Wetter

Hilfe für Hitzeempfindliche in der Steiermark

von Herbert Gmoser

Die Zahl der heißen Tage ist in den letzten Jahrzehnten in allen Regionen der Steiermark stark gestiegen. Menschen mit Bluthochdruck (Hypertonie) und Atemwegserkrankungen leiden besonders stark unter Hitze und Schwüle. Steht eine Hitzewelle bevor, schickt die ZAMG deshalb regionale Hitzewarnungen an Einrichtungen und Organisationen, die sich professionell um besonders gefährdete Personengruppen wie alte Menschen, Kranke und Kinder kümmern.

„Hitzewellen sind eine oft unterschätze Gefahr" sagt Dr. Albert Sudy, Leiter der Wettervorhersage von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Graz, „denn sie sind nicht so spektakulär wie zum Beispiel Stürme oder schwere Gewitter und wirken nur langsam“. Aber besonders für alte und kranke Menschen können Hitzewellen lebensbedrohlich sein. Die lange Hitzewelle im Sommer 2003 wird europaweit mit rund 70.000 Todesfällen in Zusammenhang gebracht.

Relevant ist dabei nicht die Thermometertemperatur, sondern die physiologisch wirksame „gefühlte Temperatur“. Dabei wird die Wirkung der aktuellen Witterung auf den Wärmehaushalt der Menschen berücksichtigt. Steigt die Temperatur an, so fällt es dem Körper schwer die Kerntemperatur von 36,5°C zu halten. Durch die Aktivität von Organen und Muskulatur, insbesondere des Herzens, wird andauernd ein Wärmeüberschuss produziert. Um eine bessere Ableitung der Wärme zu gewährleisten werden die Blutgefäße geweitet. Bei sommerlichem Wetter oder starker Muskelaktivität genügt dieser Mechanismus nicht mehr, der Mensch beginnt zu schwitzen. Dabei verdampft der Schweiß auf der Haut, die Verdunstungskälte sorgt für eine flächendeckende Kühlung des Blutes in den hautnahen Blutgefäßen. Mit dem Kreislauf gelangt dieser Kühlungseffekt bis in die Körpermitte. Doch bei Schwüle funktioniert dieser physiologische Trick nicht mehr. Ist die Luft bereits mit Feuchte gesättigt (relative Luftfeuchte nahe 100%), kann der Schweiß nicht mehr verdunsten, er rinnt den Körper hinab ohne zu kühlen. Damit steigt auch die gefühlte Temperatur, selbst wenn sich der Thermometerwert nicht verändert. Leichter Wind kann dagegen wieder für Linderung sorgen.

Um rechtzeitig auf Hitzewellen zu reagieren, haben das Land Steiermark und die ZAMG am 1. Mai 2013 ein Hitzewarnsystem eingerichtet. Albert Sudy: „Stehen zumindest drei Tage in Folge mit sehr hoher Wärmebelastung bevor, schicken wir regionale Hitzewarnungen an die von der Landessanitätsdirektion definierten Bedarfsträger. Das sind vor allem Altersheime, Krankenhäuser, Kinderbetreuungsstätten, mobile Dienste sowie Freiwilligen- und Blaulichtorganisationen."

Dieser Informationsvorsprung hilft den Einrichtungen, sich noch früher in ihrer Planung und Organisation auf die zusätzlichen Anforderungen einzustellen.
Die Warnungen im Zuge des Hitzeschutzplans Steiermark wurden im Sommer 2011 das erste Mal durchgeführt und gehen heuer in die dritte Saison.

Dass Hitzewellen immer besser und vor allem auch regionaler vorhergesagt werden können, liegt besonders an den immer genaueren Prognosemodellen. Albert Sudy: „In einem geographisch so unterschiedlichem Gebiet wie der Steiermark brauchen wir für Hitzewarnungen sehr hochaufgelöste Berechnungen von Temperatur und Luftfeuchte. Wir arbeiten an der ZAMG mit einem speziell für die Alpen entwickelten Vorhersagemodell, das auch kleinräumige Vorgänge sehr genau berechnet. Vor ein paar Jahren lag die räumliche Modellauflösung noch bei zehn Kilometern, jetzt sind es rund zweieinhalb Kilometer."

Hitzewellen kommen in regelmäßigen Abständen in unseren Breitengraden vor. Eine Hitzewelle liegt vor, wenn anhaltend Tag- und Nachttemperaturwerte erreicht werden, die eine massive Belastung der Gesundheit von Personen bzw. Risikogruppen mit sich bringen. Die WHO (World Health Organization) empfiehlt die Entwicklung von Strategien, Plänen und Maßnahmenpaketen zum Zwecke der bestmöglichen Einstellung der Bevölkerung auf Hitzebelastungstage und des effektiven Handlings von Aufgaben des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die durch das Auftreten von Hitzewellen entstehen.

Quellen:

Information der ZAMG zum Hitzewarnsystem für das Land Steiermark

Erstellt am 7. Mai 2013
Zuletzt aktualisiert am 8. Mai 2013

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