Wetter
Kurzzeitwinter zum Jahresbeginn
Väterchen Frost (russisch Дед Мороз, Djed Moros) hat am Silvestertag die Kinder in Russland beschenkt und schaut nun für ein paar Tage in Mitteleuropa vorbei. Allzu weit traut er sich nicht nach Westen, die Kaltfront trennt einen eiskalten Nordwesten vom weiterhin milden Südosten. Für wetterempfindliche Menschen ist der plötzliche Temperatursturz eine ernsthafte Gesundheitsgefahr.
Gelenkt durch mächtige Tiefdruckgebiete (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn) führen atlantischen Tiefdruckgebiete von Südwesten und Westen unablässig mild temperierte Atlantikluft nach Mitteleuropa. Das Hochdruckgebiet „Christine“ (Luftströmung im Uhrzeigersinn) über dem Baltikum und Nordrussland unterstützt diesen Warmluftzustrom bislang - so lange die Westflanke des Hochs über Mitteleuropa liegt.
Doch nun reckt sich „Christine“ weiter nordwestwärts. Mitteleuropa befindet sich dadurch an dessen Südostflanke. Damit wird eiskalte Polarluft herangeführt. Weit kommt sie jedoch nicht voran. Der Kaltluftvorstoß stoppt auf einer Linie von Emden (Niedersachsen, Deutschland) über Hannover (Niedersachsen, Deutschland), Erfurt (Thüringen, Deutschland) und Regensburg (Bayern, Deutschland) nach Salzburg (Salzburg, Österreich) und Klagenfurt (Kärnten, Österreich). Nordöstlich dieser Luftmassengrenze herrscht Dauerfrost, südwestlich davon bestimmt weiterhin milde Atlantikluft das Wetter. Entlang der Grenze kollidieren heranstürmende Kaltluft und vergleichsweise warme Luft mit hoher Luftfeuchte - die Folge sind starke Schneefall und Straßenglätte durch gefrierenden Regen.
Der Höhepunkt des Kaltlufteinbruchs wird für den Sonntag (3.1.2016) erwartet, dann zieht sich Väterchen Frost wieder ostwärts zurück. Spötter sprechen vom 4-Tage-Winter in Mitteleuropa. Mancherorts wird der Schnee kurz liegen bleiben, doch für eine solide Wintersport-Grundlage reicht es nicht, zumal die Lufttemperatur wieder auf Werte über 0°C ansteigen wird.
Zunächst wird es im Osten und Nordosten jedoch bitter kalt, bis -10°C. Das Thermometer verharrt auch tagsüber unterhalb der 0°C-Grenze, es herrscht kurzzeitig Dauerfrost. Doch dramatischer als dieser moderate Frost vermuten lässt sind die Folgen für die Gesundheit. Denn die Kaltluft stürmt sehr dynamisch heran, der eiskalte Wind fühlt sich deutlich kälter an, die gefühlte Temperatur sinkt auf bis zu -25°C.
Dieser gefühlte Temperatursturz belastet Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, denn sobald sie frösteln ziehen sich die Adern zusammen und der Blutdruck steigt stark an. Jede körperliche Belastung, beispielsweise beim Schneeschippen, kann dann einen Infarkt provozieren. Auch für Menschen mit chronischen Muskelverkrampfungen (beispielsweise nichtallergisches Asthma) oder Gelenkschmerzen (Arthrose, Rheuma) sowie Schmerzerkrankungen (Neuropathien, Fibromyalgie) spüren oftmals einen höheren Leidensdruck.
Unterstützt wird der Effekt durch den derzeit großen Unterschied zwischen physikalischer und gefühlter Temperatur. Das subjektive Temperaturempfinden beruht auf dem Entzug von Körperwärme; je kälter und feuchter die Umgebung, um so größer ist der Verlust an Körperwärme. Bei Windstille und durch wärmende Kleidung begünstigt bildet sich um den ruhenden Körper eine Schicht angewärmter Luft, die gegenüber weiteren Verlust von Körperwärme isoliert. Je höher die Luftfeuchte, um so weniger gut isoliert diese Luftschicht. Kalte Frostluft kann kaum Feuchtigkeit tragen und so ist die „trockene Kälte“ für viele Menschen besser zu ertragen als nasskaltes Wetter.
Die Luftfeuchte hat wesentlichen Anteil am Kälteempfinden (auch am Hitzeempfinden, aber das sind andere Effekte, die im Sommer besprochen werden), denn je höher die Wasserdampfkonzentration in der Luft ist, um so besser kann sie Wärme weiterleiten - auch Körperwärme entziehen. Bei einer physikalischen Temperatur von +3°C ist die Luftfeuchte höher (maximal 6 g/m3 Wasserdampf bei 100% relative Luftfeuchte; 3,5 g/m3 bei realistischen 40% relative Luftfeuchte) als bei 0°C (4,8 g/m3; 2 g/m3) oder bei -3°C (4 g/m3; 1,5 g/m3). Kurz: Bei +3°C ist der Wasserdampfgehalt und damit die thermische Leitfähigkeit der Luft höher als bei -3°C.
Weht Wind, wird die angewärmte Luft um den Körper immer wieder weggeblasen. Deshalb ist der Wärmeverlust bei bewegter Luft größer - die gefühlte Temperatur sinkt, ohne dass sich die anderen physikalischen Eigenschaften der Luft (Temperatur, Feuchte) ändern. So wird Wind bei nasskalter Witterung mit +3°C Lufttemperatur oftmals als kälter empfunden als Windstille bei -3°C. Genau dieser Effekt lässt die gefühlte Temperatur im Osten Deutschlands vorübergehend auf -25°C stürzen, während das Thermometer „nur“ -7 bis -10°C anzeigt.
Derweil können entlang des Rheins und im Breisgau nach Durchzug eines Regengebiets wieder mehr als +10°C erreicht werden. In jedem Fall wird es dort flächendeckend bei 6 bis 9°C mild und schneefrei bleiben. Bis zum Gedenktag für die Weisen aus dem Morgenland (in der Bibel ist werden von „Königen“ noch von „drei“ die Rede) ist das Glatteis wieder getaut und die Gesundheitsbelastung wieder geschwunden.
Quellen: Artikel der Menschenswetter-Redaktion
Erstellt am 2. Januar 2016
Zuletzt aktualisiert am 2. Januar 2016

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