Fraglich ist, ob die Korrelation tatsächlich einen kausalen Zusammenhang markiert

Gemeinsame genetische Ursache für Epilepsie und Migräne

von Holger Westermann

Eines vorab: Es gibt Hinweise, dass in Familien mit Epilepsie-Patienten mit großer Wahrscheinlichkeit auch Migräne-Patienten leben. Das bedeutet aber nicht, dass Menschen, die unter Migräne leiden, ein erhöhtes Epilepsie-Risiko tragen.

Untersucht wurden Menschen mit Epilepsie, in deren Familie bei zwei oder mehr weiteren engen Verwandten (Eltern, Geschwister oder Kinder) eine Epilepsie diagnostiziert worden war. Die Forscher der Columbia Universität (New York, USA) prüften, ob in diesen Familien mehr Menschen unter Migräneanfällen litten als in der Durchschnittsbevölkerung.

In der Detailanalyse fokussierten sie vier Kriterien:

  • Gesicherte Diagnose generalisierte Epilepsie (Patient verliert bei einem Anfall das Bewusstsein) oder fokale Epilepsie (Patient verliert während eines Anfalls das Bewusstsein nicht)
  • die Anzahl von Verwandten ersten Grades, die ebenfalls unter Epilepsie oder Krämpfen (Anfällen) litten
  • die Wahrscheinlichkeit, dass ein Epilepsie-Patient mit einer familiärer Belastung, wie oben beschrieben, zusätzlich unter Migräne leidet
  • Form der Migräne, mit oder ohne Aura


In der Studie wurden 501 Familien mit zumindest zwei Epilepsie-Patienten (insgesamt 730 Menschen mit mit fokalen oder generalisierten Epilepsie) untersucht. Die Studienteilnehmer waren mindestens 12 Jahre alt.

Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig: Für Epilepsie-Patienten mit zumindest zwei Verwandten, bei denen ebenfalls eine Epilepsie diagnostiziert worden war, ist das Risiko für Migräne mit Aura um den Faktor 2,5 erhöht. Werden weiter entfernte Verwandte in die Analyse eingeschlossen verschwindet der Effekt. Ebenso ist für Migräne ohne Aura kein solcher Zusammenhang festgestellt worden.

In ihrem Fazit folgern die Forscher, dass die „Migräne mit Aura (nicht aber Migräne ohne Aura) sehr viel wahrscheinlicher auftritt, wenn bei zwei oder mehr enge Verwandte Epilepsie diagnostiziert wurde.“ und dass „Durch diese Ergebnisse die Hypothese der gemeinsamen genetischen Ursache von Epilepsie und Migräne mit Aura gestützt werde.“

Quellen:

Winawer, M.R.; Connors, R. et al. (2013): Evidence for a shared genetic susceptibility to migraine and epilepsy. Epilepsia online veröffentlicht am 07.01.2013. doi: 10.1111/epi.12072

Erstellt am 9. Januar 2013
Zuletzt aktualisiert am 9. Januar 2013

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