Wetter
Abschiedsbesuch des Winterwetters
Derzeit herrscht noch ruhiges Hochdruckwetter, wobei das „noch“ deutlich betont werden sollte. Im Sonnenschein steigt die Thermometertemperatur tagsüber auf vorfrühlingshafte Werte von 5 bis 11°C. Die gefühlte Temperatur liegt noch deutlich darüber. Unter Hochnebel bleibt es dagegen trist und kühl – das ist die Kehrseite der Hochdruckwetterlage im ausgehenden Winter. In den kommenden Tagen gewinnt die Wetterentwicklung in Mitteleuropa wieder an Dynamik: Regen, im Bergland auch noch einmal Schnee und kräftiger Wind wirbeln die Atmosphäre wieder durcheinander.
Dabei geht der unter Hochdruckeinfluss stabil geschichtete Aufbau der Luftschichten durcheinander. Wo bisher Inversionen den Hochnebel planierten und darunter die Luftschadstoffe konservierten, kann dann wieder Frischluft einströmen.
Zum Wochenende sinkt die Temperatur in 1.5 km Höhe rasant, am Montag dann wieder mit Schwung nach oben. Zumindest kurzfristig, denn schon am Dienstag folgt der nächste, dann wohl länger anhaltende "Absturz" - ein Auf und Ab wie auf einer Achterbahn. Meteorologen wählen diesen Höhenwert als Referenz (Bezugspunkt), da hier die unmittelbaren Einflüsse der Bodenreliefs weitgehend verschwunden sind; abgesehen von mächtigen Gebirgen. Eine Temperaturänderung in dieser Höhe ist somit das Ergebnis großräumiger Strömungsmuster die das Wetter bestimmen..
Diese Prognose stützt sich auf 51 Modellrechnungen des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage. Für jede Berechnung werden die Anfangsbedingungen und die räumliche Auflösung minimal variiert, um so die wahrscheinlichste Prognose für die mittelfristige Wetterentwicklung zu identifizieren. Definitiv ändert sich in den nächsten Tagen die Großwetterlage in Mitteleuropa spürbar. Wie nachhaltig wirksam der Wintereinbruch sein wird ist jedoch noch nicht vorherzusehen.
Mit einem Kaltlufteinbruch in Nordamerika strömt auch kalte Luft über den relativ warmen Nordatlantik, sodass sich dort zahlreiche Tiefdruckgebiete bilden. Diese verdrängen bei ihrer Ostverlagerung das bisher hierzulande wetterbestimmende Hochdruckgebiet. Ab dem Wochenende herrscht wieder Westwetterlage: In rascher Folge ziehen atlantische Tiefdruckgebiete über Nordeuropa von West nach Ost hinweg. Ihre Ausläufer bringen bis weit nach Mitteleuropa hinein wechselhaftes Wetter mit vielen Wolken und häufigem Regen. Dabei wird abwechselnd milde Atlantikluft und kühlere Subpolarluft herangeführt. Die Schneefallgrenze schwankt dadurch zwischen 400 und 1300 m. Nur im Bergland wird es wieder durchgängig winterlich. Dort wachsen in den Kammlagen bis Anfang März sogar noch einmal die Schneehöhen. Wintersportler und ihre Dienstleister wird es freuen. Im Tiefland liegt das Temperaturniveau weiterhin bei etwa 5 bis 10°C. Aber auch dort können Graupelschauer und leichte Nachtfröste vorübergehend Winterstimmung verbreiten.
Ein weiterer Blick in die Wetterzukunft wäre Wahrsagerei. Das illustriert ein Blick auf die extrem unterschiedliche Entwicklung im März der Jahre 2013 und 2014.
Im März 2014 kam nach einem überaus milden Winter rasch der Frühling. Wie derzeit führten damals atlantische Tiefausläufer auf ihrer Vorderseite warme Luft nach Mitteleuropa. Deutschland verblieb überwiegend unter Hochdruckeinfluss, wobei sich die Temperatur bei viel Sonnenschein meist zwischen 10 und 20°C bewegten. Ab Mitte März wurden dann vielerorts sogar mehr als 20°C gemessen. Der März 2014 war daher mit einer Abweichung von 3,5°C überdurchschnittlich warm.
Im Gegensatz dazu stellte sich 2013 nach recht warmem Märzbeginn die Großwetterlage rasch um. Tiefdruckgebiete über Nordosteuropa zapften sibirische Kaltluft an, die sich über Ost- und Mitteleuropa ausbreitete. Dabei kam es nochmals zu intensiven Schneefällen, sodass Deutschland sogar im Tiefland längere Zeit überwiegend schneebedeckt war. Die Nachttemperatur sank Mitte März sogar nochmals verbreitet unter -15°C. Diese Wetterlage hielt im Wesentlichen bis Anfang April an, sodass dann in den Mittelgebirgen noch teilweise über 1m Schnee lag.
Ursache für diese Bandbreite an möglichen Witterungsextremen ist, dass sich durch den hohen Sonnenstand die Luft in den Subtropen bereits stark erwärmt, während die Landmasse der Kontinente im Norden noch sehr kalt ist. Je nach Lage der Tief- oder Hochdruckgebiete und somit der Strömungsverhältnisse über Mitteleuropa wird entweder warme Atlantik- oder Subtropenluft (Saharaluft) herangeführt oder aber noch winterlich kalte Polarluft oder ausgekühlte Festlandsluft aus Russland.
Statistisch gesehen sind kurze Wintereinbrüche im März recht häufig aber nicht nachhaltig. In tiefen Lagen hält sich die Schneedecke nur selten, da der Sonnenstand Mitte März bereits dem von Mitte September entspricht. Ein so extrem kalter März wie 2013 ist heuer (in diesem Jahr) sehr unwahrscheinlich. Damals herrschten sehr spezielle Bedingungen. In Sibirien war es ungewöhnlich kalt und Osteuropa war noch weitestgehend schneebedeckt. Die heranströmende Luft wurde auf ihrem Weg kaum erwärmt und kühlt hierzulande die Landschaft radikal herunter.
In diesem Jahr konzentriert sich der globale Kältepol auf Nordamerika, während es in Sibirien und Nordosteuropa eher zu warm ist. Auch ist die Schneebedeckung in Osteuropa vergleichsweise gering. Trotz vorübergehender Rückkehr von Frost und Schnee bestehen beste Aussichten auf einen alsbaldigen Ausklang des Winterwetters und einem zügigen Frühlingsbeginn – nur das präzise Datum lässt sich noch nicht vorhersagen.
Quellen: Dipl.-Met. Christian Herold: Kommt nochmal der Winter? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 19.02.2015
Dipl.-Met. Martin Jonas: Wie auf der Achterbahn. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 20.02.2015
Erstellt am 20. Februar 2015
Zuletzt aktualisiert am 20. Februar 2015

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