Wetter

Hitzewelle im November

von Holger Westermann

Zu Beginn des gemeinhin nasskalten Spätherbstmonats werden heuer (in diesem Jahr) Erinnerungen an die Hitze des Spätsommers geweckt. Der ehemalige Hurrikan „Epsilon“ saugt Warmluft aus Afrika nach Mitteleuropa. Die Temperatur steigt steil an. Wie man es in einer Welle erwartet, folgt auf den Gipfel ein Abschwung und danach geht es wieder aufwärts - wenn auch nicht ganz so hoch. Doch bis dahin ist auch schon die erste Novemberwoche vorbei.

„Epsilon“ entstand am 15. Oktober südöstlich der Bermudas auf dem Atlantik. Schon vier Tage war das kleinen Tief in dem sehr warmen Wasser als Energielieferant zu einem Tropischen Tief gereift und wurde nur wenige Stunden später als Tropischer Sturm klassifiziert. In den Frühstunden des 21. Oktober hatte sich „Epsilon“ zum Hurrikan der Kategorie 1 verstärkt und noch am selben Tag abends erreichte er mit einem Kerndruck von 951 hPa die Vehemenz der Stärke 3.

Ein Kursschwenk nach Norden verhinderte, dass dieser Hurrikan eine Katastrophenmeldung in den Nachrichten provozierte. Der nordwärts kühlere Atlantik schwächte und bremste „Epsilon“, denn unterhalb von 26,5 °C Wassertemperatur ist kein weiterer Energiegewinn möglich. Aus dem Hurrikan wurde ein sehr großräumiges und energiereiches außertropisches Tiefdruckgebiet - auf dem Weg nach Europa.

Für ein europäisches Tief ist der ehemalige Hurrikan ein sehr großes und immer noch ungewöhnlich energiereiches Druckgebilde mit sehr viel feuchter und warmer Luft. Der Wind erreicht immer noch Orkanstärke, wobei Mitteleuropa lediglich im Randbereich getroffen wird. Die volle Wucht trifft die Britischen Inseln. Dort regnet es dann auch sintflutartig, hierzulande wird der Regen heftig, mancherorts schauerartig verstärkt aber ohne Unwetterpotential. Auch der Wind bleibt moderat.

Doch an der Vorderseite des Tiefs (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn) etabliert sich eine mächtige Südostströmung mit der sehr warme Luft aus Afrika über Spanien und Frankreich weit nach Norden transportiert wird. So kann es in Mitteleuropa heuer noch einmal über 20°C warm werden. Unterstützt von einem sich parallel dazu nordwärts reckenden Hochdruckkeil kann es zwischenzeitlich auch sonnige Episoden geben. Nach dem nasskalten Oktoberausklang fühlt sich diese Erwärmung und Wetterberuhigung mit Sonnenschein fast spätsommerlich an, sehr viel wärmer als es der ohnehin schon hohe Thermometerwert vermuten lässt.

Eine stabile Südströmung kann sich im November nicht mehr etablieren. So beendet schon zur Mitte der ersten Novemberwoche ein Kaltluftvorstoß aus Nordwest diese intensive Wärmeperiode. Glücklicherweise naht dann aber alsbald vom Atlantik das nächste Tief und garantiert mit seiner Warmfront wieder einen Temperaturanstieg auf über 15°C - nach aktueller Prognose wieder zum Wochenende.

Das rasante Auf und Ab der gefühlten Temperatur belastet Herz und Kreislauf von wetterempfindlichen Menschen. Auch die Konzentrationsfähigkeit kann darunter leiden. Schmerzende Gelenke und verspannte Muskulatur plagen beim Kälteeinbruch und erfahren beim Temperaturanstieg Linderung. Der markante Wetterwechsel hat gute und schlechte Seiten. Für das Immunsystem kann der Temperaturwechsel stimulierend wirken, wenn man regenarme Perioden für einen Spaziergang nutzt.

Quellen:

Dipl.-Met. Tobias Reinartz: EPSILON: Vom Hurrikan zur Schallplatte. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 28.10. 2020

Erstellt am 30. Oktober 2020
Zuletzt aktualisiert am 30. Oktober 2020

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