuriums, das sich recht einfach aufsammeln lässt. Diese unversiegbare EDC-Quelle kann man nicht trocken legen; es bildet sich immer wieder Nachschub, der in regelmäßigen Putzaktionen beseitigt werden sollte. Womöglich motiviert die Aussicht dadurch auch wirksam gegen das Reifen und Anwachsen der Fettzellen vorzugehen, die Reinigungsintervalle kürzer zu fassen. Ein Hopmop Workout, das typische Hausputz-Bewegungen zum Zirkeltraining nutzt, ist eventuell eine hilfreiche Unterstützung - man sollte es nur nicht allzu ernst nehmen.

Quellen:

Kassotis, C.D. et al. (2017): Characterization of Adipogenic Activity of House Dust Extracts and Semi-Volatile Indoor Contaminants in 3T3-L1 Cells. Environmental Science & Technology, online veröffentlicht 12.07. 2017. .doi: 10.1021/acs.est.7b01788

Erstellt am 14. Juli 2017
Zuletzt aktualisiert am 14. Juli 2017

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