Wetter

Kühler Morgen im Hochsommer

von Holger Westermann

Je näher das Datum der Tagundnachtgleiche und damit dem Herbstbeginn rückt, um so rascher schwindet die Länge des lichten Tages. Wolkenloser Himmel bedeutet dann nicht nur ungehemmten Sonnenschein bei Tag, sondern auch sternklare Nacht - während der die Wärmestrahlung wieder ins Weltall entweichen kann. Je länger die Dunkelheit währt um so intensiver kühlt derweil die bodennahe Luft aus. Frische Morgenluft, Tau und Nebel sind die Folge.

Die frühherbstliche Stimmung am frühen Morgen ist Folge des in Deutschland schüchternen Sommers 2017. Zwar stieg das Thermometer hier auch über 30°C, doch folgte meist schon nach wenigen Tagen wieder eine drastische Abkühlung. Von West nach Ost durchziehende Tiefdruckgebete (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) bestimmten die Temperaturentwicklung. Mit jeder Tiefdruckpassage wurde zunächst Warmluft aus dem Mittelmeerraum oder Nordafrika nach Mitteleuropa transportiert. Auf der Rückseite der Tiefdruckgebiete floss jedoch gleich wieder Kaltluft vom Nordatlantik heran. Den Luftmassenwechsel begleiteten heftige Gewitter, deren Regenmassen den Boden mit Wasser sättigten, vereinzelt auch die Landschaften überschwemmten. So wurde es beim nächsten Warmlufteinstrom oder bereits beim Zwischenhoch-Sonnenschein oftmals schwül. Die gefühlte Temperatur lag weit über dem Thermometerwert. Der Sommer fühlte sich heiß und drückend an, auch wenn es garnicht so anhaltend warm war. Bleibt der Warmluftzufluss aus, gelingt es der Sonne nur zögerlich den feuchten Boden sommerlich zu erwärmen.

In Österreich, wo ein Hochsommer-Hochdruckgebiet eine veritable Hitzewelle provozierte, sind die Morgenstunden noch nicht durch Tau und Nebel in Herbststimmung. Der Boden ist hier ein ergiebiger Wärmespender, der auch die inzwischen länger währenden Nachtstunden gut überbrücken kann.

Tagsüber verdunstet aus dem feuchten Boden Wasserdampf, der sich in der warmen Luft hält und bei den Menschen Schwülegefühle weckt. Kühlt die Luft ab, steigt die relative Luftfeuchte, denn Kaltluft kann weniger Wasserdampf tragen. Am frühen Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, wenn die Sonnenstrahlen noch nicht wärmen und die Tagestemperatur ihr Minimum erreicht, ist die Chance am größten, dass sich Tau und Nebel bilden. Die in die Warmluft des Sonnentages aufgenommene Feuchtigkeit kondensiert in der kühlen Morgenluft. Je größer der Unterschied zwischen Tageshitze und Kälte am Morgen ist und je mehr Feuchtigkeit in die Luft aufgenommen wurde, um so wahrscheinlicher ist dieser Effekt.

Gemeinhin ist der Frühherbst die ideale Jahreszeit dafür. Häufiger Regen sorgt für gut durchfeuchtete Böden, die Nächte sind lang und der Sonnenstand auch zur Mittagszeit niedrig, die mittlere Tagestemperatur ist merklich geringer als im Sommer. Dann genügt bei sonnigen Hochdruckwetterlagen die Sonnenstrahlung für eine hinreichende Erwärmung, die eine hohe Luftfeuchte garantiert. In den sternklaren und schon langen Nächten kühlt der Boden und infolgedessen die bodennahe Luft so stark aus, dass die Feuchtigkeit kondensiert. Heuer (in diesem Jahr) ist es mancherorts schon frühzeitig Herbst geworden.

Quellen:

MSc.-Met. Thore Hansen: Frühtemperaturen: Unterschiede wie Tag und Nacht. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 15.08.2017

Erstellt am 22. August 2017
Zuletzt aktualisiert am 22. August 2017

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