Wetter

Spätsommerlicher Herbst

von Holger Westermann

Das stabile Hochdruckgebiet „Rosi“ breitet über Deutschland ruhiges und sonniges Wetter mit umfangreichem Temperaturgang - von frischen 9°C am Morgen bis 27°C am frühen Nachmittag. Andernorts in Europa ist es weit weniger gemütlich; über den britischen Inseln tobte sich das Sturmtief „Kilian“ aus und über Griechenland ergießt sich Starkregen.

Dass Mitteleuropa von den Anrainern um das Wetter beneidet wird, passiert nicht allzu oft. Gerade im Herbst, wenn hierzulande bereits Anfang Oktober ein polarer Kaltluftvorstoß die bodennahe Wärme hinwegfegte und stattdessen nasskalten Regen etablierte, freute man sich in Großbritannien noch am wärmende Golfstrom und im Süden über die Restwärme des Sommers, gespeichert im Wasser des Mittelmeers.

Heuer (in diesem Jahr) fühlt es sich ganz anders an. Da erfreuen sich die Menschen zwischen Nord- und Ostsee, zwischen Rhein und Alpen über mildes sonniges Wetter, während andernorts in Europa garstige bis gefährliche Bedingungen den Alltag der Menschen bestimmen.

Den Süden Irlands, in Schottland und Nordengland zerzaust ein schwerer Sturm mit Orkanböen und extrem hohen Wellen an der Küste, im Binnenland werden Bäume entwurzelt, die zu dieser Jahreszeit noch Laub tragen und damit einen besonders effektiven Windwiderstand bieten. Dagegen wird Griechenland von unwetterartige Regenfälle heimgesucht. Erst Anfang September setzte Sturmtief „Daniel“ weite Teile Griechenlands unter Wasser, 17 Menschen kamen damals ums Leben. Nun wütet dort das ebenso heftige Tief „Elias“ und setzt die Hafenstadt Volos (Region Thessalien) komplett unter Wasser; 80% der Stadt waren für lange Zeit ohne Strom.

Mit Blick auf diese Alternativen dürfen sich die Menschen hierzulande über das schöne Wetter freuen. Der Gesundheit tut es gleich doppelt gut. Einerseits verschwinden bei diesem milden Spätsommerwetter die Belastungen für Herz und Kreislauf, für Atmung und Gelenke, für Schmerzempfindlichkeit und Agilität, für Leistungsfähigkeit und Gemüt. Andererseits motivieren Sonnenschein und Idealtemperatur knapp über 20°C zur Aktivität im Freien an der frischen Luft. Lediglich am frühen Morgen, wenn mancherorts die Celsiustemperatur nur einstellige Werte anzeigt, können aufgrund der Kältereize Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen oder mit Asthma Probleme bekommen; Menschen mit anhaltenden Schmerzen spüren dann eine Verstärkung der Symptome. Doch mit ansteigender Sonne und zunehmender Wärme bei schwindender relativer Luftfeuchte verringert sich bis gegen 10 Uhr die Unannehmlichkeit.

Bleibt das Wetter so angenehm? Ja und Nein. Angesehen von vorübergehenden Störungen nachdem das Hoch „Rosi“ sich abgebaut hat, bleibt das ruhige Wetter erhalten. Es baut sich über Mitteleuropa alsbald ein neues stabiles Hochdruckgebiet auf. Doch zu dieser Jahreszeit kann das auch bedeuten, dass sich eine Inversionswetterlage etabliert; dann liegen die Täler und Ebenen bei nächtlicher Kühle unter einer tiefliegenden Wolken- und Nebeldecke. Nur die Berggipfel ragen heraus im wärmenden Sonnenschein. Bei stabilem Hochdruckwetter fehlt einfach der Wind, der die bodennahen Luftschichten durchmischt und das Polster aus kalter und schwerer Luft am Boden „aufschüttelt“.

Dann bleibt das Risiko für Kältereize nicht auf den frühen Morgen beschränkt sondern hält den ganzen Tag an. Zudem hält der Nebel Luftschadstoffe und Feinstaub in der Schwebe, was schon kurzfristig für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegsproblemen eine Zusatzbelastung darstellt. Das einheitliche Grau mit wenig Sonnenschein schlägt aufs Gemüt. So kann Hochdruck im Herbst hierzulande auch eine wenige erfreuliche Wetterlage sein. Um so wichtiger ist es, sich über die aktuelle Situation zu freuen.

Quellen:

Dipl.-Met. Tobias Reinartz: Ruhiges Altweibersommerwetter - aber nicht überall… . Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 27.09 .2023

Erstellt am 29. September 2023
Zuletzt aktualisiert am 29. September 2023

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