Ritual der Medikamenteneinnahme lindert Kopfschmerz-Attacken
Pille ohne Wirkstoff hilft Menschen mit Migräne
Placebo-Medikamente, die frei von Arzneistoffen sind, verhindern oder lindern Migräne-Kopfschmerzen auch dann, wenn die Patienten den mangelhaften Wirkstoffgehalt der Pillen kennen. Zwar erreichte die Therapie mit dem Scheinmedikament nicht die selbe Wirkung wie eine Therapie mit einem Triptan, doch die Patienten fühlten sich besser als ohne Behandlung. Möglicherweise erklärt sich so auch der therapeutische Erfolg der Homöopathie.
Die Forscher der Harvard Medical School (Boston, Massachusetts, USA) untersuchten für ihre Studie 66 Patienten, die schon seit langer Zeit an Migräne litten. Dabei wurden unter sieben verschiedenen Bedingungen insgesamt 459 Kopfschmerzattacken dokumentiert.
In einer ersten Untersuchung wurden die Ausgangswerte (quasi die patienten-individuelle Nulllinie) für die Schmerzbelastung während einer Migräne-Attacke festgestellt. Ohne Behandlung durchlitten die Patienten eine Kopfschmerz-Periode und notierten nach 30 und nach 150 Minuten die Schmerzintensität.
Bei den sechs folgenden Attacken erhielt die Hälfte der Patienten ein handelsübliches verschreibungspflichtiges Triptan oder eine exakt gleich aussehende Placebo-Pille. Laut Empfehlung der Ärzte (die auf dem Pillenkuvert notiert war) wurden die Pillen eine halbe Stunde nach Beginn der Kopfschmerzen eingenommen. Teil dieser „Information für den Patienten“ waren auch Angaben über den tatsächlichen oder angeblichen Wirkstoffgehalt der Medikamente – es gab auch wirkstofffreie Pillen, die zutreffend als Placebo gekennzeichnet waren.
Dabei zeigte sich, dass die schmerzlindernde Wirkung der Pillen verbessert, wenn tatsächlich ein Medikament enthalten ist. Waren sich die Patienten sicher, dass sie ein wirksames Medikament einnahmen, so war die Wirkung am stärksten. Hegten sie Zweifel, so war die Wirkung geringer; gingen sie davon aus ein Placebo zu schlucken, schwand die Wirkung noch weiter.
Doch auch ohne Wirkstoff entfalteten die Pillen eine schmerzlindernde Wirkung. Waren die Patienten überzeugt ein wirkstoffhaltiges Medikament einzunehmen, war dieser Effekt auch hier am stärksten. Aber auch die Patienten, die genau wussten, dass ihnen eine wirkstofffreie Pille gegeben worden war, notierten eine spürbare Schmerzlinderung.
Die Forscher errechneten einen Placeboeffekt von mehr als 50% für die Wirksamkeit der Behandlung. Die Erwartungen der Patienten an die Wirkung von Medikamenten ist offensichtlich von entscheidender Bedeutung für den Therapieerfolg. Deshalb ist es wichtig, dem Patienten Vertrauen in die verordnete Therapie zu vermitteln – als Arzt und als Apotheker.
Quellen: Kam-Hansen, S. et al. (2014): Altered Placebo and Drug Labeling Changes the Outcome of Episodic Migraine Attacks. Science Translational Medicine 6(218): 218ra5, online veröffentlicht am 08.01.2014. doi: 10.1126/scitranslmed.3006175 Vollständigen Text können Sie hier als pdf-Datei herunterladen.
Erstellt am 29. Januar 2014
Zuletzt aktualisiert am 29. Januar 2014

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