Wetter
Nasskaltes Herbstwetter im Hochwinter
„Für die Jahreszeit zu warm“ lautet derzeit der tägliche Verweis auf die Wetterstatistik. Trotz kurzer Episoden mit Hochdruckeinfluss prägten in den letzen Wochen Atlantiktiefs das Wetter hierzulande. Normal ist solche wechselhaftes Witterung typisch für den mitteleuropäischen Herbst - und so fühlt sich das Wetter auch an.
Diese Wetterentwicklung lässt sich auch an den Niederschlagsummen der letzten beiden Wochen ablesen. Gebietsweise sind mehr als 60 l/m² Regen gefallen, regional sogar um 100 l/m². Das ist ein Vielfaches (etwa das Zwei- bis Fünffache) dessen, was in diesem Zeitraum aufgrund des langjährigen Vergleichszeitraums (1961 bis 1990) zu erwarten ist. An den Küsten, vom Bergischen Land bis hinüber ins Sauer- und Siegerland, im Schwarzwald, im Thüringer Wald und an den Alpen. In Österreich blieb es dagegen vielerorts vergleichsweise trocken.
Einerseits kommt diese feuchtwarme Periode der Bodenfeuchte zugute. Normalerweise verhindern zu dieser Jahreszeit Bodenfrost und Schneeauflage das Einsickern von Niederschlag und die Grundwasserreserven werden nur spärlich ergänzt. Das ist diesmal anders. So weit der positive Effekt. Andererseits ist das nasskalte Wetter für die Gesundheit vieler Menschen eine wirkmächtige Herausforderung - unangenehmer als Winterkälte. Die Pollensaison begann heuer (in diesem Jahr) aufgrund der milden Temperatur besonders früh und durch die Regenunterbrechungen währt sie besonders lang. Das ist keine gute Nachricht für Menschen mit allergischem Asthma. Menschen mit spastischem Asthma plagt dagegen der Kältereiz, wenn Nässe bei niedriger Lufttemperatur den raschen Verlust von Körperwärme bewirkt. Der Aufenthalt im Freien bei trockenem Frost oder Schnee reizt die Atemwege weit weniger. Das sind exemplarisch negative Folgen von sehr mildem Winterwetter.
Wetterempfindliche Menschen, deren zumeist chronische Erkrankungen eine besondere Sensibilität gegenüber meteorologischen Umwelteinflüssen begründen, können durch gezielte Verhaltensanpassung eine Symptomverschlechterung vermeiden. Beispielsweise verstärkt nasskaltes Wetter die Schmerzbelastung aufgrund von Rheuma oder Muskelverspannungen aber auch bei neurologischen Erkrankungen wie Fibromyalgie. Wenn der übermäßige Wärmeverlust oder die Erwartung zu Frösteln körperliche Beschwerden provoziert, kann es helfen durch Bewegung, beispielsweise Gymnastik oder Funktionstraining, selbst Wärme zu produzieren, um die Symptome zu lindern.
Ansonsten hilft die Hoffnung auf ein stabiles Hoch; entweder auf dem Atlantik, das die heranziehenden Tiefs blockiert und Warmluft heranführt, oder ein Festlandshoch von Osten, das trocken kalte Luft aus Russland nach Mitteleuropa lenkt. Doch die aktuellen Prognosen gehen eher von einer Fortsetzung des wechselhaften Wetters aus. Je länger die lichten Tage werden und je höher die Sonne zur Mittagszeit am Himmel steht und zunehmend Strahlungswärme wirksam wird, um so weniger wahrscheinlich wird der Wechsle zu stabilem Winterwetter. Meteorologen nennen die sechs Wochen zwischen dem 1. Januar und dem 15. Februar „Hochwinter“ - typisch sind dann mehrtägige Dauerfrostperioden. Insofern ist der Winter 2021/2022 ein sehr müder und milder Geselle. Die Grimmigkeit vergangener Jahre ist heuer nicht zu erkennen und bislang auch nicht zu erwarten.
Quellen: Dipl.-Met. Martin Jonas: Zwei regnerische Wochen - auch in der Bodenfeuchte erkennbar. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 10.02.2022
Erstellt am 11. Februar 2022
Zuletzt aktualisiert am 12. Februar 2022
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