Wetter

Spätsommer geht die Puste aus

von Holger Westermann

Sonnenschein und Lufttemperatur über 25°C im Oktober erinnerten noch einmal an den Sommer. Die Illusion war nahezu perfekt, wäre nicht die Kulissen mit buntem Laub dekoriert und die Temperatur mit der frühzeitigen Abenddämmerung so drastisch eingebrochen. Hochdruckwetter mit leichtem aber stabilem Südwind lagerte flächendeckend Warmluft über Mitteleuropa - dieser Wärmezustrom versiegt nun; es folgt feuchte und kühlere Atlantikluft.

Die letzten Tage waren tatsächlich ungewöhnlich warm, in Deutschland wurde als Maximum 27,7°C gemessen (Ohlsbach im Oberrheintal, Baden-Württemberg). Die 23°C wurden fast überall erreicht oder überschritten. Für Mitte Oktober entspricht das einer veritablen Hitzewelle. Gewöhnlich wären Höchstwerte von rund 18°C. Genau so ein Wetter wird für die kommenden Tage erwartet. Der Wind dreht auf West oder Nordwest und die heranströmende Luft wird über das mäßig warme Wasser des Atlantiks geführt, bevor sie Mitteleuropa erreicht. Mit 15 bis 20°C bleibt es weiterhin für die Jahreszeit recht mild, doch es wird zunehmend wolkig und wechselhaft. Durchziehende Regenfronten beenden das attraktive Altweibersommerwetter.

Ein markanter Temperatursturz bleibt den Menschen in Mitteleuropa erspart. Die Temperaturmaxima sinken sachte, der Körper hat Zeit, sich daran zu gewöhnen. Hilfreich ist dabei sicherlich, dass man nun auch die Garderobe Schritt für Schritt von spätsommerlich leicht auf herbstlich wärmend umstellt. Wem es nicht vergönnt ist zur Mittagszeit eine Frischluft-Sonnenschein-Pause zu nutzen, kommt nur noch bei während der Dämmerung bei Morgenkälte oder bei rasant abkühlender Luft ins Freie. Dann ist wärmende Kleidung notwendig, um dauerhaft Wohlfühltemperatur zu garantieren.

Dennoch in der frischen Luft spazieren macht die Gesundheit fit für den Herbst. Auch bei bedecktem trübem Himmel ist die Lichtintensität noch stärker als unter künstlicher Beleuchtung zu Hause oder im Büro. Der Lichtimpuls steuert die Hormonausschüttung von Serotonin (wach, aufmerksam, gute Laune) und bei Dunkelheit von Melatonin (müde, ruhig, entspannend). Zum gesunden Tag-Nacht-Rhythmus gehört der spürbare Wechsel zwischen hell und dunkel, zwischen Aktivität und Ruhephase, zwischen guter Laune mit Sozialkontakten und Rückzug mit Entspannung. Was sich im Frühling und Sommer ganz natürlich einstellt, bedarf im Herbst und Winter der gesundheitsbewussten Aufmerksamkeit. In geheizten und hell erleuchteten Wohnungen und Büros oder anderen Arbeitsstätten sowie einen 8-Stunden-Arbeitstag fehlen die äußeren Reize, die dem Körper auch in der dunklen Jahreszeit einen natürlichen Rhythmus finden lassen.

Ideal ist der Spaziergang zur Mittagszeit, bei maximaler Beleuchtung durch die Sonne. Der Lichtreiz stimuliert die Hormonausschüttung und regelt so den Rhythmus. Wem das nicht möglich ist, der kann mit Frühsport den Körper in Schwing bringen und das Signal setzen: Jetzt geht es los! Ein leichtes Gymnastikprogramm oder auch Thai Chi genügen. Wirksamer als die maximale Anstrengung ist die Regelmäßigkeit bei moderater Belastung. So gelingt auch bei tristem Herbstwetter ein Guter Start in den Tag.

Quellen:

Dipl.-Met. Sabine Krüger: Altweibersommerliches Intermezzo. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 15.10.2019

Erstellt am 15. Oktober 2019
Zuletzt aktualisiert am 25. Oktober 2019

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