Wetter

Hochdruckverschmelzung

von Holger Westermann

Über Mitteleuropa vereinigen sich derzeit die drei Hochdruckgebiete „Fritz“, Enric“ und „Gerd“ zu einer weitreichenden Hochdruckbrücke; sie spannt sich vom Atlantik über Irland bis nach Weißrussland (Belarus). Was im Sommer Sonnenschein und Hitze bedeuteten würde ist jetzt, zur Winterzeit, Garant für grimmige Kälte und Hochnebel.

Das Skandinavienhoch „Fritz“ ist deutlich stärker als „Ernic“ über Osteuropa und absorbiert es. Infolgedessen wirkt die Luftströmung im Uhrzeigersinn um das Hochdruckzentrum großräumiger. Eiskalte aber trockene Festlandsluft aus Russland wird im weiten Bogen nach Mitteleuropa geführt. Die Fusion mit dem Atlantikhoch „Gerd“ verstärkt den Effekt und stabilisiert das System. Mit dem Vorstoß der trockenfrostigen Luft kann es bei Aufeinandertreffen mit feuchten Luftmassen zu erheblichen Schneefall kommen. Insbesondere im Südosten Österreichs kann es bei Konfrontation mit der feuchtwarmen Luft eines Tiefdruckgebiets über Italien noch einmal kräftig schneien.

In Deutschland sind die Küstenregionen schneegefährdet. Die vergleichsweise warme Wasserflächen von Nord- und Ostsee füllen die Luft mit Feuchtigkeit, die beim Eintreffen der Kaltluft kondensiert und als Regen oder Schnee zu Boden fällt. Ansonsten bleibt es in der trockenkalten Festlandsluft bei geringen Niederschlägen. Voraussichtlich hält der Zustrom unter den stabilen Hochdruckbedingungen über mehrere Tage an. Die Auskühlung erreicht zum kommenden Wochenende einen ersten Höhepunkt; für den Sonntag wird in ganz Mitteleuropa (abgesehen von den Küsten) Dauerfrost erwartet. Über Schneeflächen kann die Temperatur während der Nacht auf -20°C sinken. In der Landschaft bilden sich bei geringem Wind stabile Kaltluftseen. Da sich kalte Luft wie eine Flüssigkeit verhält, fließt sie zum tiefsten Punkt und sammelt sich dort. Senken und Täler ohne Abfluss oder Windverwirbelung können dann mit sehr viel kältere Luft angefüllt sein als die umgebenen höheren Punkte der Landschaft.

Für wetterempfindliche Menschen ist das trockenkalte Wetter entweder Segen oder Fluch. Einerseits fühlt sich trockene Kälte weniger unangenehm an als nasskaltes Wetter. Der Aufenthalt in Freien ist keine garstige Zumutung, sondern kann trotz grimmigem Frost auch erfreuen. Ist es allzu kalt, können jedoch Kopfschmerzen auftreten, weil die Adern sich zusammen ziehen und Muskeln, insbesondere die Nackenmuskulatur, verkrampfen. Aus diesem Grund sollten auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorsichtig sein und körperliche Anstrengungen in der Kälte vermeiden. Ziehen sich die Adern zusammen, steigt auch der Blutdruck und damit das Infarktrisiko. Für Menschen mit Atemwegserkrankungen bedeutet die Kälte einerseits, dass die Luft dichter ist und damit auch mehr Sauerstoff enthält, andererseits drohen Verkrampfungen der Atemmusukatur. Verbessern sollte sich dagegen für alle Menschen die Schlafqualität. Wichtig ist dabei, dass der Schlafraum vor dem Zubettgehen noch einmal kräftig gelüftet wird. In Frischluft schläft man besser und die auf diesem Weg importierte Kälte schafft ein ideales Schlafklima. Wohlige Heizungswärme ist bei dieser Witterung für das Wohnzimmer sicherlich erstrebenswerter Komfort aber während der Nachtruhe ein widerlicher Einschlafverhinderer.

Quellen:

Dipl.-Met. Martin Jonas: Verbrüderung. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 19.02.2018

Erstellt am 19. Februar 2018
Zuletzt aktualisiert am 19. Februar 2018

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