Hypertonie in der Jugend erhöht das Risiko für Koronare Herzkrankheit (KHK)

Bluthochdruck provoziert Arteriosklerose

von Holger Westermann

Offensichtlich wird die gesundheitsgefährdende Grundlage für eine Verkalkung der Herzkranzgefäße bereits in der Jugend gelegt. Je länger Frauen und Männer bereits mit einem zu hohem Blutdruck leben, um so größer ist offensichtlich das Ausmaß der Koronarverkalkungen – und damit das Infarktrisiko.

Im Rahmen der CARDIA-Studie (Coronary Artery Risk Development in Young Adults) werden seit Mitte der 1980er Jahre 4.681 junge Erwachsene (18 bis 30 Jahre alt) in Hinblick auf ihre Herzgesundheit beobachtet. Im Verlauf von 25 Jahren (1985/86 bis 2010/11) wurden die Teilnehmer acht Mal (nach 2, 5, 7, 10, 15, 20 und 25 Jahren) untersucht, wobei auch der Blutdruck gemessen wurde. Bei der letzten Untersuchung wurde zudem die Verkalkung der Herzkranzgefäße, der Adern, die das Herz mit Sauerstoff und Energie versorgen, bestimmt.

Gemessen wird die Verkalkung durch eine Aufnahme der Herzkranzgefäße im Computertomographen (CT). Wie bei einer Röntgenaufnahme können dabei Dichteunterschiede im Körpergewebe abgebildet werden, doch nicht des gesamten Körpers auf einmal, sondern in einzelnen Schichten. Damit ist eine Untersuchung feiner Strukturen im Körper möglich, beispielsweise großer Blutgefäße wie den Herzkranzgefäßen.

Gemessen wird die Gewebedichte in Hounsfield Einheiten (Hounsfield Units, HU). Dabei hat Luft per Definition -1.000 HU, Fettgewebe ca. -100 HU, Wasser per Definition 0 HU, Knochen zwischen 500 und 1.500 HU. Wird für Blutgefäße eine Dichte von 100 HU gemessen, so entspricht dies einer beginnenden oder mäßigen Verkalkung.

Forscher der Feinberg School of Medicine in Chicago (Illinois, USA) verglichen die 2,5-jahrzehntelange Entwicklung der Blutdruckwerte mit dem im CT gemessenen Grad der Verkalkung der Herzgefäße. Dabei stellten sie einen engen Zusammenhang zwischen der Dauer der Hypertonie und der Intensität der Verkalkung fest. Als relevante Arteriosklerose-Grenze wurden von den Forschern 100 HU angesetzt.

Die Forscher bildeten 5 Patientengruppen und bestimmten den Anteil der Patienten (%), die nach 25 Jahren eine Verkalkung der Herzkanzgefäße von > 100 HU aufwiesen:

  • Gesamter Beobachtungszeitraum normale Blutdruckwerte (987): 4%
  • Gesamter Beobachtungszeitraum mäßig erhöhte Blutdruckwerte (2.085): 7,9%
  • Zu Beginn mäßig erhöhte Blutdruckwerte, später ansteigend (489): 10,1%
  • Schon zu Beginn deutlich erhöhte Blutdruckwerte (903): 17,4%
  • Schon zu Beginn deutlich erhöhte Blutdruckwerte, weiter ansteigend (217): 25,4%


„Bemerkenswert ist, dass bereits eine moderate Hypertonie das Risiko für Herzerkrankungen ansteigen lässt“, so Frau Prof. Dr. Norrina Bai Allen in ihrem Fazit zur Studie. „Patienten und Ärzte sollten bereits im frühen Erwachsenenalter Änderungen des Lebensstils, wie die Verbesserung der Ernährung und Steigerung der körperlichen Aktivität nutzen, um den Blutdruck zu senken und somit später auftretende Herzerkrankungen zu verhindern.“

Quellen:

Allen, N.B. et al. (2014): Blood Pressure Trajectories in Early Adulthood and Subclinical Atherosclerosis in Middle Age. Journal of the American Medical Asocciation (JAMA) 311(5):490-497. doi:10.1001/jama.2013.285122.

Erstellt am 11. Februar 2014
Zuletzt aktualisiert am 11. Februar 2014

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