Korrelation zwischen ausgedehnter Schlafdauer und Schlaganfallrisiko
Langschläfer leben gefährlich
Menschen, die Tag für Tag deutlich länger als 6 bis 8 Stunden schlafen, leben mit einem deutlich erhöhten Schlaganfall-Risiko. Besonders riskant wird es für Menschen, deren Schlafbedürfnis im Erwachsenenalter noch einmal deutlich angestiegen ist.
Die durchschnittliche Schlafdauer ändert sich im Verlauf der Biographie. Neugeborene verschlafen noch rund 18 Stunden des Tages, wobei der Hunger den Schlaf alle drei Stunden unterbricht. Eltern wissen darüber zu klagen. Kindergarten-Kinder ab 3 Jahren genügen schon 13 Stunden Schlaf, zu Beginn der Schulzeit sind rund 11 Stunden ausreichend. Bis zur Pubertät reduziert sich das Schlafbedürfnis dann auf den Erwachsenenwert von 8 Stunden. Die Begeisterung der Jugendlichen für langes Ausschlafen ist nicht Folge längerer Schlafzeiten, sondern späteren Zubettgehzeiten geschuldet. In diesem Alter verschiebt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus zugunsten einer längeren nächtlichen Aktivitätsphase. Erwachsen dürfen sich Menschen nennen, die freiwillig wieder vor Mitternacht schlafen gehen. Das Schlafbedürfnis pendelt sich bei der Mehrzahl gesunder Erwachsener zwischen 6 bis 8 Stunden ein. Bei Schwangeren kann da Bedürfnis nach Erholung im Schlaf aufgrund der größeren körperlichen Belastung vorübergehend ansteigen. Ansonsten reduziert sich die Schlafdauer mit zunehmenden Alter und kann auf unter 5 Stunden sinken.
Forscher den Universität Cambridge (Großbritannien) untersuchten nun die Daten von 9.692 Erwachsenen zwischen 42 und 81 Jahren. Die Daten wurden im Rahmen der EPIC-Norfolk Study (European Prospective Investigation of Cancer) erhoben, die sich mit der langfristigen Auswirkung des Lebensstils auf das Krebsrisiko beschäftigt. Dabei wurden in zwei Durchgängen auch die Schlafgewohnheiten der Studienteilnehmer dokumentiert, von 1998–2000 und 2002–2004. Keine der berücksichtigten Personen galt zu Beginn der Untersuchung (1998) als Schlaganfall-Patient.
Dennoch erlitten bis 31.03. 2009 (Letzter eingeschlossener Tag der Datenauswertung) 346 Studienteilnehmer einen Schlaganfall. Dabei zeigte sich bei Menschen, deren tägliche Schlafdauer überdurchschnittlich lang währte, ein um 46% höheres Infarkt-Risiko. Menschen mit besonders kurzer Schlafzeit, die gemeinhin als Herz-Kreislauf-Belastungen gilt, zeigten dagegen keinen statistisch signifikanten Risikozuwachs.
Das größte Schlaganfall-Risiko trugen Menschen, deren Schlafzeit im Verlauf der Untersuchung (trotz fortschreitenden Alters) anstieg. Sie müssen mit einer viermal so hohen Wahrscheinlichkeit leben, einen Schlaganfall zu erleiden. Eine Analyse von elf weiteren wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema (mit Daten von insgesamt rund 560.000 Personen) stützt dieses auf den ersten Blick überraschende Ergebnis. Gilt doch der Schlafmangel als Auslöser von physischem Stress (und Folge von psychischem Stress) und nicht der überlange Schlaf.
So vermuten die Forscher auch, dass nicht die Schlafdauer selbst das Infarktrisiko ansteigen lässt. Sie gehen davon aus, dass dem anwachsenden Schlafbedürfnis ein Gesundheitsproblem zugrunde liegt, das auch die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall erhöht. „Der lange Schlaf könnte auch ein erster Hinweis und ein Schlaganfall-Symptom sein oder auf Gefäßprobleme hindeuten." so die Forscher in ihrem Fazit.
Quellen: Leng, Y. et al. (2015): Sleep duration and risk of fatal and nonfatal stroke: A prospective study and meta-analysis. Neurology, online veröffentlicht am 25.02. 2015. doi: 10.1212/WNL.0000000000001371.
Erstellt am 3. März 2015
Zuletzt aktualisiert am 3. März 2015
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