Wetter

Mildes Wetter durch zykolonale Westlage

von Holger Westermann

Orkantief „Jonas“ bedeckte die Ostküste der USA mit 70cm Neuschnee. Inzwischen wanderte der Blizzard über den Atlantik und wandelte sich zum Sturmtief „Karin“. Dabei erwärmte das Meerwasser die Luft, die dadurch viel Wasserdampf aufsog. Über Großbritannien wird das Tief gestoppt und die Wasserfracht regnet ab. Hierzulande, an der Südostflanke des Tiefs flutet Warmluft die Landschaft.

Das Wetter in Mitteleuropa gestalten Großwetterlagen, die für einige Tage oder gar Wochen anhalten. Wenn sich im Sommer das Azorenhoch nordwärts reckt, strahlt wochenlang die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Auch im Winter ist eine Hochdruck-Wetterlage (antizyklonal) typisch, nur dehnt sich dann ein Festlandhoch vom Baltikum oder aus Russland bis nach Mitteleuropa. Die Folge ist Sonnenschein mit Dauerfrost. In den Übergangsjahreszeiten Frühjahr und Herbst wird das Wetter hierzulande zumeist von Tiefdruckgebieten (zyklonal) bestimmt.

Derzeit erkennen die Meteorologen eine „zyklonale Westlage" (wiss. Abkürzung Wz) über Europa. Dabei steht „zyklonal“ für „maßgeblich durch Tiefdruckgebiete gestaltet“ und „Westlage“ für die Richtung, aus der dieser Einfluss auf Mitteleuropa einwirkt, aus Westen. Das Sturmtief „Karin“ (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) zieht vom Nordatlantik nach Fennoskandien (Skandinavien + Finnland). Eine Hochdruckzone (Luftströmung im Uhrzeigersinn), die sich  von den Kanarischen Inseln bis in den zentralen Mittelmeerraum erstreckt, blockiert den raschen Weiterzug des Tiefs. Über Großbritannien regnet es seither ausgiebig.

Zwischen den beiden Druckgebilden etabliert sich eine Strömung, die Warmluft vom Mittelmeer nach Mitteleuropa und dem Atlantik lenkt. Der Temperatursprung von -10°C auf +10°C innerhalb von drei Tagen belastet die Gesundheit vieler Menschen. Da dieser Wetterwechsel von Regen (mancherorts auch Glatteisregen) und Sturm begleitet wurde, verharrte die gefühlte Temperatur noch länger auf Frostniveau, während das Thermometer bereits höhere Werte anzeigte. Die Menschen empfanden den Temperatursprung daher oftmals noch drastischer, als er aufgrund der physikalischen Temperatur angekündigt wurde.

In den kommenden Tagen wird die Temperatur mancherorts über 15°C steigen, dabei wirkt der stürmische Wind jedoch kühlend. Winddichte wärmende Kleidung erscheint zweckmäßig, kann aber bei körperlicher Anstrengung schweißtreibend wirken. Ein unangenehmes Körpergefühl ist die unabwendbare Folge. Obwohl derzeit definitiv noch Winter ist, muss nicht zwingend winterliche Garderobe getragen werden.

Quellen:

Dipl.-Met. Thomas Ruppert: Zyklonale Westlage. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 26.01.2016

Erstellt am 27. Januar 2016
Zuletzt aktualisiert am 28. Januar 2016

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Fulminantes Frühlingserwachen (Update 28.4.)

Der gefühlte Spätwinter ist nun endgültig passé. Für diese Saison fällt in den Tieflagen kein weiterer Schnee. Vom Nachtfrost am Morgen wechselt das Wetter zu sonnigen Sommertagen mit Tagesmaxima über 25°C. Für viele wetterempfindliche Menschen eine attraktive Perspektive - für manche ein bedrohliches Szenario. Mit der Warmluft kommt auch wieder Saharastaub nach Mitteleuropa. weiterlesen...


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...


Auf Rosen gebettet lernt es sich leichter

Gerüche können Kreativität und Lernerfolg verbessern. Freiburger Forscher haben nun untersucht, was genau der betörende Rosenduft bewirkt und in welcher Dosis er das Lernen erleichtert. weiterlesen...