Wetter

Hitzewelle schwappt über Mitteleuropa

von Holger Westermann

Die ersten sommerlich heißen Tage verändern das Wetterempfinden der Menschen in Deutschland und Österreich. Nach den beiden sehr kühlen Monaten April und Mai erscheint der Kontrast besonders krass. Für Wohlbefinden und Gesundheit ist dieser abrupte Wechsel eine spürbare Herausforderung. Nicht jedem gelingt die Anpassung schnell genug.

Kurz vor der Sommersonnenwende wird es wärmer; in diesem Jahr ist der Temperaturanstieg besonders drastisch. Einerseits kletterten die Thermometerwerte innerhalb weniger Tage um 15°C, andererseits war die Wetterlage zuvor ungewöhnlich frisch. Bislang blieben die Menschen hierzulande vor großer Hitze verschont, lediglich zu Ostern wurden entlang der großen Flüsse Rhein, Main und Neckar und Donau schon mal über 25°C gemessen. Andernorts blieb es durchweg kühler.

Doch nun garantieren die Hochdruckgebiete „Yona“ und „Zoe“ Sonnenschein und Tagesmaxima von 26 bis über 30°C, im Lauf der nächsten Tagen zunehmend bis über 35°C. Lediglich an den deutschen Küsten und auf den Inseln sowie in den Bergen bleibt es frischer. Bei so drastischem Wetterwechsel mit hoher Lufttemperatur und intensiver Sonnenstrahlung auf feuchte Böden können sich auch Wärmegewitter und lokale Regenwolken bilden - die sich tagsüber oder auch erst in der Nacht entladen.

Mit der ansteigenden Feuchte wird die Hitze zum einen zunehmend als schwül empfunden, zudem wird sich die Luft in den Nächten immer weniger abkühlen. Selbst um Mitternacht, rund 2,5 Stunden nach Sonnenuntergang, zeigt dann das Thermometer immer noch 20 bis 25°C an. Erst in den frühen Morgenstunden, kurz nach Sonnenaufgang gegen 5:15 Uhr werden Minima von 20 bis 15°C erwartet. In größeren Städten sind Tropennächte mit Tiefstwerten über 20°C sehr wahrscheinlich.

Erholsamer Schlaf ist dann schwer zu erreichen. Da es tagsüber noch heißer sein wird, sollten man aber bei Nacht die Fenster geöffnet halten und sie nach dem Aufstehen wieder schließen. So kann man die kühlere Luft in der Wohnung festhalten. Es bedarf schon einer spürbaren Brise, dass „Lüften“ bei Hitze Erfrischung bewirkt. Apropos Wind: In der Schwüle bilden sich Gewitter mit Starkregen und Sturmböen, die sich auch bei Nacht entladen können - sperrangelweit geöffnete Fenster können dann Probleme bereiten, weil Regen hineinströmt oder der Wind sie zerstörerisch zuschlagen lässt. Eine Lösung ist es, (wenn möglich) den Rolladen so weit herunter zu lassen, dass Schlitze offen bleiben. Das genügt zum Luftaustausch und zur Temperaturabsenkung, hält aber Regen und Licht (das frühmorgens weckt) weitgehend fern.

Wer die wärmenden Bettdecken gegen dünne Laken tauscht, verbessert wahrscheinlich seine Schlafqualität. Gänzlich auf eine Zudecke zu verzichten ist für die meisten Menschen keine sinnvolle Lösung, da sie nicht gewohnt sind bloß zu liegen und gewohnheitsgemäß im Schlaf nach einer Decke suchen.

Während sich in den ersten Tagen die Wärmebelastung noch in Grenzen hält, leiden wetterempfindlichen Menschen unter der Tag für Tag zunehmenden Hitze. Es wird nicht nur immer heißer, sondern auch schwüler. Zudem verstärkt die sehr intensive Sonnenstrahlung der Zeit um die Sommersonnenwende die Wärmebelastung. Häuser, Straßen und sogar der natürlichen Boden heizen sich stark auf und geben diese Wärmestrahlung dann wieder ab. Die gefühlte Temperatur übertrifft den jeweiligen Thermometerwert deutlich. All diese Faktoren verstärken sich wechselseitig und belasten Wohlbefunden und Gesundheit. Der Deutsche Wetterdienst warnt daher die gesamte Bevölkerung vor einer starken Wärmebelastung, wenn die „gefühlte Temperatur“ an zwei Tagen in Folge über 32°C liegt und zusätzlich nur eine geringe nächtliche Abkühlung zu erwarten ist. Dies wird sicherlich in vielen Regionen in den nächsten Tagen der Fall sein. Auf Menschenswetter erfahren wetterempfindliche Menschen, ob sie aufgrund ihrer persönlichen chronischer Erkrankung mit einer Verstärkung der Symptome und deshalb mit einem größeren Gesundheitsrisiko rechnen müssen.

Quellen:

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe): Erste Hitzewelle "ante portas“. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 14.06.2021

Erstellt am 16. Juni 2021
Zuletzt aktualisiert am 16. Juni 2021

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