Schlafmangel verhindert nachhaltigen Lernerfolg
Lernen im Schlaf funktioniert nicht – Lernen ohne Schlaf funktioniert gar nicht
Das menschliche Gehirn benötigt den erholsamen Schlaf um Wichtiges vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis zu übertragen, um es dauerhaft zu lernen und gleichzeitig Unwichtiges zu vergessen. Schlafen Kinder regelmäßig zu wenig und müssen sie dadurch mit weniger Tiefschlafphasen auskommen, dann führt dieser Schlafmangel zu Lernstörungen, darunter leiden auch die Leistungen in der Schule.
Im Kinderschlaflabor am Klinikum Südstadt in Rostock wurden Kernspinuntersuchungen der Gehirnareale durchgeführt, die für das Lernen, die Verankerung der tagsüber gesammelten Information ins Langzeitgedächtnis zuständig sind. Schon nach 38 Stunden Schlafentzug lässt die Leistungsfähigkeit des deklarative Gedächtnis (auch Wissensgedächtnis oder explizites Gedächtnis genannt) messbar nach. Insbesondere Informationen, die aufgrund von positiven Stimuli wahrgenommen wurden, beispielsweise durch Lob oder Motivationsanreize unterstützt, gehen bei Schlafmangel besonders leicht verloren.
Aber nicht nur das geistige Lernen vertieft sich im Schlaf, auch das motorische Lernen profitiert davon. So verbessert sich im Schlaf die antrainierten Fertigkeiten, ob sie nun dazu dienen ein Musikinstrument zu bedienen oder eine sportliche Übung zu perfektionieren. Darauf weist der Leiter des Rostocker Kinderschlaflabors, Dr. Frank Kirchhoff hin. Guter Schlaf unterstützt die Übungen, bei Schlafmangel wiederholen sich die Fehler auch am nächsten Tag. So konnte in einem Experiment mit jungen Basketballspielern, die in der Woche vor einem Spiel täglich zehn Stunden Bettruhe einhielten, die Wurfgenauigkeit, die Schnelligkeit, die Reaktionsfähigkeit sowie die soziale Stimmung in der Mannschaft messbar verbessert werden.
Je komplexer die geistigen oder körperlichen Aufgaben ausfallen, um so deutlicher wirkt sich ein Schlafmangel aus. Eine zu kurze Nacht bewirkt noch kein Trainingsdesaster, weder in der Schule noch im Probenraum oder auf dem Sportplatz. Ist die Nachtruhr aber regelmäßig zu kurz, besteht die Gefahr einer nachhaltigen Leistungseinbuße des Gedächtnisses. Als sehr effektives Einschlaf- und damit Lernhemmnis ist der Fernsehapparat. Rund 10% der Neunjährigen leiden unter Einschlafstörungen, 30% klagen manchmal oder häufig über Müdigkeit am Tage, ein zuverlässiges Zeichen für wenig erholsamen Schlaf. Bei 46% dieser Kinder konnte der Fernsehkonsum vor dem Schlafengehen als wichtiger Störfaktor identifiziert werden. Fernsehen bis kurz vor den Schlafen oder gar ein Fernseher im Kinderzimmer – davor warnt der Schlafmediziner Dr. Alfred Wiater verantwortungsvolle Eltern, denen der Erfolg ihrer Kinder in Schule und Freizeit am Herzen liegt.
Ein unzureichender oder gestörter Schlaf ist eine der wesentlichen Ursachen für schlechte Schulleistungen, so das Fazit von Dr. Pablo E. Brockmann.
Quellen: Brockmann, P. (2012): Folgen von Schlafstörungen, u.a. Einfluss auf Schulleistungen. Beitrag zum Symposium Schlafstörungen, Verhalten und Schulleistungen, gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Pädiatrische Schlafmedizin im Rahmen der 108. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde e.V. (DGKJ) gemeinsam mit der 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ)
Kirchhoff, F. (2012): Schlau durch Schlaf - Einfluss von Schlaf auf Lernen und Gedächtnis. Beitrag zum Symposium Schlafstörungen, Verhalten und Schulleistungen, gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Pädiatrische Schlafmedizin im Rahmen der 108. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde e.V. (DGKJ) gemeinsam mit der 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ)
Weiß, M. (2012): So verhagelt Schlafmangel die Schulnoten. Kongressbericht von der 108. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde e.V. (DGKJ) gemeinsam mit der 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) vom 12. bis 16. September 2012 in Hamburg, veröffentlicht in Medical Tribune 47(43): 13
Wiater, A. (2012): Einfluss von Medienkonsum auf Schlaf- und Tagesverhalten. Beitrag zum Symposium Schlafstörungen, Verhalten und Schulleistungen, gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Pädiatrische Schlafmedizin im Rahmen der 108. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (DGKJ) gemeinsam mit der 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ)
Erstellt am 28. Oktober 2012
Zuletzt aktualisiert am 28. Oktober 2012

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