Wetter
Intensiver Sonnenschein röstet blasse Winterhaut
Wenn sich die Haut rötet, wenn sie spannt, schmerzt und juckt ist es schon zu spät, dann hat der Sonnenbrand bereits ernsthaften Schaden angerichtet. Die Flucht in den Schatten verhindert oder lindert die Folgen nicht. Gerade die derzeit noch sonnenentwöhnte Haut reagiert besonders empfindsam. Für unbeschwerte Freude am sommerwarmen sonnigen Frühlingswetter lockt zur Mittagszeit ein Schattenplatz.
Die lichten Tage werden länger, die Sonne steht höher am Himmel und damit steigen bei wolkenlosem Himmel Dauer und Intensität des Sonnenscheins. Doch mit dem Sonnenlicht dringen nicht nur Licht und Wärme, sondern auch ultraviolette Strahlung (UV) bis zum Boden und zur Hautoberfläche der Menschen. Je steiler die Sonne am Himmel steht, um so kürzer ist der Weg der Strahlung durch die Atmosphäre und um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Strahlungsanteile reflektiert oder gestreut werden.
Glücklicherweise wird ein Gutteil der UV-Strahlung durch das Ozon in den oberen Atmosphäreschichten absorbiert, nur ein geringer Teil der sehr energiereichen Strahlen dringt durch diesen UV-Schutzschirm hindurch. In der Haut führt die UV-Strahlung zu sehr unterschiedlichen Effekten:
- UVA-Strahlung (380–315 nm), ist vergleichsweise energiearm, dringt bis in tiefere Hautschichten (Lederhaut) vor und bewirkt durch Veränderung des bereits vorhandenen Melanins eine kurzzeitig sichtbare Bräunung, die alsbald wieder verblasst.
- UVB-Strahlung (315–280 nm), ist vergleichsweise energiereich, bewirkt eine verzögert auftretende dafür aber nachhaltige Bräunung der Haut (Bildung von Melanin). Durch geringe Eindringtiefe (nur bis zur Oberhaut) bei hohem Energiegehalt besteht die Gefahr, dass ähnliche Reaktionen wie bei Verbrennungen (erythemer Effekt) auftreten = Sonnenbrand. Schädigt auch die DNA der Hautzellen und vergrößert langfristig das Hautkrebsrisiko.
Da die UV-Strahlung im Gegensatz zur sichtbaren Sonnenstrahlung und der wärmenden Infrarotstrahlung weder sichtbar noch direkt spürbar ist, bemerken die Menschen in der Regel nicht, dass sie auf dem besten Wege sind, sich einen Sonnenbrand einzufangen. Erst ein bis sechs Stunden nach der unbesonnen ausgedehnten Besonnung zeigt sich die Körperreaktion in vollem Umfang, das Maximum der Symptome tritt erst 12 bis 24 Stunden später auf.
Eine Risikobewertung erlaubt der UV-Index (UVI), eine Prognose der während eines Tages maximal erwartete Intensität der UV-Strahlung. Die Stufenskala des UVI gilt weltweit, in Mitteleuropa treten sehr selten Werte über 10 (sehr hohe UV-Strahlung) auf. Die Maxima 16 und 17 (extreme UV-Strahlung) sind den Subtropen und Tropen sowie den australischen Landschaften unter dem Ozonloch vorbehalten.
Der UVI orientiert sich an der physikalischen Strahlungsintensität. Um einen Sonnenbrand zu vermeiden zählt jedoch die physiologisch relevante, sehr individuelle UV-Verträglichkeit. Während sich einige Menschen sehr ausgiebig in der Mittagssonne räkeln können ohne sichtbaren Schaden zu nehmen, genügt bei anderen schon ein kurzer Spaziergang oder ein wenig Gartenarbeit in luftiger Kleidung um sich einen kräftigen Sonnenbrand zuzuziehen.
Die sehr unterschiedliche UV-Empfindlichkeit der Menschen wurde 1975 vom amerikanischen Dermatologen Dr. Thomas B. Fitzpatrick (1919–2003) systematisiert und in 6 Hauttypen eingestuft. Grundlage bildet die Eigenschutzzeit der Haut, die Zeitspanne die sie ungebräunt und ungeschützt ohne rot zu werden der Sonne ausgesetzt Werden kann. Menschen mit einem Keltischen und Nordischen Hauttyp (sehr hell) sollten sich der Sonne nach Möglichkeit nie ungeschützt aussetzen. Schon ab einem UVI von 3 bis 4 droht ihnen schon nach wenigen Minuten ein Sonnenbrand. Menschen mit Mischhauttyp (mittlere Hautfarbe) kann sich bei vergleichbarem UVI bis zu einer halben Stunde der Sonne aussetzen. Der mediterrane und dunkle Hauttyp darf sich bereits zwischen 30 und 90 Minuten sonnen, der schwarze Hauttyp auch noch länger.
Das aktuelle Wetter mit weitgehend wolkenlosem Himmel über Mitteleuropa und durchweg intensivem Sonnenschein lässt den UVI auf 4 (mittel) bis 7 (hoch) steigen. Im Bergland bleibt zwar die Lufttemperatur oftmals unter den im Wetterbericht genannten Durchschnittswert – dafür steigt aber die Intensität der UV-Strahlung mit jeden 100 Höhenmetern kräftig an. Unabhängig vom Hauttyp - selbst bei etwas dunkleren - ist daher schon bei kürzeren Aufenthalten in der Sonne das Auftragen von Sonnencreme ratsam. Zur Mittagszeit, bei maximaler Strahlungsintensität, sollte man sich auf jedem Fall im Schatten aufhalten. Selbst ein kurze Pause im Straßencafé kann bereits unangenehme Folgen haben – und vergleichbare Frischluftvergnügen in den kommenden Tagen vermiesen. Das wäre bedauerlich, denn wahrscheinlich hält die sommerwarme Wetterperiode nur noch bis wenige Tage an.
Quellen: Dipl.-Met. Adrian Leyser: Sonniges Hochdruckwetter birgt hohe Sonnenbrandgefahr. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 14.04.2015
Fitzpatrick, T.B. (1975): Soleil et peau. Journal de Médecine Esthétique 2: 33-34.
Erstellt am 15. April 2015
Zuletzt aktualisiert am 15. April 2015

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