Besonders Mädchen profitieren vom Sport im Kindesalter
Sportlern fällt das Lernen leichter
„Mens sana in corpore sano*“ mit diesem „In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“ spornen seit Turnvater Jahns Zeiten (etwa 1837**) die Sportlehrer und Trainer in den Sportvereinen Teenager an. Wenn schon nicht die Freude an der körperlichen Anstrengung selbst, so soll die Aussicht auf bessere Schulnoten zum engagierten mitmachen motivieren. Damit übertreiben die Trainer keinen Deut, denn Kinder die regelmäßig Sport treiben, bringen als Jugendliche bessere Zeugnisse nach Hause.
Wissenschaftler der schottischen Universität Dundee protokollierten mit einem Beschleunigungssensor die körperliche Aktivität, insbesondere das Engagement beim Sport, bei 4.755 Elfjährigen (55% Mädchen). Bei den Knaben ermittelten die Forscher eine tägliche Bewegungszeit von rund einer halben Stunde, bei den Mädchen waren es mit knapp zwanzig Minuten fast 35% weniger. Dann verglichen sie die schulischen Leistungen dieser Kinder im Alter von 11, 13 und 16 Jahren in den Schulfächern Englisch (Muttersprache), Mathematik und Naturwissenschaften.
Teenager, die bereits als Kinder überdurchschnittlich sportlich waren, erzielten durchweg bessere Schulnoten als ihre Altersgenossen, die auf eine bewegungsarme Kindheit zurückblickten. Sie zeigten in allen Altersstufen, also bereits mit 11 Jahren, im Alter von 13 sowie als Sechzehnjährige, bessere Schulleistungen und zwar in direkter Korrelation zum Umfang und Intensität ihrer regelmäßigen sportlichen Aktivität vom Kindes- bis zum Teenageralter. Je früher die Kinder mit dem Sport begonnen hatten, um so deutlicher trat der positive Effekt zutage.
Dabei zeigten sich geschlechtertypische Unterschiede. So genügten bei Mädchen durchschnittlich 12 Minuten (+53%, durchschnittliche Aktivität der Knaben) Sport pro Tag, um die Schulnoten nachhaltig zu verbessern, die Knaben müssen sich dagegen zumindest 17 Minuten (+52%) täglich bewegen. Die genaue Datenanalyse förderte noch weitere spezielle Ergebnisse zutage: Mädchen profitieren insbesondere in den Naturwissenschaften vom Sporteffekt. Für die Autoren der Studie ist das ein sehr interessanter Aspekt, denn hier eröffnen sich ein praktikabler Ansatz „vor allem im Lichte der aktuellen Politik in Großbritannien und Europa, Frauen in den Naturwissenschaften zu fördern“. Mehr Sportunterricht und Bewegungsanimation in der Grundschule und in den unteren Klasse der weiterführenden Schulen könnte die Leistung in den höheren Klassenstufen deutlich verbessern.
"Wenn das Ergebnis unserer Studie durch weitere aussagekräftige Untersuchungen bestätigt wird, könnte das Einfluss auf die Gesundheits- und Bildungspolitik haben", leiten die Forscher ihr Fazit ein. Darin fordern sie hinreichend Freizeit für Kinder und Teenager, um sich körperlich austoben zu können. Offensichtlich können Nachmittagsunterricht und Hausaufgaben sogar mehr schaden als nutzen.
* Das Originalzitat des römisch-antiken Satiredichters Decimus Iunius Iuvenalis, genannt Juvenal (ca. 58 – 138 n.Chr.) lautet: „Orandum est ut sit mens sana in corpore sano“ und bedeutet „Wir sollten beten, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist wohnt“ oder drastischer „Ach wie wäre es doch schön, wenn diese Muskelaffen auch noch denken könnten“.
** 1837 Genehmigung von "Leibesübungen" an Gymnasien, ab 1842 "Turnen" als Schulfach in Preussen
Quellen: Booth, J.N. et al. (2013): Associations between objectively measured physical activity and academic attainment in adolescents from a UK cohort. British Journal of Sports Medicine, online veröffentlicht am 22.10.2013. doi:10.1136/bjsports-2013-092334
Erstellt am 5. November 2013
Zuletzt aktualisiert am 5. November 2013

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