Vitamin B2 und Coenzym Q10 können offensichtlich helfen

Ist Fibromyalgie die Folge einer Energiekrise?

von Holger Westermann

Die Diagnose Fibromyalgie erfolgte nach einen langen Leidenszeit. Die Patientin klagte über Schmerzen am ganzen Körper, die sich bei Bewegung verstärkten. Schlafstörungen, andauernde Müdigkeit am Tag und infolgedessen eine depressive Verstimmung sowie eine Muskelschwäche machten es der Frau unmöglich ihren Beruf weiterhin auszuüben. Selbst für die alltägliche Hausarbeit benötigte sie bald die Unterstützung von Familienangehörigen. Doch ausgerechnet die Muskelschwäche erwies sich als wichtiger Diagnosehinweis.

In der Rheuma-Ambulanz am Universitätsklinikum für Innere Medizin III der Salzburger Landeskliniken, wurde die Diagnose Fibromyalgie anhand der ACR-Kriterien (American College of Rheumatology) gestellt. Da die Patientin ihre anhaltende Muskelschwäche als besonders belastend schildert und ein Belastungstest auf dem Fahrradergometer diese Einschätzung bestätigte, entschloss sich das Ärzteteam um Frau Oberärztin Dr. med. Andrea Studnicka-Benke zu einer Muskelbiopsie, der Entnahme von einer kleinen Probe Muskelgewebe. Die mikroskopische Untersuchung ergab keine Auffälligkeiten.

Nun gingen die Ärzte einen Schritt weiter und untersuchten auch die Zellen und ihre Bestandteile. Dabei wurde eine Unterfunktion der Mitochondrien festgestellt. In den Mitochondrien wird der im Blut zirkulierende Energielieferanten Zucker in Energieträger umgewandelt, die innerhalb der Zelle eingesetzt werden können. Funktionieren die Mitochondrien nicht optimal steht den Zellen, in diesem Fall den Muskelzellen, nicht genügend Energie zur Verfügung. Das gilt selbst dann, wenn den Muskelzellen hinreichenden Mengen Zucker zugeführt werden. Als Ursache für die eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Mitochondrien wurde von den Ärzten ein Mangel an Coenzym Q10 (Ubichinon) festgestellt.

Coenzyme sind Moleküle, die wie ein Enzym ergänzen und deren Funktionsfähigkeit bewirken aber zumeist keine Proteine (Eiweißmoleküle) sind. Proteine können zumeist vom Körper selbst gebildet werden, Coenzyme nicht unbedingt. So wird das Coenzym Q10 sowohl vom Körper selbst gebildet als auch über die Nahrung aufgenommen. Bei manchen Menschen ist die Fähigkeit Coenzym Q10 selbst zu bilden schon von Geburt an stark eingeschränkt, bei allen Menschen sinkt der Coenzym Q10 Spiegel mit zunehmendem Alter. Für eine gute Versorgung über die Nahrung sind vor allem tierische Lebensmittel wie Butter, Eier, Fleisch und Leber geeignet.

Die Ärzte entschlossen sich der Patientin ein Medikament mit Vitamin B2 (Riboflavin) und Coenzym Q10 (Ubichinon) zu geben um den festgestellten Mangel auszugleichen. Zwar konnte aufgrund einer weiteren Erkrankung der Patientin die Therapie nicht zu einem endgültigen Erfolg geführt werden, doch die Autorin der Studie, Frau Dr. Studnicka-Benke ist sich auch für ähnlich gelagerte Fälle von Fibromyalgie sicher, dass „ ... durch Substitution mit Riboflavin und Coenzym Q10 die Symptome der Erkrankung stark gebessert werden können; in vielen Fällen ist über Jahre ein weitgehend normales und beschwerdefreies Leben möglich.“

Quellen:

Studnicka-Benke, A. (2010): Coenzym Q10-Mangel als mögliche Ursache eines Fibromyalgie-Syndroms. rheuma plus (9)3

Wolfe, F. et al. (1990): The American College of Rheumatology 1990 Criteria for the Classification of Fibromyalgia. Arthritis and Rheumatism 33(2): 160-172

Bayer, W.; Schmidt, K. (2002): Coenzym Q10 – Aktueller Erkenntnisstand. Ernährung & Medizin 17: 138-140

Erstellt am 10. September 2012
Zuletzt aktualisiert am 11. September 2012

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