Wetter
Tief „Lilli" befreit den Nordosten Mitteleuropas von extremen Kältereizen
Zum Wochenende wurde Mitteleuropa von einer Luftmassengrenze geteilt. Östlich einer Linie Bremen – Hannover – Erfurt – Passsau – Tschechien und Österreich herrschte klirrende Kälte. Westlich davon war es auch spürbar kälter geworden, aber hier schneite es (gebietsweise zum ersten Mal in diesem Winter) bei moderater Kälte. Doch hier wie dort lag die gefühlte Temperatur deutlich im Minus. Das Atlantiktief „Lilli“ durchmischt die Luftmassen und sorgt für ein einheitliches Niveau der Lufttemperatur.
In Mecklenburg-Vorpommern wurden -17°C gemessen, doch aufgrund des kräftigen Ostwindes und der geringen Sonneneinstrahlung sank die gefühlte Temperatur bis auf -25°C. Im Winter steht die Sonne auch zur Mittagszeit tief am Himmel und schickt dabei hinreichend Licht um die Stimmung aufzuhellen, doch bleibt die Strahlungsintensität gering, sodass sie nur wenig wärmt. Wetterempfindliche Menschen, insbesondere mit Bluthochdruck (Hypertonie) aber auch Gelenkschmerzen und Muskelverkrampfungen sowie Atemwegserkrankungen leiden besonders stark unter den extremen Kältereizen.
Derzeit etabliert sich über Mitteleuropa eine schachbrettartig-symetrische Luftdruckverteilung. Auf der Landkarte links oben südlich von Island liegt ein Tief, rechts oben über dem Baltikum ein Hoch, links unten über dem westlichen Atlantik ein weiteres Hoch und rechts unten ein Tief östlich von Sizilien. Meteorologen sprechen von einem Viererdruckfeld. Diese Anordnung der Druckgebilde führt mit einer südöstlichen Strömung Kaltluft aus Russland und dem Kaukasus heran, die bis in den Nordosten Mitteleuropas gelangte. Dagegen bliebt der Südwesten unter Einfluss milder Atlantikluft vom Atlantik. So konnte im Abstand von wenigen hundert Kilometern eine Temperaturdifferenz von mehr als 20°C entstehen (-14°C in Brandenburg; +6°C am Mittelrhein), aufgrund des starken Ostwindes lag der Unterschied bei der gefühlten Temperatur noch deutlich darüber.
Doch jetzt hat sich die Wetterlage grundsätzlich geändert: Das Islandtief „Lilli“ hat sich in Richtung Großbritannien und Deutschland verlagert und dabei kräftig verstärkt. Derzeit schiebt es die frostige Kaltluft des baltischen Hochdruckgebiets beiseite. Der Luftmassenaustausch bewirkt einen rasanten Temperaturanstieg. Innerhalb eines Tages überschreiten weite Gebiete, die vor kurzem noch unter strengem Frost lagen, die 0°C-Grenze.
Der Luftmassenwechsel kann von heftigen Schneefällen begleitet werden, denn die feuchtwarme Atlantikluft ist leichter als die Kaltluft und schiebt sich zunächst auf das Kaltluftpolster am Boden. Dabei wird die feuchtwarme Luft angehoben und kühlt ab. Die Luftfeuchte kondensiert und es beginnt zu schneien. Sobald sich die Warmluft am Boden durchgesetzt hat, lassen die Schneefälle nach.
„Lilli“ wird sich in den nächsten Tagen weiter nach Süden verlagern, sodass dann das Hoch über dem Baltikum wieder größeren Einfluss auf das Wettergeschehen hierzulande gewinnt. Insbesondere die Nächte kann es dann wieder frostig kalt werden. Das Nordost-Südwest-Gefälle mit Tageshöchstwerten zwischen -5 und +5°C wird vermutlich weiterhin bestehen bleiben.
Quellen: Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann: Starke "Lilli" fegt Gefrierschrank-Temperaturen im Nordosten weg. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 24.01.2014
Erstellt am 27. Januar 2014
Zuletzt aktualisiert am 27. Januar 2014

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