Wetter

Heiße Nächte zu Hause und im Urlaub

von Holger Westermann

Während der drückenden Schwüle des Sommers leiden viele Menschen unter wenig erholsamem Schlaf. Der Körper kann bei Nacht nicht ausreichend abkühlen, das Einschlafen und Durchschlafen fällt schwer, die Schlafqualität sinkt spürbar. Der Wetterbericht kündigt solche Episoden als Tropennächte an, wenn das Thermometer bei Nacht nicht unter 20°C fällt. Für wetterempfindliche Menschen ist dieses Kriterium aber zu eng gefasst, sie verbringen auch bereits bei geringerer Hitze eine unruhige Nacht.

Meteorologen sprechen von einer Tropennacht, wenn die Nachttemperatur im Zeitraum von 18 Uhr bis 6 Uhr (UTC*) die 20°C nicht unterschreitet. Während der Sommerzeit entspricht das dem Zeitraum zwischen 20 Uhr und 8 Uhr. Wenn die Uhren auf Winterzeit umgestellt werden, sind in Mitteleuropa keine Tropennächte zu erwarten. Alle 10 Minuten wird die Temperatur gemessen und keine Messung darf unterhalb der 20°C-Grenze liegen. Deshalb sind meteorologische Tropennächte hierzulande ein sehr seltenes Phänomen. So werden in Berlin durchschnittlich 5 Tropennächte pro Jahr registriert, in Wien sind es 15.

Gefühlt liegt die Zahl der schwülheißen Nächte, in denen man keinen Schlaf findet aber deutlich höher. Das liegt daran, dass die Meteorologen gebannt auf das Thermometer starren, aber die gefühlte Temperatur unbeachtet bleibt. Für den Menschen, der sich schlaflos im Bett wälzt, spielt aber die Luftfeuchte und die von Gebäuden ausgehende Strahlungswärme eine wichtige Rolle. Gerade der Wärmespeicher „Gebäude“ macht sich besonders unangenehm bemerkbar. Hält die Hitzewelle länger an, so speichern die Wände der Gebäude aber auch der Straßenbelag tagsüber große Wärmemengen, die sie ständig wieder abgeben, doch nach Sonnenuntergang ist der Effekt besonders deutlich zu spüren: In Städten wird es abends nicht mehr kühl. Zu diesem Empfinden trägt sicherlich auch die nach langer Hitze oft hohe Belastung der Atemluft mit Ozon und Staub bei. Die Luft „steht“ zwischen den Häusern. Selbst Lüften bringt dann kaum Linderung, denn herein strömte nur die tagsüber erhitzte Luft. Das Schlafzimmer wird zur Schwitzkammer in der kaum jemand erholsamen Schlaf findet.

Dann hilft nur noch die kluge Wahl der Bettwäsche. Ein häufig anzutreffender Fehler ist der komplette Verzicht auf Bettwäsche und Bekleidung. Beides ist wichtig und sollte beibehalten bleiben, wenn auch in leichter Form. Nachthemd und Schlafanzug saugen den Schweiß auf, dadurch bleibt der Körper trocken und fröstelt nicht so leicht, wenn gegen Morgen die Temperatur endlich sinkt. Sonst besteht die Gefahr, dass man genau in dem Moment mit leichtem Schauer erwacht, wenn man endlich gut schlafen könnte. Das selbe gilt für die Bettwäsche. Wer darauf verzichtet zwingt sich selbst dazu bei Nacht nach der gewohnten Zudecke zu suchen – und wacht dabei auf. Besser ist es auf die Einlage der Bettwäsche zu verzichten und den dünnen Bezug allein zu verwenden. Der hat das vertraute Format und gestattet es , sich auch im Halbschlaf sich wieder zuzudecken.

Empfehlenswert ist auch trickreiches Lüften. Wer tagsüber oder am Abend die Fenster öffnet, fängt sich heiße, staubige und möglicherweise schwüle Luft ein. Besser ist es erst in der Nacht (falls man erwacht oder noch wach liegt) oder am frühen Morgen für den Luftaustausch zu sorgen. Dann hat sich die Aussenluft spürbar abgekühlt, im besten Fall hat sie dabei auch an Luftfeuchte eingebüßt. Nun gilt es nur noch den idealen Zeitpunkt zum Schließen der Fenster zu erwischen, bevor es draussen wieder heiß und möglicherweise schwül geworden ist. Nun bedarf es nur noch hinreichender Disziplin Fenster, Vorhänge und Rollläden konsequent geschlossen zu halten, bis zur nächsten Nacht.

Hierzulande sinkt inzwischen die Wahrscheinlichkeit für Tropennächte, deshalb fahren derzeit viele Menschen gen Süden. Dort sind die Nächte noch warm, gelegentlich auch schwül. Das sind ideale Bedingungen, um die Tipps gleich auszuprobieren. Wer im Urlaub den Abend bis in die Nacht ausdehnt und erst spät zu Bett geht, kann bei offenem Fenster schlafen. Sehr viel kühler als zur Mitternacht wird es nicht werden. Wenn am späten Morgen die Sonne bereits am Himmel steht sollte das Lüften beendet werden – genau der Zeitpunkt, wann die meisten Urlauber aufstehen.



* UTC = koordinierte Weltzeit, englisch: Coordinated Universal Time, französisch: Temps universel coordonné (bis 1972 auch mittlere Greenwich-Zeit genannt, Greenwich Mean Time, GMT)

Quellen:

Dipl.-Met. D. Paetzold, O. Eppers, S. Kugel: Heiße Nächte. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 10.08.2013

Erstellt am 12. August 2013
Zuletzt aktualisiert am 15. August 2013

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