Wetter
Schönwettersmog im Herbst
Das englische Schachtelwort „Smog" besteht aus den selben Zutaten wie die gesundheitsbelastende Wetterlage: smoke (Rauch) und fog (Nebel). Hoher Luftdruck im Herbst erzeugt penetranten Nebel und die feuchtkalte Witterung erzwingt den Betreib der Heizung, wodurch Ruß in die Atemluft gelangt. Bleibt der Nebel stabil reichern sich in den feinen Wassertröpfchen Schadstoffe an. So bleiben Ruß und andere Reizstoffe anhaltend in der Schwebe und können eingeatmet werden.
Smog entsteht bei einer Inversionswetterlage, wenn sich Warmluft über Kaltluft schichtet. Im Normalfall nimmt die Temperatur in der Atmosphäre mit zunehmender Höhe ab. Bei einer Inversion steigt die Lufttemperatur jedoch oberhalb einer bodennahen Schicht kalter Luft plötzlich wieder an.
Dieser Effekt ist typisch für Hochdruckwetterlagen im Herbst und Winter. Ein Hochdruckgebiet im Sommer bedeutet bis zu 16 Stunden Sonnenschein vom wolkenlosen Himmel und Hitze. Doch während der derzeit kurzen lichten Tage kann die tiefstehende Sonne kaum noch nachhaltig wärmen. Bleibt es im Einflussbereich eines Hochs nachts sternenklar, kann die Wärme ungehindert von Wolken ins Weltall abstrahlen. Der Boden und Gewässer kühlen stark ab und entziehen der direkt darüber liegenden Luft Wärme. Die Kaltluft ist schwerer als wärmere Luft und fließt wie ein Rinnsal entlang von Geländeeinschnitten talwärts und sammelt sich in Senken. Dort wird es dann auch zuerst frostig kalt - oder es bildet sich Nebel.
In einem Hochdruckgebiet sinkt großräumig Kaltluft aus der oberen Troposphäre (ca. 10.000m) langsam herab und erwärmt sich dabei. Das physikalische Phänomen "adiabatische Erwärmung" beruht darauf, dass der Luftdruck von oben nach unten zunimmt und die Temperatur bei ansteigendem Druck ebenfalls steigt. Bekannt ist dieser Effekt vom Föhn an den Alpen. Hier erwärmt sich die an den Bergen herabströmende Luft so stark, dass mit dem Wind auch ein Temperatursprung zu spüren ist. Bei einer Hochdruckwetterlage sinken die Luftmassen dagegen über einer großen Fläche gleichmäßig ab und erwärmen sich stetig, ohne dass sie durchmischt werden. So kann sich Warmluft stabil über die bodennahe Kaltluft schichten. In den Tälern bleibt es kalt und neblig, nur auf den herausragenden Gipfeln ist die Warmluft zu spüren, unterstützt durch die Sonnenstrahlung. Dort bedeutet Hochdruckwetter auch im Herbst und Winter wieder schönes Sonnenscheinwetter.
Durch die höhere Dichte der Kaltluft bleibt die Schichtung stabil, der Nebel kann tagelang anhalten. Die Inversionsschicht, in der die Temperatur plötzlich ansteigt, wirkt wie ein Deckel über der Kaltluft. Unterhalb dieser Sperrschicht besteht Smoggefahr und somit ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für Menschen mit Atemwegserkrankungen, auch bei Herz-Kreislauf-Patienten können sich die Symptome merklich verschlechtern. Ein deutlich größerer Personen- und Patientenkreis plagt sich jedoch mit den indirekten Smog-Effekten. Das triste Wetter ohne Sonnenschein schlägt aufs Gemüt, depressive Stimmung breitet sich aus. Bei Nebel meiden viele Menschen den Aufenthalt im Freien, bei nasskaltem Wetter frösteln die Menschen, die Gelenke schmerzen und die Muskulatur neigt zu Verkrampfungen.
Glücklicherweise ist es der aktuellen Hochdruckwetterlage inzwischen gelungen mit der absinkenden Warmluft bis zum Boden durchzudringen. In weiten Teilen Mitteleuropas lockten Goldene Herbsttage ins Freie. In den Bergen ist es oftmals wärmer als im Tal. Auf dem Brocken im Harz (1.141m) wurde mit 19,8°C sogar ein November-Wärmerekord gemessen.
Quellen: M.Sc.-Met. Andreas Würtz: Smog und die Rolle des Wetters. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 04.11.2015
Erstellt am 5. November 2015
Zuletzt aktualisiert am 5. November 2015

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