Sport hilft bei Hypertonie, Akupunktur und Yoga dagegen nicht

Wirksamkeit alternativer Therapien zur Blutdrucksenkung

von Holger Westermann

Experten der amerikanischen Kardiologen-Gesellschaft (American Heart Association, AHA) haben untersucht, ob und wie stark Maßnahmen ohne Medikamente die Hypertonie-Symptome lindern. Im Fokus standen Bewegungs- und Verhaltenstherapien sowie Entspannungsübungen, aber auch einzelne Methoden der Alternativmedizin. Dabei ergaben sich vereinzelt durchaus überzeugende Ergebnisse, andere Verfahren enttäuschten dagegen in Hinblick auf ihre Wirksamkeit.

Bei leicht erhöhtem Blutdruck sind die Patienten nicht unbedingt zur Dauertherapie mit Medikamenten verdammt. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam um Prof. Dr. Robert D. Brook von der University of Michigan bei der Auswertung der Daten von 1000 Studien, die in den Jahren 2006 bis 2011 veröffentlicht worden waren. Sie gliederten die Gesamtheit der alternativen Therapieansätze in Kategorien:

  1. körperliche Aktivitäten (beispielsweise Aerobic, Jogging oder Walking)
  2. Verhaltenstherapien (beispielsweise Meditation oder Biofeedback)
  3. nicht-invasive Methoden (beispielsweise Akupunktur).


Das generelle positive Ergebnis der Studie ist, dass diese alternativen Therapien so gut wie nie unerwünschte Nebenwirkungen oder zusätzliche Gesundheitsrisiken hervorriefen. Doch nicht alle Maßnahmen zur Blutdrucksenkung führten zu einer überzeugenden gewünschten Wirkung. So kann sportliche Aktivität, ob als Ausdauer- oder Krafttraining ist dabei unerheblich, den Blutdruck nachhaltig senken. Dabei spielt die Intensität des körperlichen Einsatzes offensichtlich die entscheidende Rolle: Leichtes (Nordic) Walking erzielt nur einen kleinen positiven Effekt, Jogging aber auch isometrische Griffübungen dagegen deutlich größere.

Isometrische Griffübungen arbeiten ohne Gewichte. Die Muskeln werden im Wechsel angespannt und gelockert, ohne dass sie dabei eine Bewegung ausführen. Beispielsweise drücken oder ziehen die ineinander gehakten Hände für zehn bis zwanzig Sekunden um eine Muskelspannung aufzubauen. Diese Übung wird mehrmals wiederholt. Durch diese einfachen und überall auszuführenden Übungen konnte der Bluthochdruck um bis zu zehn Prozent gesenkt werden. Für Menschen mit Blutdruck-Werten von 180/110 nmHg oder höher ist dieses Training allerdings nicht zu empfehlen.

Unter den Verhaltenstechniken waren vor allem einige Atemtechniken hilfreich. Bei regelmäßiger Anwendung (drei bis vier Mal pro Woche, jeweils 15 Minuten) stellt sich offensichtlich ein positiver Effekt ein. Andere Verhaltenstherapien wie Biofeedback oder transzendentale Meditation zeigten dagegen so gut wie keine Wirkung. Auch für Yoga und anderen Entspannungsmethoden konnte kein Nachweis zur effektiven Blutdrucksenkung erbracht werden. Ebenso fehlt ein wissenschaftlich gesicherter Wirkungsnachweis für alternative Therapieformen wie Akupunktur.

"Die alternativen Ansätze reduzieren den Blutdruck um 2 bis 10 mm Hg, Medikamente senken ihn dagegen um 10 bis 15 mm Hg", leitet Brook sein Fazit ein. Deswegen könnten solche Maßnahmen eine Medikamententherapie nur wirkungsvoll unterstützen, aber zumeist nicht ersetzen. Eine Änderung des Lebensstils, beispielsweise Reduktion des Körpergewichts, Verzicht auf Zigaretten und salzarmer Kost oder geringem Alkoholkonsum sind häufig eine effektivere Unterstützung der Therapie zur Blutdrucksenkung.

Quellen:

Brook, R.D. et al. (2013): AHA Scientific Statement: Beyond Medications and Diet: Alternative Approaches to Lowering Blood Pressure: A Scientific Statement From the American Heart Association. Hypertension 2013, online veröffentlicht am 22. April 2013. doi:10.1161/HYP.0b013e318293645f

Erstellt am 25. April 2013
Zuletzt aktualisiert am 25. April 2013

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