Wetter

Sieben Schläfer Tag

von Holger Westermann

Das Wetter des 27. Juni soll der Regel dieses Lostags zufolge sieben Wochen lang andauern. Diese Prognose ist hierzulande sogar recht zuverlässig. Wenn man die sieben Tage um den Siebenschläfertermin berücksichtigt, stimmt die Vorhersage in zwei von drei Jahren. Für eine Bauernregel ist das eine gute Quote.

Die possierlichen Siebenschläfer (Glis glis) aus der Familie der Bilche (Gliridae), Ordnung der Nagetiere (Rodentia) haben mit der mittelfristigen Wetterentwicklung im Sommer leider gar nichts zu tun. Auch wenn sie bereits zum Ablauf des Vorhersagezeitraums an ihren Winterschlaf denken und sich bereits im September eine Höhle für ihren Winterschlaf graben. Der Siebenschläfer-Tag ist vielmehr ein Sieben-Schläfer-Tag, der an sieben Menschen erinnert, die während der antiken Christenverfolgung in der Nähe von Ephesus (heute Türkei) lebendig in einer Höhle eingemauert und der Legende nach 195 Jahre später an einem 27. Juni entdeckt und aus einem schlafähnlichen Zustand zu neuem Leben geweckt wurden. An diese Erweckungsgeschichte erinnert der christliche Heiligenkalender.

Für die Meteorologen ist nicht der präzise Termin aber der Zeitraum nach der Sommersonnenwende relevant. Etabliert sich zu dieser Jahreszeit hoher Luftdruck über Skandinavien, womöglich sogar eine Hochdruckbrücke von den Britischen Inseln zum Azorenhoch, stabilisiert sich über Mitteleuropa sonniges trockenes Hochsommerwetter. Sollte sich andererseits eine „zyklonale Westlage" entwickeln, strömt in den kommenden Wochen von Westen mit den vom Atlantik heranstürmenden Tiefdruckgebieten (Zyklone) kühle und feuchte Regenluft heran. Beide Großwetterlagen sind im Sommer sehr stabil. Deshalb hat die Siebenschläfer-Bauernregel eine vergleichsweise hohe Trefferquote: Die Schönwetter-Variante liegt bei rund 60%, ein regenreicher Sommer wird mit 70% korrekt vorhergesagt. Dabei ist die Prognosepräzision im im Alpenvorland höher als an den deutschen Küsten.

Heuer (in diesem Jahr) ist der prognostische Wert des Lostages jedoch fragwürdig. In den nächsten 10 Tagen wird hierzulande keine stabile Wetterlage erwartet. Derzeit verhindert ein hochreichender Tiefdruckkomplex über Südosteuropa die Ausweitung des hohen Luftdrucks von Norddeutschland südwärts. Breitet sich Hitze über 30°C aus, liegt das am Zustrom sehr warmer und feuchter Subtropikluft. Dabei entwickeln sich wieder heftige Gewitter und vorerst kein trocken-heißes Hochsommerwetter, wie es sich viele Mitteleuropäer während der Sommerferien wünschen.

Für wetterempfindliche Menschen ist das eine gute Nachricht, denn lang anhaltende Wetterlagen sind für sie oftmals eine große Gesundheitsbelastung. Wechselt das Wetter, tritt nach belastenden Tagen wieder Erholung ein. Herz-Kreislauf-Patienten oder Menschen mit Atembeschwerden spüren nach Abklingen einer Hitzewelle deutliche Besserung. Wer unter Rheuma oder Muskelverkrampfungen leidet, freut sich über das Ende nasskalter Regentage - die für Herz und Atmung eine Wohltat waren. Auch die Schlafqualität ist besser bei weniger warmen Sommertagen ohne Tropennächte, in denen das Thermometer nicht unter 20°C fällt. Der heuer vielseitige Sieben-Schläfer-Tag lässt auf wechselhaftes Wetter hoffen.

Quellen:

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann: Über sieben schlafende Christen und das Wetter der nächsten Wochen. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 27.06.2018

Erstellt am 27. Juni 2018
Zuletzt aktualisiert am 27. Juni 2018

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Ab jetzt Winterwetter

Es ist nicht nur ein kurzzeitiger Kaltluftvorstoß, sondern der drastische Wechsel vom nasskalten Herbst zu frostigem Winterwetter. Die Großwetterlage stellt sich nachhaltig um. Das ist hierzulande Ende November eigentlich „normal“, nur in den letzten Jahren blieb der Übergang vom Spätherbst zum Frühwinter zumeist mild; Schnee schmolz rasch wieder dahin. Diesmal ist das anders - es wird nachhaltig winterlich. weiterlesen...


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...


Auf Rosen gebettet lernt es sich leichter

Gerüche können Kreativität und Lernerfolg verbessern. Freiburger Forscher haben nun untersucht, was genau der betörende Rosenduft bewirkt und in welcher Dosis er das Lernen erleichtert. weiterlesen...