Wetter

Aufheizen der Städte

von Holger Westermann

TV-Beitrag vom Bayrischen Rundfunk stellt ein Forschungsprojekt der TU München vor. Ein Team um die Architekten Dr. Philipp Molter und Daniele Santucci begibt sich auf einen kleine Stadtrundgang, um die thermische Belastung an unterschiedlichen Straßen (mit und ohne Bäume), im Park (mit und ohne Wasser) und an Gebäuden (mit und ohne Wärmedämmung, historische Fassaden) zu messen. Bemerkenswert ist auch der enorme Temperaturunterschied zwischen hellen und dunklen Pkw, die wie „Wärmestrahler“ entlang der Straßen stehen.

Besonders lobenswert an diesen Beitrag ist der Aufwand, den die Forscher für ihr kleines Demonstrationsprojekt „Climate Walk“ treiben, um die kleinräumigen Veränderungen (die Messpunkte entlang der Strecke liegen nur wenige 100m auseinander) der „gefühlten Temperatur“ zu ermitteln. Damit bestimmen sie den Einfluss von Wärme, Wind und Sonnenstrahlung auf Wohlbefinden und Gesundheit - wobei das Körpergefühl offensichtlich im Vordergrund steht und der gesundheitliche Aspekt weniger intensiv diskutiert wird.

Doch die angebotene Lösung für das Problem, wird die Lebensqualität in der Stadt kaum verbessern. Wasser zur Kühlung die Fassaden hinab rinnen zu lassen, mag den Wert am Infrarotmessgerät verbessern, doch dann funktioniert die Thermoregulation der Menschen nicht mehr. Setzt man diese Technik flächendeckend ein, steigt die Luftfeuchte stark an und zuverlässig wird dann schon bei geringer Temperatur (über 17°C) Schwüle entstehen. Doch bei Schwüle schwitzt man spürbar - und ineffektiv. Normalerweise verdunstet der Schweiß auf der Haut und die Verdunstungskälte unterstützt die Wärmeableitung aus dem Körper. Ist die Umgebungsluft weitgehend mit Wasserdampf gesättigt (> 80% relative Luftfeuchte), kann der Schweiß nicht mehr verdunsten und rinnt wirkungslos am Körper hinab. Dieser Effekt verstärkt sich sogar noch, wenn es Abends kühler wird. Da kühle Luft weniger Wasserdampf tragen kann als warme, steigt die relative Luftfeuchte mit der Abkühlung. Zu Schwitzen wird noch weniger effektiv.

So könnte eine Wasserkühlung der Fassaden die gefühlte Temperatur und damit die physiologische Wärmebelastung für die Menschen sogar erhöhen.

Quellen:

Sendung des Bayrischen Rundfunks (2019): Gut zu Wissen - Was Städte aufheizt und wann Wasser hilft. Online veröffentlicht 31.7.2019

Westermann, H. (2016): Die Stadt als Wärmeinsel. Menschenswetter Artikel 1377, online veröffentlicht 10.4.2016.

Erstellt am 31. Juli 2019
Zuletzt aktualisiert am 31. Juli 2019

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Gesundheitsrisiko Temperatursturz im April

Nach einer rekordverdächtigen Warmwetterphase von Februar bis Mitte April, ist jetzt das kühle wechselhafte April-Wetter mit Wind, Regen und vereinzelt auch Schneefall zurück. Der Temperatursturz um 15 bis 20°C ist an sich schon ein Gesundheitsrisiko, doch die physiologische und psychologischen Herausforderungen sind diesmal besonders drastisch. weiterlesen...


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...


Auf Rosen gebettet lernt es sich leichter

Gerüche können Kreativität und Lernerfolg verbessern. Freiburger Forscher haben nun untersucht, was genau der betörende Rosenduft bewirkt und in welcher Dosis er das Lernen erleichtert. weiterlesen...