Mädchen auffallend häufiger und stärker betroffen als Knaben
Risikofaktoren fördern Dauerschmerz bei Jugendlichen
Schon junge Menschen können dauerhaft unter Schmerzen leiden. Eine aktuelle Studie analysiert den Lebensstil der Jugendlichen, um Risikofaktoren zu identifizieren. Offensichtlich gehen chronischer Schmerz und psychische Probleme Hand in Hand. Gerade bei jungen Menschen in der Pubertät ist es schwierig, Ursache und Wirkung von einander zu trennen.
Die Autoren der Studie werteten die Daten der Young-HUNT-Studie (Nord-Trøndelag Health Study) aus. Zwischen 2006 und 2008 wurden von 7373 Jungendlichen imAlter zwischen 13 und 18 Jahren (Altersdurchschnitt 15,8 Jahre) ein Fragebogen zu Schmerzen und Beeinträchtigungen durch Schmerzen sowie zum Lebensstil und psychischen Problemen wie depressiven Stimmungen oder Angstgefühlen ausgefüllt.
Mädchen zeigten dabei eine deutlich stärkere Belastung durch dauerhafte Schmerzen als Knaben (54% im Gegensatz zu 34%). Zudem klagen mehr Mädchen (20%) als Knaben (9%) über Schmerzen an mehreren Körperstellen gleichzeitig. So fühlten sich auch die Mädchen häufiger durch die Schmerzen in ihrer körperlichen Aktivität eingeschränkt (20% im Gegensatz zu 8%).
Unter depressiven Stimmungen litten die Mädchen ebenfalls häufiger als die Knaben. Doch dieser Befund kann durchaus durch geschlechtertypische Stimmungsschwankungen während der Pubertät begründet sein. Andererseits ist bei Erwachsenen eine enge Assoziation zwischen Schmerzen und depressiver Stimmung gut belegt.
Bei allen Jugendlichen zeigte sich, unabhängig vom Geschlecht, eine verstärkte Schmerzbelastung bei starkem Übergewicht. Rauchen und regelmäßiger bis exzessiver Alkoholkonsum verstärkten diesen Effekt. Sicherlich fördert ein Lebensstil mit Adipositas, Zigaretten und Alkohol auch Bewegungsmangel und Herz-Kreislauf-Beschwerden schon in jungen Jahren – wodurch sich Schmerzen einstellen können. Doch können diese Risikofaktoren auch Folge von Angst und Depressivität sein. Eine genaue mathematische Analyse der Daten (multivariates Verfahren) ergab, dass Mädchen mit psychischen Problemen ein bis zu 4,5-faches Risiko trugen an chronischen Schmerzen zu leiden als Mädchen ohne psychische Belastung. Wenn Knaben unter psychischen Problemen litten stieg das Risiko sogar auf das 5-fache, wenn auch auf einem insgesamt niedrigerem Niveau.
Vor allem Mädchen leiden schon in der Pubertät unter dauerhaften Schmerzen. Warnzeichen sind starkes Übergewicht sowie ein risikobetonter Lebensstil mit rauchen und regelmäßiges Alkoholtrinken. Die wichtigsten Risikofaktoren für chronischen Schmerz bei Jugendlichen sind jedoch Depressivität und Angstgefühle. Eine begleitende Verhaltenstherapie könnte die Behandlung der Schmerzen effektiv unterstützen.
Quellen: Hoftun, G.B. et al. (2012): Factors associated with adolescent chronic non-specific pain, chronic multisite pain, and chronic pain with high disability: the Young-HUNT Study 2008. Journal of Pain 13(9): 874-883
Erstellt am 5. Februar 2013
Zuletzt aktualisiert am 5. Februar 2013

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