Kleiner Treibhauseffekt über Mitteleuropa

Saharastaub-Wetter

von Holger Westermann

Kaum Sonnenschein, dennoch schwüle 25°C im Süden Mitteleuropas, die hohe Staubbelastung der Luft bedeutet für viele Menschen eine spürbare Gesundheitsbelastung. Nachmittags und am Abend können sogar Gewitter auftreten. Im Norden, an den deutschen Küsten bleibt es dagegen mit 10°C jahrszeittypisch frisch.

Wer heute Morgen bei Sonnenaufgang aus dem Haus ging, blickte in einen gelblichen Himmel mit organgefarbenem Morgenrot. Besonders intensiv ist dieser Effekt derzeit über Nordfrankreich, Südengland, Benelux und Westdeutschland zu sehen. Durch den feinen Saharastaub, der sich mit einer südöstlichen Strömung über Süd- und Mitteleuropa verteilt, werden auch enorme Mengen potentieller Kondensationskerne in der Atmosphäre verteilt. Das begünstigt die Wolkenbildung in Luftschichten, die normalerweise eine Unterkühlung (mehr als 100% relativer Luftfeuchte) aufweisen können. So wird die Atmosphäre in hohen Schichten diesig, das Sonnenlicht dingt nur spärlich durch.

Die größte Staubkonzentration wird heute im Südwesten Mitteleuropas (und Deutschlands) erwartet. In der Luft über einem m2 Boden sammelt sich bis zu 5g Staub. Das scheint auf den ersten Blick wenig Material zu sein, doch da der Staub sehr fein ist (Korngröße von 0,002 mm bis 0,063 mm) entspricht dies einer enormen Zahl an potentiellen Kondensationskeimen und einer sehr großen Oberfläche, an der das Sonnenlicht, Reflexionsstrahlung und die Rückstrahlung vom Boden gestreut wird.

So begünstigt der Saharastaub einen lokalen Treibhauseffekt, der vielen wetterempfindlichen Menschen Probleme bereitet. Herz-Kreislauf-Patienten spüren die Schwüle, Menschen mit Atemwegserkrankungen, insbesondere COPD, merken, dass die feuchtwarme Luft weniger Sauerstoffmoleküle pro m2 (und damit pro Atemzug) enthält. Aber auch Menschen mit zu niedrigem Blutdruck (Hypotonie) sowie Stimmungsschwankungen leiden unter der drückenden Witterung. Tröstlich ist, dass die aktuelle Großwetterlage nicht dauerhaft stabil bleibt. Saharastaub und Treibhauseffekt weichen wohlmöglich schon bald typisch wechselhaften Aprilwetter – mit spürbar frischerer Tageshöchsttemperatur.

Quellen:

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann: Was bringt der 04.04.2014? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 04.04.2014

Erstellt am 4. April 2014
Zuletzt aktualisiert am 4. April 2014

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