Bagatellisieren von Bauchschmerzen belastet die Seele
Klagen Kinder über Koliken drohen Angst und Depression
Wer im Kindesalter unter unerklärlicher Leibschmerzen litt, ist prädestiniert als Jugendlicher oder junger Erwachsener eine Angststörung oder Depression zu entwickeln. Auch wenn die von Medizinern oft wolkig als „funktionelle Bauchschmerzen“ klassifizierten Beschwerden mit der Pubertät verschwanden, erwies sich das Risiko für psychische Erkrankungen im Erwachsenenalter als nachhaltig stabil. Doch was plagte die Kinder zuerst, die unausgesprochene Angst oder die unsäglichen Bauchschmerzen?
Ein Forscherteam der Vanderbilt University in Nashville (Tennessee, USA) untersuchte 332 jungen Erwachsene, die im Kindesalter über unerklärliche Bauchschmerzen geklagt hatten. Mehr als die Hälfte der Betroffenen (51%) hatte in den zurückliegenden Jahren unter Ängsten gelitten, bei etwa 30% konnten eine akute Angststörung diagnostiziert werden. Damit lag die Belastung in der Untersuchungsgruppe deutlich über dem Durchschnitt der Altersgenossen (12%). Auch das Lebenszeitrisiko für depressive Erkrankungen lag mit rund 40% deutlich über dem Durchschnitt Gleichalter (16%). Dabei waren die jungen Erwachsenen, die immer noch (oder schon wieder) an Bauchschmerzen litten deutlich häufiger betroffen als inzwischen schmerzfreie ehemalige Bauchweh-Kinder.
In ihrem Fazit fordern die Forscher, den funktionelle Bauchschmerzen bei Kindern größere Aufmerksamkeit zu schenken. Eine Verharmlosung kann sich als folgenschwere Fehldiagnose erweisen unter der die Menschen möglicherweise ihr gesamtes Leben zu leiden haben. Wichtig sei dabei den Fokus nicht ausschließlich auf die Schmerzbehandlung zu legen, sondern auch die Anfälligkeit für Angststörungen und Depressionen im Auge zu behalten. Die psychischen Erkrankungen können fortbestehen, selbst wenn sich die Bauchschmerzen längst gebessert haben.
Quellen: Shelby, G.D. et al. (2013): Functional Abdominal Pain in Childhood and Long-term Vulnerability to Anxiety Disorders. Pediatrics, online veröffentlicht am 12.08.2013
Erstellt am 10. Oktober 2013
Zuletzt aktualisiert am 10. Oktober 2013

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