Kalorienreiche Limonade macht Appetit auf Salziges und verzögert den Fettabbau

Cola zum Burger macht dreifach moppelig

von Holger Westermann

Süße Getränke sind eine denkbar schlechte Begleitung zum Essen. Egal ob Cola, Limonade oder Eistee, die gekühlte Zuckerlösung bringt nicht nur eigenen Kalorien mit, sondern animiert zu weiterer Nahrungsaufnahme und hemmt die Fettverbrennung.

Zuckerhaltige Getränke sind ein effizienter Energielieferant und können die Kalorienzufuhr erheblich steigern. Das ist inzwischen allgemein bekannt. Doch nicht nur dieser direkte Effekt macht aus den vermeintlichen Erfrischungsgetränken ein nachhaltiges Gesundheitsrisiko: Der hohe Zuckergehalt beeinflusst auch Appetit und Fettstoffwechsel.

Figurbewusste Menschen meiden Limonaden auch wenn „Bio“ vom Etikett lächelt, denn Natur-Rohrzucker und Honig haben die selben Energiedichte wie industriell hergestellte Raffinade. Für Menschen, deren expansives Körpergewicht bereits die Gesundheit belastet, ist es jedoch keine Frage der Ästhetik. Übergewicht, Typ2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden in der Gesamtschau als Metabolisches Syndrom bezeichnet, die zahlreichen Begleiterscheinungen schaden der Lebensqualität nachhaltig. Bei Kindern kann der ständige Konsum süßer Limonaden auch Verhaltensauffälligkeiten (beispielsweise ADHS) hervorrufen.

Für eine experimentelle Studie wurden 27 gesunde normalgewichtige Probanden (Durchschnittsalter 23 Jahre; durchschnittlicher BMI 23 kg/m2) in einem Raumkalorimeter die Stoffwechselaktivität überwacht. Dabei errechnet man aus der Veränderung der Temperatur und der Zusammensetzung der Atemluft, in diesem hermetisch abgeriegelten Raum (genug Sauerstoff ist vorhanden) und der Körperaktivität der Probanden die konkrete Stoffwechselleistung.

Im Experiment bekam jeder der Probanden zweimal eine Mahlzeit, einmal mit 15% Eiweißgehalt und einmal mit 30% Eiweißgehalt. Der Fettgehalt betrug stets 17g. Dazu bekamen sie entweder eine zuckerhaltige Limonade oder ein Getränk ohne Zucker. Die Mahlzeit wurde so zusammengestellt, dass der Gesamtkaloriengehalt und der Gehalt an Kohlehydraten (Zucker und Stärke) von Speise und Getränk stets gleich war.

Die Analyse der Daten zur Stoffwechselaktivität ergab, dass sich die Limonade nicht nur durch ihren Zuckergehalt und Kalorienzufuhr bemerkbar macht, sondern auch die Verdauung der Mahlzeit beeinflusst. So verringerte sich der Fettabbau um 8%, wodurch bei der Mahlzeit mit 15% Eiweißanteil rund 7g und bei der Mahlzeit mit 30% Eiweißanteil mehr als 12g weniger Fett abgebaut wurden.

„Es hat uns überrascht, wie sehr zuckerhaltige Getränke die Verdauung proteinhaltiger Mahlzeiten beeinflussen", erläutern die Forscher die Ergebnisse. "Rund ein Drittel der zusätzlichen Kalorien aus diesen Getränken wurde nicht verbrannt und der Körper benötigt auch weniger Energie, das Essen zu verdauen."

Die Befragung der Probanden offenbarte noch einen weiteren Effekt: Limonade verzögert oder verhindert sogar das Sättigungsgefühl. Zudem verspürten die Probanden nach Limo-Genuss rasch wieder Hunger. Dabei stieg der Appetit auf salzige und deftige, gemeinhin besonders kalorienträchtige Nahrung - obwohl die Menschen eigentlich satt sind. Der Effekt quälte rund vier Stunden nach dem Konsum der Limo-Eiweiß-Kombination.

Wer zum Essen zuckerhaltige Limonade trinkt, hemmt die Fettverbrennung und ermöglicht dem Körper die Reserven abzuspeichern; zudem sorgt ein animierter Appetit auf deftigen Nachschlag für weitere Nahrungszufuhr. In ihren Fazit warnen die Forscher: „Der Konsum zuckerhaltiger Getränke verstärkt die Anfälligkeit für Übergewicht und Fettansammlungen – vor allem, wenn die Limonaden mit proteinreichen Mahlzeiten kombiniert werden.“

Quellen:

Casperson, S.L. et al. (2017): Postprandial energy metabolism and substrate oxidation in response to the inclusion of a sugar- or non-nutritive sweetened beverage with meals differing in protein content. BioMed Central, BMC Nutrition, online veröffentlicht 21.07. 2017. DOI: 10.1186/s40795-017-0170-2

Erstellt am 21. Juli 2017
Zuletzt aktualisiert am 21. Juli 2017

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Gesundheitsrisiko Temperatursturz im April

Nach einer rekordverdächtigen Warmwetterphase von Februar bis Mitte April, ist jetzt das kühle wechselhafte April-Wetter mit Wind, Regen und vereinzelt auch Schneefall zurück. Der Temperatursturz um 15 bis 20°C ist an sich schon ein Gesundheitsrisiko, doch die physiologische und psychologischen Herausforderungen sind diesmal besonders drastisch. weiterlesen...


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...


Auf Rosen gebettet lernt es sich leichter

Gerüche können Kreativität und Lernerfolg verbessern. Freiburger Forscher haben nun untersucht, was genau der betörende Rosenduft bewirkt und in welcher Dosis er das Lernen erleichtert. weiterlesen...