Wetter

Absolute Sicherheit beim Blick auf die partielle Sonnenfinsternis

von Holger Westermann

Am Freitag 20. März 2015 verdunkelt sich am Vormittag (9:35 bis 11:55 Uhr) die Sonne über Mitteleuropa. Im Norden ist der Effekt deutlicher ausgeprägt (80% Abdeckung der Sonnenfläche) im Süden und Osten schwächer (60%). Wer sich dieses Naturschauspiel genauer ansehen möchte sollte unbedingt geeigneten Augenschutz verwenden, ansonsten drohen dauerhafte Netzhautschäden.

Der direkte Blick in die Sonne schmerzt, niemand wird dies an einem normalen Tage absichtlich tun. Die Sensation einer partiellen (nicht vollständigen) Sonnenfinsternis mag jedoch manch einen hinreichend motivieren, den schützenden Reflex zu unterdrücken. Doch selbst während der Mond einen Gutteil des Sonnenlichts abschirmt, genügt die restlich Strahlung um nachhaltige Schäden im Auge zu provozieren. Geeigneter Augenschutz ist daher unerlässlich.

Ideal ist eine spezielle Schutz- oder Folienbrille (in Österreich: Finsternisbrille), die nur noch 0,001 % des Sonnenlichts passieren lässt. Normale Sonnenbrillen sind dagegen ungeeignet, ihre Filterwirkung ist viel zu schwach. Geeignete, hinreichend wirksame Schutzbrillen entsprechen der gültigen Eu-Norm und tragen ein CE-Symbol. Wichtig ist, dass die Schutzfolie frei von Kratzern (also Lücken in der Beschichtung) ist, denn durch diese Beschädigungen kann das Sonnenlicht ungehindert ins Auge dringen und die Netzhaut dauerhaft beschädigen. Eine Überbelichtung der Sehzellen löst einen Abwendreflex aus, bleibt aber schmerzfrei.

Der Tipp „rußgeschwärzte Glasscheiben“ zu verwenden ist provozierte Körperverletzung, denn durch die feinen freien Glasflächen fällt sehr viel Infrarotstrahlung (Wärmestrahlung) die ebenfalls die empfindliche Netzhaut verletzten kann. Filmstücke (beispielsweise alte großflächige Röntgenaufnahmen), CDs oder andere aus Kunststoff bestehenden Hilfsmittel lassen dagegen sehr viel UV-Strahlung durch und können so einen zerstörenden Sonnenbrand im Auge hervorrufen.

Teleskope, Fernrohre, Ferngläser (militärisch auch Feldstecher genannt) und Kameras können nur mit Spezialfiltern (mit Gold oder Aluminium beschichtetes Glas sowie Herschel- oder Polarisationsfilter) genutzt werden, die sehr teuer sind. Preiswerte Okularsonnenfilter sind dagegen zumeist aus Kunststoff und können bei großer Hitzeentwicklung (Infrarotstrahlung) schmelzen oder platzen. Wer in diesem Moment auf die Sonne blickt, wird sich kaum schnell genug abwenden können, um bleibende Schäden zu vermeiden.

Wer sich optimal mit Augenschutz ausgestattet hat, darf in Mitteleuropa auf einen weitgehend ungetrübten Blick auf das Naturereignis hoffen. Dabei entwickelt das Wetter einen Sinn für höhere Gerechtigkeit: Im Norden, wo der Mond über 80% der Sonnenfläche abdeckt und die Sonnenfinsternis am intensivsten erlebt werden kann, ist das Wolkenrisiko am größten. Weiter südlich, in Nordrhein-Westfalen kann Hochnebel die Sicht trüben. Im Süden, wo die partielle Sonnenfinsternis einen geringeren Teil der Sonnenfläche bedeckt (rund 65%) richtet sich der Blick auf einen wolkenlosen Himmel. Nur südlich der Alpen ziehen störende Wolkenfelder durch.

Wem die Wolken die Sicht versperren, der darf auf die nächste partielle Sonnenfinsternis über Mitteleuropa hoffen: Sie wird am 10.06.2021 erwartet (ca. 15% Sonnenflächenabdeckung); darauf folgen 25.10.2022 (45%); 29.03.2025 (16%) und schließlich am 12.08.2026 mit knapp 90% Sonnenabdeckung.

Quellen:

M.Sc.-Met. Andreas Würtz: Klare Sicht während der partiellen Sonnenfinsternis in Deutschland? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 19.03.2015

Meist freie Sicht auf die partielle Sonnenfinsternis. Pressemitteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien vom 18.03.2015.

Erstellt am 19. März 2015
Zuletzt aktualisiert am 24. März 2015

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